ZDF-Krimireihe

"Spreewaldkrimi – Zeit der Wölfe": Braune Soße beim Abendessen

von Wilfried Geldner

Ein Motorradfahrer stirbt nach einem Unfall im Wald, ein Waldarbeiter fällt vom Baum. Die beiden kannten sich. Der zwölfte "Speewaldkrimi" ist weniger mythisch als sonst, es geht um Fremdenfeindlichkeit.

ZDF
Spreewaldkrimi – Zeit der Wölfe
Krimi • 27.04.2020 • 20:15 Uhr

Kommissar Krüger sieht Hasen, kleine zittrige Gebilde, halb Mensch, halb Tier. Plötzlich und unangemeldet ziehen sie durchs Bild, in gelungener Animation. Der Kommissar wird von einer Schuld geplagt. Er hat eine Täterin laufen lassen und sich somit im Sinne seiner eigenen Gerechtigkeit "über das Gesetz hinweggesetzt", wie Polizeikollege Fichte sagt. Auf jeden Fall wirkt Christian Redl als Krüger im zwölften "Spreewaldkrimi" des ZDF ziemlich ausgebrannt. Er hat, möchte man meinen, ein Borderline-Syndrom. Aber er findet bei der Tätersuche einen Kameraden: Ein Wolf hat sich über die deutsch-polnische Grenze gemacht, und er ist der Gute in diesem Spiel.

Abseits von Märchen und Mythen, wie sie der Spreewaldkrimi, stets vom Autor Thomas Kirchner verfasst, sonst so liebt, rast gleich zu Beginn ein Biker durchs dichte Kieferngehölz und stirbt nach einem krachenden Unfall im Krankenhausaufenthalt. Nicht lange, da fällt ein zweiter Mann vom Baum – der Waldarbeiter hatte mit dem anderen Toten kurz zuvor einen Streit gehabt.

Während nun Buch und Cutter die Unfälle in Spreewaldkrimi-Manier zeitlich vor und rückwärts verschränken, heult ein Wolf durch den Kiefernwald. 15 Kilometer weit kann man den hören, so lernt der Kommissar vom Jäger. Und er heult nicht den Mond an, von dem Krüger so gerne aus dem Off rezitiert. Er will nur sein Rudel finden oder auch eine nette Partnerin. Trotz dieser tröstlichen Kenntnis muss man um Krüger fürchten, tritt doch der Wolf plötzlich zähnefletschend an sein Bett: Will er die Großmutter verspeisen? Doch Krüger kennt keine Angst. Er ist mit dem siebten Sinn gesegnet – ein Spreewald-Profiler kann eben selbst Wölfe lachend verscheuchen.

Was aber ist mit dem Motorradfahrer und dem Waldarbeiter, der vom Baume fiel? Und erst recht mit dem Geld, das ein seltsamer Gönner unter den Spreewaldbewohnern so großzügig verteilt – an Kitas und andere bedürftige Menschen? Alles das wird von Krüger ans Licht gehoben. Fremdenfeindlichkeit liegt irgendwann in der Luft, ein Polizist redet von Eindringlingen, die den Einheimischen das Land wegnehmen. Ganz nebenbei und zunächst nur unauffällig kriecht beim abendlichen Suppelöffeln am Familientisch die braune Soße hoch. Eine Vater-Tochter-Beziehung schiebt sich ins Zentrum der Handlung, eine Tochter wird enttäuscht. Alina Stiegler ist als junge Polizeianwärterin wunderbar und Sascha Alexander Gersak als Vater fraglos eine Wucht.

Mit Pia Strietmann, der Regisseurin, helfen sie beide einem Landschaftskrimi mächtig auf die Beine, der sonst vor lauter Griesgrämerei und Mondsüchtigkeit leicht im Spreewald-Morast zu versinken drohte. Auch Fichte (Thorsten Merten), der hilflos-hilfreiche Polizist an Krügers Seite, ist in dieser Hinsicht mit seinem unaufdringlichen, leisen Humor äußerst behilflich.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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