"Ich habe mich nicht beworben"

So wurde aus Nicolas Puschmann der erste "Prince Charming"

von Rika Sturm

Es ist mal wieder eine echte Premiere im deutschen Fernsehen: Neben etablierten Datingshows wie dem "Bachelor" oder der "Bachelorette", gibt es jetzt etwas Neues: Mit "Prince Charming" beschreitet die Mediengruppe RTL Deutschland ganz neue Wege.

Bei der Gay-Datingshow buhlen 20 Single-Männer im sonnigen Griechenland um die Kunst eben jenes "Prince Charming" namens Nicolas Puschmann. Das Grundprinzip ist ansonsten hinlänglich bekannt: In jeder der acht Folgen gibt der 28-jährige Hamburger den Kandidaten die Chance, ihn in Einzeldates oder in der Gruppe von sich zu überzeugen. Am Mittwoch, 30. Oktober, startet die Sendung bei TVNOW, dem Videoportal der Mediengruppe RTL. Im Interview spricht Nicolas Puschmann über sein größtes Laster und über die Liebe.

prisma: Herr Puschmann, Sie sind laut offiziellem Steckbrief ein großer Eiscremeliebhaber. An welcher Sorte könne Sie denn überhaupt nicht vorbeigehen?

Nicolas Puschmann: (lacht) Ich bin da eigentlich dieser Standard Stracciatella-Typ. Aber auch mit Schokoladeneis kriegt man mich auf jeden Fall.

prisma: Der "Standard-Dater" sind Sie allerdings nicht: In Zeiten von Tinder, LOVOO und Co. gibt es auch einfachere Wege, einen neuen Partner kennenzulernen, als in eine Datingshow zu gehen. Wie kamen Sie dazu?

Puschmann: Das war eine ganz witzige Geschichte: Ich habe mich jedenfalls gar nicht beworben.

prisma: Sondern?

Puschmann: Ich wurde in Köln praktisch von der Straße aufgelesen (lacht). Ich war am Abend mit einem Freund unterwegs. Anscheinend wurde ich zuvor ein bisschen beobachtet. Und dann sprach man mich an, ob ich denn Interesse hätte, an einem Fernsehformat mitzuwirken. Ich habe zugesagt – gerade weil ich eben nicht der Typ für die Standardwege wie Tinder und Co. bin.

prisma: Was macht den Reiz dieser neuen Sendung aus?

Puschmann: Dass man kein Handy und keinen Kontakt zur Außenwelt hat, sondern einfach das Bauchgefühl und das Herz entscheiden lassen muss. Sich mal wieder richtig schön ohne Ablenkung daten – das ist nicht nur ein schönes Gefühl, es ist auch, wie ich finde, eine wahnsinnig tolle Chance, jemanden so richtig kennenzulernen: den Menschen und nicht nur eine interessante Oberfläche.

prisma: Mit einer neuartigen Datingshow an die Öffentlichkeit zu gehen erfordert auch sehr viel Mut. Was hat Ihre Familie zu diesem mutigen Schritt gesagt?

Puschmann: Meine Familie hat mich in meiner Entscheidung sehr unterstützt. Es klingt kitschig, aber meine Schwester, Mutter und Vater sind meine größten Fans. Sie stehen voll hinter mir und freuen sich, dass nächste Woche schon losgeht.

prisma: In der Sendung werden keine Rosen wie beim "Bachelor" verteilt, sondern Krawatten. Was muss einer haben, damit Sie ihn als "Krawattenkavalier" beglücken?

Puschmann: Nun, zu Beginn ist es wichtig, die Person erst mal grob kennenzulernen. Da reicht schon eine kurze Unterhaltung, immerhin sind es 20 Männer auf einen Schlag. Wenn jemand dabei desinteressiert wirkt, ist das für mich ein klares Zeichen, ihn eventuell verabschieden zu müssen – also ihm keine Krawatte zu geben, denn hier ist es so, dass ich zunächst an alle Kandidaten eine verteile.

prisma: Wie läuft eigentlich die Entscheidung mit den Krawatten ab?

Puschmann: Bei der ersten "Gentlemen Night", so heißen die Entscheidungsnächte, gebe ich Krawatten an alle Kandidaten aus. Bei den fortlaufenden "Gentlemen Nights" muss derjenige, der ausscheidet, mir seine Krawatte zurückgeben. Die Krawatten sind übrigens alle schwarz, also ganz Gentleman-like.

prisma: Für die Singles sind Sie möglicherweise nicht das einzige "Objekt der Begierde" ... Was ist, wenn die Liebe irgendwo hinfällt, wo Sie gerade nicht sind?

Puschmann: (lacht) Schön formuliert! Ich war da von Anfang an sehr realistisch: Na klar kann das passieren, ich bin ja auch nicht Gott. Wenn sich dort zwei Kandidaten verlieben, dann freue ich mich für sie. Das hilft mir dann beim Selektieren: Dadurch gebe ich denen, die wirklich Interesse haben, länger Zeit, mich kennenzulernen. Insofern sehe ich das eher als Vorteil, um den Einen zu finden.

prisma: Die Coming-out-Geschichten der Kandidaten sind sehr unterschiedlich. Worin sehen Sie den Grund, dass viele homosexuelle Menschen sich diesen Schritt lange nicht trauen?

Puschmann: In der Gesellschaft liegt das vor allem an der Unaufgeklärtheit vieler Bürger. Vor allem in ländlicheren Regionen fehlt nach wie vor oft die Akzeptanz. Und auch wenn die Eltern sich noch nie mit Homosexualität beschäftigt haben oder im Freundeskreis regelmäßig Homosexuellenwitze gerissen werden, kann das extrem abschrecken. Viele Menschen haben noch nicht begriffen, dass jedes Leben gleich viel wert ist. Man muss sich ja auch nicht dazu bekennen, hetero zu sein.

prisma: Sie haben sich schon mit 15 geoutet. Wie lief das ab?

Puschmann: An einem Abend hatte ich mich lange mit einer lesbischen Freundin unterhalten und mir ein bisschen Mut angetrunken. Ich war wieder einmal zu spät zu Hause. Meine Mutter hörte mich natürlich, kam aus dem Schlafzimmer. Sie fragte vorwurfsvoll, wie spät es denn sei. Ich antwortete nicht mit der Uhrzeit, stattdessen sagte ich: "Der Typ, mit dem ich immer telefoniere, ist nicht ein Freund, sondern mein Freund, ich bin schwul". Meine Mutter hat das ohne zu zögern akzeptiert. Bei meinem Vater dauerte es ein klein wenig länger.

prisma: Sehen Sie in dem neuen Format eine Chance, aufzuklären? Gerade junge Menschen, die auf der Suche nach Orientierung sind, dürften da genau hinsehen ...

Puschmann: Absolut. Wir wollen Mut machen. In der Sendung hört man so viele verschiedene Storys und wird dadurch vielleicht sogar inspiriert, sich selber zu outen. Es wäre natürlich eine Lüge, zu sagen, das Outing läuft immer so gut. Auch das kommt in unserer Show zur Sprache: dass es oft große Probleme gibt. Ich sehe dennoch einen Vorteil darin: Man lernt auch aus diesen Fällen. Es gibt immer einen Weg, die Ereignisse positiv zu nutzen. Die Zuschauer hören, was man erreichen kann, wenn man endlich für sich einsteht. Nur darauf kommt es meiner Meinung nach an!

prisma: Von Sex-Podcaster, über Gogo Tänzer bis hin zum Dating-Anfänger ist bei den Kandidaten alles dabei. Gibt es für Sie einen Punkt, an dem Sie sagen, so soll sich mein Freund nicht öffentlich zeigen?

Puschmann: Ganz klar: Ich finde, Geschlechtsteile gehören absolut nicht in die Öffentlichkeit. Das wäre bei meinem Partner ein absolutes No-Go. Man muss ja auch nicht alles mit der Öffentlichkeit teilen, es sollte schon noch einen privaten intimen Bereich in einer Beziehung geben. Wenn mein Freund für die Arbeit sexy Bilder machen würde, hätte ich nichts dagegen, denn wir wissen ja alle: "Sex sells".

prisma: Hat es Ihnen so gut gefallen vor der Kamera zu stehen, dass wir Sie in anderen Formaten im Fernsehen wiedersehen werden?

Puschmann: Am Anfang war es bei einem Einzeldate natürlich schon schräg, von Kameras umringt zu sein. Mit der Zeit habe ich mich vor der Kamera dennoch pudelwohl gefühlt. Deswegen bin ich nicht abgeneigt, wenn mir ein Angebot für eine Sendung gefällt.

prisma: Gedreht wurde im stylishen Ambiente in Griechenland. Was durfte denn auf der Reise nicht in Ihrem Koffer fehlen?

Puschmann: Es waren drei Koffer. Ich packe generell immer viel zu viel ein. Wenn es mal "Shietwetter" ist, wie der Hamburger sagt, darf eine Regenjacke nicht fehlen. Auf Griechenland braucht man aber eher T-Shirt und Sonnenbrille. Einen Labello habe ich immer in der linken Hosentasche. Ohne werde ich immer ganz nervös. Ich bin tatsächlich ein bisschen Lipbalmsüchtig.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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