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"The Orville": Mehr als eine "Star Trek"-Parodie

von Sven Hauberg

Vielleicht muss man sich die Entstehung von "The Orville" so vorstellen: Seth MacFarlane, Erfinder der Zeichentrickserie "Family Guy" und selbsterklärter "Star Trek"-Fan, wollte auch mal auf dem Kapitänssessel der Enterprise Platz nehmen, durfte aber nicht. Also drehte er kurzerhand seine eigene Weltraumserie, in der alles so aussieht wie bei "Star Trek", nur eben anders heißt. Entstanden ist dann nicht, wie einst die ersten Bilder (und das sonstige Schaffen MacFarlanes) vermuten ließen, eine Parodie auf das Enterprise-Universum, sondern so etwas wie eine Hommage.

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Möglicherweise ist in der langen "Star Trek"-Geschichte, die 1966 mit "Raumschiff Enterprise" begann, genau jetzt der richtige Zeitpunkt für "The Orville" gekommen. Denn so weit entfernt von seinen Anfängen war das Franchise noch nie. In "Discovery", dem neuesten "Star Trek"-Ableger, reist die Crew des titelgebenden Raumschiffs durch Paralleluniversen, trifft dort auf Weltraumnazis und springt mithilfe von Pilzen (!) durch die Galaxie. Und das, ohne eine Miene zu verziehen. Eigentlich ein Kunststück. Das war mal anders, als ganz zu Beginn der Reihe Captain Kirk und Mister Spock durch Kulissen aus Pappe stapften und mit leicht bekleideten Frauen flirteten. Also – der Captain, nicht Spock. Aber der Vulkanier, der nie eine Miene verzog, war eben auch nie so ernst gemeint, wie er sich selbst sah.

Nicht so bierernst, wie "Star Trek"

Genau an diese klassische "Star Trek"-Ära knüpft "The Orville" an, auch wenn die Optik eher den Charme der 90er-Jahre versprüht. Statt dystopischen Diskursen formuliert die Serie eine halbwegs optimistische Zukunft, und das mit mehr Humor pro Folge als in einer ganzen "Discovery"-Staffel. Da gibt es etwa an Bord der Orville, der Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer vorsteht, einen Offizier, der der seltsamen Spezies der Moclans angehört. Diese Wesen kennen nur ein einziges Geschlecht, legen Eier und brüten diese während einer Art Mutterschutzurlaub drei Wochen lang zusammen mit ihrem Partner aus. Würden diese Moclans im "Star Trek"-Universum leben, sie böten wohl Stoff für eine ganze Episode zum Thema Gender und Gleichberechtigung. In der Welt von "The Orville" aber muss sich der Moclan-Offizier stattdessen von seinen Crewkollegen fragen lassen, aus welcher Körperöffnung er seinen Nachwuchs denn herausgepresst habe. Das ist zwar typischer MacFarlane-Humor, den man nicht unbedingt witzig finden muss. Immerhin aber nimmt sich diese Serie nicht so bierernst, wie es "Star Trek" bisweilen tut.

In den USA wurde "The Orville" von den Kritikern in der Luft zerrissen, von einem "Abklatsch" war da bisweilen die Rede. Die eigentliche Intention MacFarlanes – eine Hommage zu schaffen, nicht einfach nur eine humorige Kopie – wurde dabei völlig übersehen.

Das bessere "Star Trek"

Die Fans von "Star Trek" – seit jeher eine ganz eigene Spezies – sehen das aber scheinbar anders. "The Orville" sei das bessere "Star Trek", liest man da in Online-Foren und Facebook-Kommentaren. Wenn dann in der zweiten Folge von "The Orville" Captain Mercer und sein erster Offizier – ausgerechnet seine Ex-Frau Kelly (Adrianne Palicki) –, auf einem bizarren Planeten als Exponate in eine Art Menschenzoo entführt werden, fühlt man sich wie zurückversetzt in die gute alte Welt von "Raumschiff Enterprise".


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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