Spenden

Gutes tun – aber richtig

07.12.2020, 07.15 Uhr
von Anne Richter
Bei der Wahl des "Spendenthemas" sollte man dem Herzen folgen.
Bei der Wahl des "Spendenthemas" sollte man dem Herzen folgen.  Fotoquelle: GettyImages/Towfiqu Barbhuiya/EyeEm

Das regelmäßige Spenden von Geld gehört in Deutschland für viele Menschen einfach dazu. Doch angesichts der Vielzahl von Vereinen und Organisationen ist es schwierig, den Überblick zu behalten.

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist groß. Laut prisma-Trend-Umfrage haben 88 Prozent der prisma-Leser schon mal Geld gespendet. Oft ist es aber gar nicht so einfach, sich für eine Organisation zu entscheiden. Hilfestellung können Spendensiegel geben. Laut Stiftung Warentest ist das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI) besonders aussagekräftig. Dessen Mitarbeiter prüfen regelmäßig, ob Spenden entsprechend dem Zweck verwendet wurden und ob die Organisation sparsam und wirtschaftlich arbeitet. Auf der Homepage www.dzi.de gibt es zudem eine Rubrik, in der von bestimmten Organisationen als Spendenempfänger abgeraten wird.

Vorsicht ist geboten, wenn Spendensammler plötzlich vor der Haustür stehen, wenn sie Druck aufbauen, nur unzulängliches oder besonders Mitleid erregendes Informationsmaterial zeigen und wenn sie den Betroffenen keine Gelegenheit lassen wollen, sich umfassend zu informieren. Auch versuchen manche Spendensammler, den Menschen Angst zu machen, sagt Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter DZI. Dies betreffe beispielsweise Organisationen wie Rettungsdienste, wenn etwa Werber andeuten, dass Hilfe im Notfall im Zusammenhang mit einer Mitgliedschaft stehen könnte. "So etwas dürfen Betroffene uns beim DZI gerne melden", sagt Wilke.

Und auch die Organisationen, die häufig einen guten Namen hätten, seien mit derlei Werbung meist nicht einverstanden und froh über eine Rückmeldung. "Es ist auch fast immer unseriös, wenn mit Tieren in der Fußgängerzone für einen Zirkus gesammelt wird", berichtet Wilke. Eine Rückmeldung an das DZI und die entsprechende Hilfsorganisation ist auch hilfreich, wenn Werber an Informationsständen sehr aggressiv vorgehen, sich etwa Menschen in den Weg stellen, um ihnen ein Gespräch aufzunötigen.

Das DZI gibt Spendenwilligen einige gute Tipps an die Hand. So wird dazu geraten, bei der Wahl des "Spendenthemas" dem Herzen zu folgen. Wer etwa Menschen mit Behinderungen helfen möchte, sollte sich gezielt über Organisationen informieren, die in diesem Feld tätig sind. Besser ist es, so ein weiterer Tipp, einen größeren Betrag an einen Empfänger zu spenden, als den gleichen Betrag an mehrere Organisationen zu verteilen – denn jede von ihnen hat Aufwand für Verwaltung. Zudem wird der Spender dann in Zukunft von allen Organisationen, die er bedacht hat, Werbung bekommen, die zur erneuten Spende aufrufen.

Geldspenden sind für die Organisationen flexibel einsetzbar und somit meist lieber gesehen als Sachspenden. Am besten ist laut DZI eine Spende ohne Zweckbindung. So kann die Hilfsorganisation entscheiden, für welches Projekt sie die Mittel gerade am dringendsten einsetzen möchte.

prisma stellt einige Hilfsorganisationen kurz vor:

Die Kindernothilfe trägt das DZI Spendensiegel. Sie unterstützt nach eigenen Angaben mehr als 600 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika und erreicht damit 2,1 Millionen Kinder und deren Familien.

Einen anderen Ansatz verfolgt die Aktion Mensch, denn sie ist als Lotterie aufgebaut und wird somit nicht wie eine klassische Hilfsorganisation wahrgenommen – schließlich gibt es regelmäßig Gewinner und damit eine Gegenleistung für das gekaufte Los. Das Ziel der Aktion Mensch ist es, die Inklusion zu fördern.

Die deutsche Sektion von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen wurde 1993 gegründet. Ziel der internationalen Organisation ist die medizinische und humanitäre Hilfe für Menschen in Not, egal ob in Kriegs- und Krisenregionen oder nach Naturkatastrophen. Der Verein trägt das DZI Spendensiegel.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) setzt sich für den Umwelt- und Tierschutz ein, betreibt Aufklärungsarbeit und ist in der Forschung aktiv. In Deutschland gibt es in vielen Städten Ortsgruppen, die sich lokal engagieren.

Der Verein SOS-Kinderdorf, Träger des DZI Spendensiegels, betreibt in Deutschland Kinderdörfer, Jugendhilfeeinrichtungen, Beratungszentren, Werkstätten für behinderte Menschen und vieles mehr. Im Ausland ist er unter dem Dach von SOS-Kinderdorf International an der Arbeit in 37 Ländern beteiligt.

Besonders niedrigschwellig ist das Angebot von Deutschland rundet auf. Bei den Handelspartnern der Organisation, zu der auch einige Supermärkte gehören, reicht es, an der Kasse "aufrunden, bitte" zu sagen, um bis zu zehn Cent für sozial benachteiligte Kinder in Deutschland zu spenden.

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