21.11.2022 Ex-Fußballer

Andreas Brehme: "Auf den WM-Elfmeter werde ich täglich angesprochen"

Von Sarah Hegemann
Andreas Brehme schoss 1990 im WM-Finale das Siegtor gegen Argentinien.
Andreas Brehme schoss 1990 im WM-Finale das Siegtor gegen Argentinien. Fotoquelle: Ralph K. Penno

Der ehemalige Fußballweltmeister und -trainer Andreas Brehme schreibt in seiner Autobiografie "Beidfüßig" über seine Anfänge als Amateurfußballer, über erste Bundesligastationen in Kaiserslautern und München bis zu den großen Erfolgen mit Inter Mailand und der Nationalmannschaft. Auch zu aktuellen Themen im Weltfußball bezieht er klare Stellung.

Wie fühlt es sich an, Weltmeister zu werden?
Ich habe wie jeder kleine Junge vor dem Schlafengehen davon geträumt, einmal Weltmeister zu werden, denn Fußball hat mein Leben nach Schulschluss stets bestimmt. Wenn man es dann Jahre später schafft, sich diesen Kindheitstraum zu erfüllen, ist das natürlich ein sehr schönes Gefühl!

Welche Zutaten braucht man, um Weltmeister zu werden?
Um Weltmeister zu werden, muss alles stimmen! Vom Team, über den Trainer, zum Betreuerstab bis hin zum Busfahrer sind alle wichtig und jede Kleinigkeit muss perfekt sein, sonst klappt es mit dem Titel bei der Leistungsdichte in der Weltspitze nicht.

Wo ist das Leben besser? München oder Bardolino?
Meine Heimat ist heute München, aber mein Herz hängt an Italien. Ich liebe das Land und die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen und fühle mich heute selbst fast wie ein Italiener.

Wie haben Sie Siege gefeiert?
Wir haben schon sehr ausgiebig gefeiert, aber immer halbwegs gesittet. Nach dem WM-Gewinn kamen wir erst gegen 1 Uhr nachts ins Hotel bei Rom zurück, da gab es dann ein Bankett mit unseren Partnerinnen und ausgewählten Sponsoren. Geschlafen haben wir aber nicht, denn es ging am nächsten Morgen schon ganz früh nach Frankfurt auf den Römer, wo wir einen fantastischen Empfang der Fans erleben durften.

Ihr Elfmeter 1990 gegen Argentinien ist legendär. Wie oft denken Sie noch daran?
Ich werde täglich darauf angesprochen und erzähle immer wieder gern die ganze Geschichte.

WM 2022 im TV:

Was macht die Faszination Fußball für Sie aus?
Fußball ist eigentlich ein ganz einfacher Sport, trotz des riesigen Apparates, den es mittlerweile um den Sport gibt. Am Ende ist es aber die mentale Einstellung in diesem Sport, die den Unterschied ausmacht.

Welche Chancen rechnen Sie sich für die deutsche Mannschaft in Katar aus?
Ich hoffe doch sehr, dass unser Team das Halbfinale erreicht!

Wie unterscheidet sich Fußball heute von Fußball 1990?
Man kann den Sport kaum miteinander vergleichen. Athletik und Schnelligkeit sind natürlich heutzutage viel ausgeprägter, aber so schlecht waren wir damals auch nicht…

Wer ist ihr Lieblingsspieler und warum?
Ich mag Jamal Musiala. Es macht einfach Spaß, ihm zuzuschauen.

Welche sind Ihre Top 3-Momente Ihrer fußballerischen Karriere?
Es gab sehr viele schöne Momente, aber:

  • 1. Weltmeister 1990
  • 2. Serie-A-Meister mit Inter Mailand
  • 3. Meister mit Kaiserslautern in meinem letzten Spiel als Profi

Vertragsverhandlungen und Spieleragenten sind heute ja auch etwas Anderes als früher. Stimmt es, dass Ihr Rekordtransfer zu Bayern am Frühstückstisch von Uli Hoeneß von Mann zu Mann und ohne Agenten vereinbart wurde? Berichten Sie uns davon!
Ich schreibe davon auch in meinem Buch. Ich habe die großen Transfers damals wirklich selbst verhandelt. Das war damals durchaus üblich und ich würde mich freuen, wenn das die Spieler heute auch wieder so handhaben würden.

Welche Kuriositäten im Fußball haben Sie noch erlebt?
1974 habe ich als Junge die holländische Nationalmannschaft in ihrem Trainingslager bei der WM in Hamburg besucht. Es gab keine große Security, so dass ich mit Neeskens und Johann Cruyff, mit seiner obligatorischen Zigarette im Mund, sprechen konnte und ein Autogramm bekam. Jahre später wollte mich Cruyff zum FC Barcelona holen. Ich habe ihm diese Geschichte erzählt und wir mussten beide lachen, wie klein die Fußballwelt doch ist.

Was macht Andreas Brehme privat am Liebsten und wieviel Platz hat Fußball noch in Ihrem Leben?
Heute liebe ich das Golfspielen und verbringe viel Zeit mit Freunden. Aber Fußball ist immer noch ein großer Teil meines Lebens, ich arbeite als Experte, Markenbotschafter und Berater in der Branche und schaue eigentlich fast jedes Spiel aus der Bundesliga und der Serie A im Fernsehen.

ANDREAS BREHME
"Beidfüßig - von Barmbek bis San Siro"

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