"Die Story im Ersten"

Milliardengeschäft Inkasso: Wenn schon ein Klingeln Panik auslöst

von Andreas Schoettl

Immer mehr Menschen sind in Deutschland verschuldet. Für die Inkassounternehmen ein Milliardengeschäft – teilweise wird das Geld aber offenbar mithilfe unlauterer Mittel eingetrieben.

ARD
Die Story im Ersten: Milliardengeschäft Inkasso
Dokumentation • 01.04.2019 • 22:45 Uhr

Schon das Klingeln an der Haustüre wurde zum Horror. Anke R. hatte auch keinen netten Überraschungsbesuch zu erwarten. "Ich hatte Angst, dass draußen die Leute vom Inkassounternehmen stehen", sagt sie in der aufrüttelnden Dokumentation von Grimme-Preisträger Michael Richter. Sein Film ist nun im Rahmen von "Die Story im Ersten" zu sehen.

Anke R. liegt innerhalb der massiv ansteigenden Zahl von Bundesbürgern, die sich in der Schuldenfalle winden. Für eine Finanzbeamtin im gehobenen Dienst eine eher selteneres Schicksal. Doch ihr verstorbener Mann scheiterte als Freiberufler, verließ die Familie und weigerte sich, Unterhalt zu zahlen. Anke R. blieb mit den Schulden zurück.

Mit den Schulden kamen auch die Inkassobriefe. Schnell war Anke R. mit dem Doppelten oder Dreifachen des eigentlichen Betrages in den Miesen. Sie schätzt, dass ein Drittel ihrer Schulden allein Inkassogebühren sind.

Inwieweit diese berechtigt sind, will Richter in seinem Film ergründen. Dabei stößt der renommierte Filmemacher auf dubiose Machenschaften. Beispielsweise legt er die sogenannte "doppelte Ernte" offen. Dahinter steckt, dass auf eine offene Forderung hin sowohl ein Inkassobüro als auch eine Anwaltskanzlei mahnen.

Auch mithilfe unlauterer Mittel soll die Inkassoindustrie jährlich rund fünf Millionen Euro umsetzen. Richter zeigt auf, wie die "Eintreiber" für den reinen Profit auch das totale Abrutschen einiger Menschen in Kauf nehmen. Erschreckend ist, dass ihnen noch weitere Bundesbürger womöglich bis in die Obdachlosigkeit folgen werden. Denn die Inkassounternehmen machen ihren Gewinn auch aufgrund einer schwammigen Gesetzeslage. Diesen Missstand musste gegenüber Richter sogar das verantwortliche Bundesministerium einräumen. Hinzukommen die Scham Betroffener sowie die Sorge, einer juristischen Auseinandersetzung auch finanziell nicht gewachsen zu sein – kaum einer wagt es, gegen die Eintreiber gerichtlich vorzugehen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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