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"Die Verurteilten": Zweimal lebenslänglich

von Tom Ruder

Regisseur Frank Darabont bewies bei der Verfilmung eines Romans von Stephen King viel Fingerspitzengefühl. Nicht umsonst gilt "Die Verurteilten", den kabel eins jetzt wiederholt, als einer der besten Gefängnisfilme aller Zeiten.

kabel eins
Die Verurteilten
Drama • 14.10.2020 • 20:15 Uhr

Es ist weitaus schwieriger, einen guten Gefängnisfilm zu drehen als etwa eine humorvolle Komödie oder eine anrührende Liebesschnulze. Es gilt, den Zuschauer mit einer Welt zu konfrontieren, die er nicht sehen will, mit Menschen, für die er kein Verständnis hat, mit einer gesellschaftlichen Struktur, die ihm fremd ist. Meist stehen Themen wie Gewalt im Vordergrund, kaum Emotion. Der US-Regisseur Frank Darabont ging für "Die Verurteilten" (1994) den schwierigsten Weg: Er weckt Sympathien für die Schuldigen. Es ist, als stehe man neben ihnen im tristen Hof und beobachte sie. "Die Verurteilten" – ein Spielfilm mit beinahe dokumentarischen Untertönen wird nun bei kabel eins wiederholt.

Tim Robbins ging durch viele Höhen und Täler im Laufe seiner Karriere. "Die Verurteilten" bot zweifellos eine der besten und dankbarsten Rollen für den heute 61-jährigen Oscar-Gewinner. Er spielt Andy Dufresne, der für schuldig befunden wird, seine Frau und deren Liebhaber getötet zu haben. Zweimal lebenslänglich lautet das Urteil. Der Zuschauer begleitet ihn durch die gesamte Zeit seines Aufenthaltes, sieht, wie Freundschaften entstehen, wie Machtstrukturen ausgelotet werden, wie er isst.

Während Andy immer wieder seine Unschuld beteuert, ist Red Redding (Morgan Freeman) der Einzige, der seine Tat in diesem Knast auch eingesteht. Darabont, der seine Geschichte aus den Augen Reds erzählt, rückt die Beziehung beider, die sich in vielen Jahrzehnten entwickelt, in den Mittelpunkt des Films. Durch sein Fachwissen als ehemaliger Vizepräsident einer großen Bank gewinnt Dufresne zudem das Vertrauen des Gefängnisleiters Norton (Bob Gunton). Der Verurteilte hilft ihm, damit dessen dubiose finanzielle Geschäfte im Dunkeln bleiben. Selbst ereifert sich Andy daran, seine ganz persönlichen Anliegen im Knast voranzutreiben. Er malträtiert den Gouverneur mit täglichen Bitten um Spenden zur Erweiterung der Gefängnisbibliothek.

Mit ungeheurem Fingerspitzengefühl näherte sich der Regisseur dem schwierigen Thema. Dabei hielt er sich konsequent an die Buchvorlage, eine Stephen King-Erzählung, die unter dem Titel "Rita Hayworth and the Shawshank Redemption" erschienen ist. Es ist die Kunst Darabonts, neue Wege zu gehen. In leisen Worten stellt er Regeln auf, die hinter den Mauern ebenso gelten wie davor. Er zeigt Menschen, die Probleme haben und denen der Fluchtweg versperrt ist. Menschen, die keinen Ausweg sehen, und sich doch die Hoffnung erhalten.

Hollywood-Star Morgan Freeman fügte im Corona-Jahr 2020 bisher keinen Film zu seiner umfangreichen Vita hinzu. Zuletzt war er 2019 in "Angel Has Fallen" und "The Poison Rose" zu sehen – beide Produktionen wurden mit bestenfalls mittelmäßigen Kritiken bedacht. Tim Robbins ist hingegen aktuell wieder auf der Leinwand zu sehen: Am 8. Oktober lief der Wirtschaftsthriller "Vergiftete Wahrheit" in den deutschen Kinos an.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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