Zwischen Luxus und Tragödie

Erinnerungen an den Concorde-Absturz vor 20 Jahren

von Elisa Eberle

Die TV-Doku "Die Concorde – Absturz einer Legende" erinnert an den Mythos um das Überschall-Flugzeug und an die Tragödie, die zu seinem Ende führte.

Sie galt als die "Königin der Lüfte": Fast 25 Jahre lang hat die Concorde als erster Überschall-Passagierflugzeug die Massen fasziniert und ihre Fluggäste begeistert. Dann, am 25. Juli 2000, ereignete sich die Tragödie: Eine vollbesetzte französische Concorde fing wenige Minuten nach dem Start in Paris Feuer. Bei der anschließenden Explosion verloren 113 Menschen ihr Leben. Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach der Katastrophe rollt nun die Dokumentation "Die Concorde – Absturz einer Legende" den Unglücksfall erneut auf. ARTE zeigt den knapp einstündigen Film am Donnerstag, 23. Juli, um 20.15 Uhr.

"Es gibt zwei Worte für die Concorde: Schönheit und Geschwindigkeit", erklärt der ehemalige französische Concorde-Pilot Jean-Louis Chatelain zu Beginn. Alle Piloten der Welt hätten das Flugzeug immer bewundert. Ebenso wie die gut betuchten Passagiere, die für 10.000 Dollar pro Ticket ein luxuriöses Bordmenü erwartete: Originalaufnahmen aus dem Jahr 1998 zeigen unter anderem Kaviar und Champagner auf den kleinen Klapptischen. Diese Eindrücke stehen, ebenso wie die langjährige technische Entwicklung, am Beginn der spannenden Doku, die sich in weiten Teilen als Hommage versteht: Mit ihrer atemberaubenden Geschwindigkeit und ihrer charakteristischen Form (die lange Nase konnte bei Start- und Landung abgesenkt werden) gilt die Concorde als Design-Ikone der Luftfahrt.

Überlebende der ersten Maschine und Angehörige berichten

Erst in der zweiten Hälfte des Films kommen die Regisseure Angela Volkner und Peter Bardehle zur Tragödie vom 25. Juli 2000. Anhand von zwei Schicksalen wird verdeutlicht, wie nah Glück und Unglück für die Passagiere an diesem Tag zusammen lagen: Gleich zwei Concorde-Maschinen sollten an jenem Tag von Paris nach New York fliegen. Das Ehepaar Deifuhs hatte den späteren Flug gebucht. Da ihre Begleitung, Erika Siegel, jedoch keinen Platz mehr ergattern konnte, buchten Friedhelm und Gisela Deifuhs auf morgens um. Dieser Freundschaftsakt rettete ihnen das Leben, während ein anderes Ehepaar, die Tellmanns, in der späteren Maschine ums Leben kam.

Friedhelm Deifuhs hatte den Flug und die Ankunft in New York mit seiner privaten Kamera gefilmt. Ausschnitte der Aufnahmen werden in der Doku gezeigt. "Jetzt sind wir in New York, und sie hat uns sicher da hingebracht", erklärt er am Ende. Erika Siegel erinnert sich bis heute an den Satz: "Das hat er eigentlich noch nie gesagt. Nun war es ja auch eine besondere Maschine, aber es ist wirklich was Makabres dran."

Der Moment der Katastrophe

Doch wie haben die einzigen überlebenden Zeugen, die Mitarbeiter im Pariser Tower, das Unglück erlebt? Der Fluglotse Gilles Logelin berichtet: "Plötzlich haben wir hinten am Flugzeug Flammen gesehen. Ein Kollege neben mir hat sich sofort auf den roten Alarmknopf gestürzt. Und ich habe gleichzeitig den Piloten über Funk gewarnt, dass hinten Flammen aus dem Flugzeug schlagen." Was dann passiert und welche Stimmung im Cockpit herrschte, dokumentieren die Aufnahmen des Flugschreibers: "Panne am zweiten Triebwerk" und "Das Fahrwerk, nein!" sind zwei der letzten entsetzten Ausrufe der beiden Piloten.

Der Pilot Chatelain musste sich diese Aufnahmen im Zuge der Ermittlungen anhören. In der teils ergreifenden Doku spricht er nun erstmals über diese schlimme Erfahrung: "Es ist schwer, Stimmen zuzuhören, wenn die Leute gleich sterben werden." Obwohl nur die technischen Fakten wichtig seien, hätte er auch die menschlichen Zwischentöne vernommen. "Das geht einem dann sehr nahe, wie ein Schlag ins Gesicht."

Das Ende der Concorde und die Pläne der Zukunft

Erst anderthalb Jahre später liegt der Untersuchungsbericht vor: Ein kleines Metallstück sei von einer zuvor gestarteten US-Maschine abgefallen, habe die Reifen der Concorde beschädigt und so eine Kettenreaktion ausgelöst, erklärt Chatelain. Drei Jahre nach dem Unglück wurde die Concorde ausgemustert.

Eines der letzten fünf Exemplare steht heute auf dem Dach des Technik Museums Sinsheim und zieht bis heute Touristen an. Mittlerweile forscht die NASA an neuen Überschall-Passagierflugzeugen. Der Ex-Pilot Chatelain hält nichts davon: "Was wäre der Grund für ein neues Überschallflugzeug? Gut genug, um dafür eine Beeinträchtigung der Umwelt in Kauf zu nehmen, nur um in drei Stunden über dem Atlantik zu sein, statt in acht Stunden? Für mich macht das heute keinen Sinn mehr."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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