"GZSZ"-Schauspielerin

Ulrike Frank: "Ich wäre auch gerne mal so taff und direkt wie Katrin"

von Elisa Eberle

Am 29. April wird die 7000. Folge von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" ausgestrahlt. Seit 2002 spielt Ulrike Frank in der RTL-Soap die Rolle der Katrin Flemming. Im Interview spricht sie über ihre größten Herausforderungen, den Dreh auf Fuerteventura und blickt in die persönliche Zukunft.

Ulrike Frank zählt zu den Urgesteinen der RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (montags bis freitags, 19.40 Uhr). Seit 2002 verkörpert sie Katrin Flemming, eine Frau, die schon diverse Höhen und Tiefen erlebt hat und sich derzeit an einem neuen Tiefpunkt befindet. Anlässlich der 7.000. Folge (Mittwoch, 29. April) erinnert sich Frank an ihre Anfangszeit am Set und erklärt, was sich seither verändert hat. Natürlich werden auch die Dreharbeiten zum Jubiläumsspielfilm auf Fuerteventura thematisiert: Mit welchen besonderen Herausforderungen wurde die Crew dort konfrontiert? Und wie geht es für die Serienfiguren Katrin, Nina, Maren und Yvonne weiter? Dies und vieles mehr verrät die 51-Jährige im Interview.

prisma: Ihre Serie gibt es seit 1992. Nach dem Aus der "Lindenstraße" ist "GZSZ" eine der langlebigsten deutschen Fernsehserien überhaupt. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?

Ulrike Frank: Ich glaube, ein Geheimnis ist, dass sich "GZSZ" langsam aber stetig immer erneuert hat. Wir konnten viele Zuschauerinnen und Zuschauer weiter behalten, haben aber auch immer wieder neue dazugewonnen. Inzwischen ist es ja so, dass manchmal schon drei Generationen gemeinsam gucken. Früher war es die Großmutter, die da noch jung war und die damals alleine geschaut hat, jetzt ist es die Tochter, und dann kommen irgendwann die Enkel dazu. Das war eine unmerkliche, aber wichtige Veränderung, die die Serie vollzogen hat. Deswegen ist sie auch heute immer noch total modern und frisch.

prisma: Das heißt, das Geheimnis ist, dass sich die Serie an den Lauf der Zeit anpasst?

Frank: Ja und nein. Die Serie hat sich stetig verändert, sodass sie nach wie vor relevant, modern und innovativ ist.

prisma: Was hat sich seit Ihrem Einstieg 2003 konkret getan?

Frank: Eigentlich hat die Serie sich in jedem Bereich verändert: Optisch, was Kamera und Bilder angeht. Es ist fantastisch, was wir visuell machen. Da können wir mit jedem Fernsehfilm mithalten. In den Studios waren die Sets und die Deko früher an sich schon gut, aber da wackelte vielleicht mal noch die Wand, und jetzt sind es einfach ganz großartige Sets, teilweise 360 Grad, wo man wirklich rundherum drehen kann. Auch die Erzählweise hat sich extrem geändert.

prisma: Inwiefern?

Frank: Die Geschichten sind immer noch nah an den Menschen, aber es ist jetzt sehr viel komplexer. Die Figuren sind vielschichtiger und die Drehbücher sind sehr viel besser geworden. Anfangs waren es eher talking heads, das heißt zwei Menschen saßen sich gegenüber und erzählten sich, was passiert ist, warum, wer daran beteiligt ist und wie sie sich fühlen. Jetzt gibt es auch Szenen, in denen kaum gesprochen wird oder gar nicht, wir sind also mehr dabei, wenn es passiert. Dadurch ist eine große Glaubwürdigkeit entstanden, die natürlich auch damit zu tun hat, dass inzwischen alles Schauspielerinnen und Schauspieler sind. Selbst die Jungen, die zu uns kommen, wenn sie 18 oder 19 Jahre alt sind, haben in der Regel schon Erfahrung im Bereich Schauspiel. Da kann man natürlich auch ganz anders arbeiten.

prisma: Und wie ist es für Sie persönlich, so lange die gleiche Rolle zu spielen?

Frank: Ich finde es unheimlich spannend. Ich mag die Rolle der Katrin Flemming sehr. Ich finde, sie ist eine der besten überhaupt in Serien, weil sie so vielseitig ist. Ich habe schon so viele Facetten von dieser Figur spielen dürfen, dass es auch für mich immer wieder spannend ist. So wie im Moment: Katrin Flemming, die abstürzt und die Kontrolle verliert, Hilfe im Alkohol sucht – das haben wir so vielleicht noch nicht gesehen, und für mich als Schauspielerin ist es natürlich interessant.

prisma: Was war bislang Ihre größte Herausforderung in der Rolle?

Frank: Eine ganz besondere Herausforderung war Katrins Schlaganfall. Da war mir besonders wichtig, glaubwürdig zu spielen und dem gerecht zu werden. Was macht das bei Katrin mit ihrer Aussprache? Wie sehr ist sie eingeschränkt? Da wollte ich besonders sorgfältig sein, weil so viele Menschen selber einen Schlaganfall erleben müssen. Natürlich sind die Folgen bei jedem sehr unterschiedlich. Trotzdem wollte ich verhindern, dass die Betroffenen sagen: Das ist ja totaler Quatsch, was die Schauspielerin da spielt!

prisma: Haben Sie sich speziell darauf vorbereitet?

Frank: Ja. Ich kenne Menschen, die einen Schlaganfall hatten. Ich habe recherchiert, weil Katrin Flemming eine spezielle Krankheit durch den Schlaganfall hatte, nämlich eine Alexie. Das heißt, dass man nicht mehr schreiben und nicht mehr lesen kann. Ich wollte wissen, wie Menschen, die das haben, damit umgehen und wie man es therapieren kann.

prisma: Die 7.000. Folge "GZSZ" wird ein Spielfilm sein, der auf Fuerteventura gedreht wurde. Wie waren diese Dreharbeiten für Sie?

Frank: Das war wirklich aufregend und sehr besonders. Fuerteventura ist eine sehr raue Insel. Nicht umsonst wird diese Insel oft für Dreharbeiten benutzt. Sogar "Star Wars" wurde teilweise dort gedreht. In dieser kargen Wüstenlandschaft vor Ort zu sein, macht schon ganz viel mit einem. Das muss man einfach auf sich wirken lassen, und dann ist schon sehr viel Material zum Spielen da. Es war natürlich eine große Herausforderung für das ganze Team, täglich diese enormen Strecken zurückzulegen. Durchgehend war auch der Wind ganz extrem, der ja schon im Namen der Insel steckt. Dazu hatten wir dann noch das Glück, diesen ganz außergewöhnlichen Calima zu erleben. Das ist ein Sahara-Sandsturm, der auf Fuerteventura immer mal wieder vorkommt. Als wir dort waren, war er wohl so schlimm wie ewig nicht mehr.

prisma: Auf was dürfen sich die Zuschauer in der 7.000. Folge besonders freuen?

Frank: Ich finde toll, dass dieses Mal das Thema Freundschaft im Mittelpunkt steht. Diese vier Frauen, die zwar mehr oder weniger befreundet, aber zusammen auf dieser Insel sind und miteinander umgehen müssen. Was macht das mit ihnen? Trägt die Freundschaft, wächst sie oder zerbricht sie? Da geht es dann schnell ans Eingemachte ...

prisma: Das heißt, wir dürfen uns auf eine Entwicklung in der Beziehung zwischen Nina, Maren, Yvonne und Katrin freuen?

Frank: Auf jeden Fall! Die Freundschaft zwischen den vier Frauen wird auf eine harte Probe gestellt und da geht es teilweise um alles ...

prisma: Und wie, denken Sie, entwickelt sich speziell Ihre Rolle in Zukunft weiter?

Frank: Bei Katrin ist natürlich spannend, wie sie sich nach ihrem Absturz wieder berappelt. Was findet sie für Möglichkeiten, wieder zurück ins Leben zu kommen, wieder die Kontrolle zu bekommen, wieder für ihre Tochter und vielleicht auch für ihre Freundin da zu sein? Wer hilft ihr dabei? Oder muss sie es alleine stemmen?

prisma: Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft der Serie oder auch Ihrer Rolle?

Frank: (lacht) Ich freue mich auf ganz viel in dieser Rolle, weil ich glaube, dass viel spannend sein kann für Katrin Flemming. Ich mag immer Actionszenen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja mal eine James Bond-Episode. (lacht) Das wäre auch mal toll.

prisma: 2014 waren Sie im "Playboy" abgebildet. Erinnern Sie sich noch an die Reaktionen Ihrer Kollegen bei "GZSZ" darauf?

Frank: Ich habe insgesamt sehr gute Reaktionen bekommen, auch von meinen "GZSZ"-Kollegen. Und ich selbst war auch sehr zufrieden und glücklich mit den Fotos.

prisma: Das heißt, Sie würden es wieder tun, wenn die Anfrage nochmal käme?

Frank: Die Frage stellt sich für mich gar nicht. Das war damals eine tolle Sache und ich bin glücklich darüber. Aber man muss ja auch nicht etwas, was damals toll war, unbedingt wiederholen. Deswegen: Damals war es toll, und ich freue mich über das Ergebnis.

prisma: Immer wieder standen Sie auch in Musicals und im Sprechtheater auf der Bühne. Im nächsten Jahr werden Sie mit der Kriminalkomödie "Ein gemeiner Trick" auf Tour gehen. Können Sie bereits mehr zu der Produktion verraten?

Frank: Das ist ein tolles Stück mit vielen Überraschungen. Drei Personen, zwei Schauspieler, eine Schauspielerin. Ich freue mich sehr auf die Arbeit mit den beiden Kollegen, Lukas Sauer und Sascha Rotermund, mit denen ich bislang noch nicht zusammengearbeitet habe. Aber ich kenne und schätze ihre Arbeit sehr. Bislang hatten wir ein Treffen. Marion Kraft macht Regie. Also ist es wirklich ein Viererteam, auf das ich mich sehr freue. Sascha Rotermund kennt man als Synchronsprecher und aus dem Theater. Er hat aber auch schon viel im Fernsehen gemacht, war bei RTL-Serie "Freundinnen – Jetzt erst recht" dabei. Lukas Sauer war bei "Unter uns" und ist noch ein sehr junger Kollege. Und ich glaube, das wird eine sehr spannende Sache. Das Stück ist eine Kriminalkomödie, in der man immer wieder hinters Licht geführt wird. Das wird ein Abend, auf den ich total Lust habe.

prisma: Wenn man die Zusammenfassung des Stücks mit Ihrer Rolle der Katrin Flemming in "GZSZ" vergleicht, fallen einem viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Figuren auf. Sehen Sie diese Ähnlichkeit auch?

Frank: Da sind auf jeden Fall Ähnlichkeiten. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die beiden Rollen sich kennen und schätzen und ähnliche Interessen haben. Und wenn der ein oder die andere eine Parallele sieht, wenn er im Theater sitzt, dann habe ich nichts dagegen.

prisma: Denken Sie, das war eine bewusste Entscheidung, Sie auf diese Rolle zu besetzen oder ist das eher Zufall?

Frank: Das war Zufall. Wir haben nach einem Stück gesucht, von dem wir sehr überzeugt sind und das man gut auf Tour schicken kann. Die Tatsache, dass da eine Ähnlichkeit besteht, hat uns nicht davon abgehalten. Als Schauspielerin werde ich auch ganz neu an diese Rolle rangehen und nicht Katrin Flemming auf die Bühne bringen, auch wenn es Parallelen gibt.

prisma: Haben Sie persönlich sich denn von Katrin Flemming in all den Jahren etwas abgeschaut?

Frank: (lacht) Ab und zu denke ich: Ach Mensch, ich wäre auch gerne mal so taff und direkt. Aber bisher hat das noch nicht geklappt, und ich glaube, das ist auch ganz gut so. Eher ist es umgekehrt manchmal so, dass ich bei Gesten oder bei meinem Lachen denke: Ach, das war jetzt eigentlich eher eine Ulrike-Geste als eine Katrin-Flemming-Geste. Ich spiele diese Rolle jetzt schon so lange, und da fließt natürlich auch mal was ein, aber ich kann sehr gut umschalten. Weil sich die Rolle deutlich von mir unterscheidet, fällt es mir umso leichter, nach Drehschluss abzuschalten.

prisma: Zum Abschluss noch die Frage: Bühne oder Set – was gefällt Ihnen besser?

Frank: Ich glaube, die Tendenz geht ein bisschen mehr zum Set und zur Kameraarbeit. Da fühle ich mich ganz besonders wohl. Ich freue mich aber sehr, dass auch die Bühne ab und zu in meinem Leben möglich ist, weil ich das, wenn ich es nicht habe, schon auch sehr vermisse.

prisma: Also ein kompletter Wechsel ans Theater käme für Sie nicht infrage?

Frank: Ich habe im Theater angefangen und habe das sechs Jahre lang gehabt und fand das auch eine sehr große Herausforderung. Ich glaube, dass mir die Kameraarbeit sehr liegt und deswegen bleibe ich da auch gerne. Bei "GZSZ" fühle ich mich auch einfach so wohl, dass es mir sehr schwer fallen würde, das aufzugeben.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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