Free-TV-Premiere bei 3sat

Maria by Callas: das Porträt einer großen Sängerin

von Wilfried Geldner

In "Maria by Callas" gelingt dem es Regisseur Tom Volf, Tragik und Größe der Opernsängerin Maria Callas in einer faszinierenden Montage einzufangen. 3sat zeigt das Porträt erstmals im Free-TV.

3sat
Maria by Callas
Dokumentation • 25.04.2020 • 20:15 Uhr

"Zwei Menschen sind in mir – die Maria und die Callas. Ich wäre gerne Maria, aber es gibt die Callas, als die ich leben muss", sagt die wohl größte Sängerin des 20. Jahrhunderts. Dass dieser Satz ohne alle Allüren gesprochen ist, verdeutlicht "Maria by Callas" von Tom Volf in den darauf folgenden 114 Minuten. Unter Verzicht auf jeden Kommentar führt der Dokumentarfilm in ausgesuchten Privat- und Archivaufnahmen die entscheidenden Karriere- und Lebensstationen der großen Opernsängerin zusammen. Es ist ernst gemeint, wenn sie, E.T.A. Hoffmann zitierend, sagt: "Wo die Sprache aufhört, beginnt die Musik". Und dann hört man auch schon ihre Stimme in einer "Madame Butterfly"-Aufzeichnung zum Himmel schweben.

Die Callas aber, sie konnte eben nicht nur singen, sondern auch formulieren. "Wenn mir einer wirklich zuhört, wird er alles von mir in meiner Stimme hören", sagt sie zum knallharten Interviewer des amerikanischen Fernsehens, David Frost, nicht ohne voranzustellen: "Ich habe in meinem ganzen Leben immer nur ehrlich gearbeitet." Sie geht dann sehr weit, wenn sie sagt, sie hätte lieber ein intaktes Familienleben mit Mann und Kindern geführt als eine große Karriere gemacht. Dass sie zum Zeitpunkt des Interviews bereits in den späten 40ern ist, verraten die Bilder nicht. Ihr Selbstbewusstsein und ihre bühnenhafte Schönheit sind auch nach dem Drama von 1958 ungebrochen, als sie vor dem Staatspräsidenten und dem Komponisten Bellini die "Norma" in Rom nach dem ersten Akt wegen einer Bronchitis abbrechen musste. Im Ganzen dauerte die Karriere der Callas (1923 – 1977) nach ihrem Debüt 1942 als Tosca in Athen nur 23 Jahre. Ihren Abschied gab sie, wiederum als Tosca, 1965 in Covent Garden.

Aristoteles Onassis war ihre große Liebe

Dass die Interviews und Auftritte nicht immer zeitlich genau einzuordnen sind, ist der Ästhetik dieses Porträts geopfert, das nicht nur durch die perfekte Restauration der Film- und Fernsehbilder besticht, sondern auch durch einen künstlerisch freien Umgang mit dem Material. Früh schon wird das erahnbare Ende, die Tragik ihrer Liebe zu Aristoteles Onassis eingespielt, den sie trotz des herzzerreißenden Schmerzes der Trennung und der Heirat mit Jacqueline Kennedy ihren "großen Freund" und ihre "ewige Liebe" nennt. Irgendwann stand er dann vor ihrer letzten Wohnung in Paris und pfiff, "wie das die jungen Männer in Griechenland machen". Kann Versöhnung schöner sein?

Dass der Regisseur und Callas-Bewunderer Tom Volf im richtigen Leben auch ein Reise- und Modefotograf ist, merkt man spätestens, wenn er die Fülle der modischen Accessoires, der Hüte, Mäntel und Kleider der Callas, die Meute der Fotografen vor den Gangways ins Auge fasst – dem Glamour der Callas und ihrer Zeit wird der gebührende Raum gegeben. Was ihre unvergleichliche Physiognomie betrifft, so darf man es mit dem Urteil der von ihr selbst gepriesenen ersten Athener Lehrerin bewenden lassen. Der große Mund, die interessierten Augen, sagt die, hätten sie sofort überzeugt. Aber vor allem anderen ihr Fleiß.

"Singen", so sagt die erst spät wiederentdeckte Primadonna im Film, sei "der Versuch, einen himmlischen Zustand perfekter Harmonie zu erreichen". Daran hat sie sich offensichtlich ein Leben lang gehalten. An Spekulationen, dass ihre Stimme an diesem Versuch verbrannt sein könnte, beteiligt sich "Maria by Callas" glücklicherweise mit keinem Wort.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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