In der vierten Craig-Russell-Verfilmung bekommt es Jan Faber mit einem alten Bekannten zu tun. Wirkliche Spannung mag in den Fernseh-Thriller leider nicht aufkommen.
Reichlich dramatisch startet "Todesengel", der vierte Fall der Krimireihe um Jan Fabel (Peter Lohmeyer). In bester Westernmanier steht der Hamburger Kommissar einer grimmig dreinblickenden Dame gegenüber. Beide belauern sich, haben die Pistole gezogen und aufeinander gerichtet. "Ich kann dich nicht gehen lassen", entfährt es dem Kommissar noch. Dann fällt ein Schuss – und Schnitt. Was es mit diesem Einstieg, auf den John Wayne stolz gewesen wäre, auf sich hat, wer die Dame ist und was die beiden Kontrahenten zu dem Showdown geführt hat, erfahren die Zuschauer erst sehr viel später. Die Spur führt, wie an so vielen Stellen in "Todesengel", zurück in die Vergangenheit.
Als am Elbstrand eine Leiche gefunden wird, kann es Fabel kaum glauben. Der Tote, umgebracht mit einem sauberen Schnitt durch die Kehle, gleicht in seinen Wunden dem Vorgehen einer Serienmörderin, die den Kommissar schon vor vielen Jahren vor unlösbare Probleme stellte: der "Engel von St. Pauli". Erste Nachforschungen führen ihn auf die Spur von Margarethe Paulus (Anne Ratte-Polle), die soeben einer psychiatrischen Anstalt entflohen ist. Sie hat schon Jahre vor dem "Engel" auf gleiche Weise gemordet, besitzt für den Tatzeitpunkt aber ein Alibi.
Nachdem ein weiterer Mann stirbt, stößt Fabel auf eine Recyclingfirma unter der Leitung von Simon Blohm (Hans Löw) und dessen Schwiegervater Ulrich Adebach (Manfred Zapatka). Vielversprechend erscheint zudem eine Verbindung in die Vergangenheit zu einem Erziehungsheim in der DDR, in dem Waisenkinder zu Killern ausgebildet wurden – unter anderem Margarethe Paulus und ihre "Schwestern", wie sie sie nennt. Wer sich dahinter verbirgt, will die psychisch kranke Frau im Verhör allerdings nicht preisgeben. Mehr Hilfe erhofft sich Kommissar Fabel von Polizeipsychologin Susanne (Proschat Madani) und seiner Ex-Freundin Sylvie (Stephanie Japp), die allerdings etwas zu verbergen hat.
Regisseur und Drehbuchautor Jakob Ziemnicki bleibt in der vierten Verfilmung der Bücher von Krimiautor Craig Russell dem Stil der bisherigen Filme treu. Will heißen: Eine düstere Atmosphäre, eine recht farblose Bildgestaltung und explizitere Gewaltszenen, als man es von öffentlich-rechtlichen Produktionen gewohnt ist. Die an sich stimmige visuelle Darstellung kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Handlung nur sehr zäh entwickelt. Einen Spannungsbogen findet man nur bei sehr genauem Hinsehen.
Dass während des Zuschauens der Blick immer wieder in Richtung Armbanduhr abschweift, liegt auch an den konturenlosen Rollen, die die Darsteller um Peter Lohmeyer von Ziemnicki und Co-Autor Nils-Morten Osburg auferlegt werden. Emotionen sind in dem drögen 90-Minüter Mangelware. Weil zudem beinahe ausnahmslos alle Charaktere sehr wortkarg auftreten, wird oft geschwiegen. Sich ausschließlich auf eine dichte Atmosphäre und stylische Bilder zu verlassen, erweist sich in "Todesengel" als Trugschluss. Dieser Krimi ist ein Schuss in den Ofen.
Quelle: teleschau – der Mediendienst