Comedy-Senkrechtstarter im Interview

Shahak Shapira: "Markus Söder sollte sich mal locker machen!"

Der in Israel geborene und in Berlin lebende Humorist Shahak Shapira hat eine neue Comedy-Show: "Shapira Shapira" läuft ab Dienstag, 9. April, wöchentlich 23.15 Uhr, auf ZDFneo.

Und logisch, dass der 31-Jährige Shootingstar der Comedy-Szene wie gewohnt kein Blatt vor den Mund nimmt: Es gibt Stand-Up und Sketche von der scharfzüngigsten Sorte. Dahinter will Shapira, der in der Vergangenheit nicht zuletzt durch seine Spitzen gegenüber Rechtspopulisten für Aufsehen sorgte, aber nicht ständig eine Botschaft sehen, eher betrachtet er sich und seine Kunst als schlichten Spiegel der Gesellschaft. Ein Gespräch über gute Witze und die Shapira'sche Comedy-Formel.

prisma: Shahak Shapira, am 1. April feiern Sie Ihren 31. Geburtstag. Schon Scherze für Freunde und Familie ausgedacht?

Shahak Shapira. Noch nicht – aber da bringen Sie mich auf eine Idee (lacht).

prisma: Die witzige Spitze gegen andere scheint Ihnen im Job ja großen Spaß zu machen.

Shapira: Ja, wobei ich noch lieber Witze auf meine eigenen Kosten mache. Und mal ganz allgemein: Ich habe als Humorist keine Agenda, das fände ich schädlich für meine Arbeit. Ich plane also nicht, um und gegen wen es in meinen Witzen geht.

prisma: Aber unsere Gesellschaft, mit all ihren Tücken und Macken, haben Sie schon immer im Blick, oder?

Shapira: Auf jeden Fall. Alles, was ich mache, basiert auf alltäglichen Beobachtungen. Wobei ich auch hierzu sagen möchte: Nicht jeder Witz, den ich mache, hat eine bestimmte gesellschaftspolitische oder überhaupt eine Message. Die Leute denken immer nur, dass alle meine Witze eine Botschaft haben. Ich finde aber, das kann man von einem Humoristen gar nicht verlangen.

prisma: Schaut man sich die Sketche aus Ihrer neuen Comedy-Show an, etwa den über eine "Axt"-Werbung – eine offensichtliche Parodie auf ach so männliche Männer-Deodorant-Werbemacher -, möchte man meinen, Sie nehmen eine ganze Branche gezielt aufs Korn.

Shapira: Okay, beim "Axt"-Sketch steckt schon eine Botschaft dahinter. Hier geht es um das Thema "Toxische Männlichkeit", also wie Männer versuchen, ihre Emotionen mit irgendwelchen peinlichen, verkrampften, eben klischeehaft männlichen Aussagen oder Verhaltensmustern zu kaschieren. Eine politische Message hat das aber nicht.

prisma: Wobei Sie die politische Message ja bisher nicht gerade scheuten.

Shapira: Auch da möchte ich widersprechen: Selbst augenscheinlich politische Witze waren oft nicht politisch gemeint.

prisma: Auch nicht die über Neonazis?

Shapira: Ich fand es nicht politisch, Neonazis zu verarschen. Genauso wenig fand ich es politisch, Homophobe zu verarschen.

prisma: Wenn es nicht politisch war, dann ...

Shapira: ... war es einfach menschlich.

prisma: Jedenfalls haben Sie Ihren Standpunkt, etwa zur AfD, immer wieder deutlich gemacht. Sie sagten auch mal ganz lässig, die AfD wäre eh bald weg.

Shapira: Ja, aus Humoristen-Sicht, und deshalb habe ich mich auch von der AfD und allen anderen innenpolitischen Themen freigemacht, als es darum ging, die neue Show zu gestalten. Erstens, weil es immer noch genug Formate gibt, die sich damit beschäftigen und Witze darauf aufbauen. Und zweitens, weil ich finde, dass wir über größere Themen sprechen sollten.

prisma: Wäre die CSU ein größeres Thema? Immerhin geben Sie auf einem Social-Media-Profil aktuell "Hummus, Death Metal und Markus Söder" als Ihre Hobbys an.

Shapira: Söder ist auch ein Hobby von mir, das stimmt. Er war einst das It-Girl der deutschen Politik, hat unheimlich viele tolle, weil unheimlich bescheuerte Aussagen gemacht. Mittlerweile langweilt er mich allerdings nur noch.

prisma: Ihr Rat an Söder, damit die Langeweile vorbeigeht?

Shapira: Er sollte sich mal ein bisschen locker machen!

prisma: Zurück zu den Hobbys. Es heißt, dazu zählten nicht nur andere öffentliche Personen, sondern auch Sie selbst. Stimmt es, dass Sie alles, was über Sie geschrieben wird, lesen wollen?

Shapira: Das stimmte, aber aktuell habe ich dazu keine Zeit mehr. Ich meine: Ich trete drei- bis fünfmal pro Woche auf, drehe an den anderen Tagen und schreibe zwischendurch noch Skripte. Meistens komme ich erst um Mitternacht nach Hause, da lese ich dann nicht mehr viel.

prisma: Klingt anstrengend, aber auch ambitioniert. Verfolgen Sie womöglich ein ganz bestimmtes Karriereziel?

Shapira: Mein Ziel ist es grundsätzlich, einfach gute deutsche Comedy zu machen. Und damit meine ich nicht Satire, sondern wirklich: Comedy.

prisma: Und? Gelingt Ihnen das Ihrer Ansicht nach?

Shapira: Zumindest hat das, was ich mache, noch kein anderer Comedian vor mir gemacht.

prisma: Was ist denn Ihre Erfolgsformel?

Shapira: Können und Respekt. Einerseits ist eine gewisse schauspielerische Leistung nötig, und dann muss man eben auch Respekt vor der Kamera haben, also vor den Zuschauern.

prisma: Gibt es deutsche TV-Comedy-Formate, die Sie zumindest ähnlich gut finden wie die eigenen?

Shapira: Ich habe keinen Fernseher, gucke ansonsten auch eher amerikanische Sachen.

prisma: Was zum Beispiel?

Shapira: Ich finde die Late-Night-Shows von Jimmy Kimmel und Jimmy Fallon toll. Das sind unheimlich gute Unterhaltungsformate.

prisma: Beides große Rampensäue. Würden Sie sich auch als eine bezeichnen?

Shapira: Ich glaube, jeder Mensch steht gerne im Mittelpunkt – der eine mehr, der anderen weniger. Und jeder, der sich zudem auf eine Bühne stellt, ist zu einem gewissen Grad auch eine Rampensau. Warum würde er das sonst machen?

prisma: Für manche Comedians werden die Bühnen immer größer. Wünschen Sie sich auch immer mehr Menschen vor sich?

Shapira: Na klar! Niemand möchte, dass sein Publikum immer gleich groß bleibt. Ich mache das alles ja auch nicht für mich, sondern für euch!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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