Ein Unternehmer erinnert sich

"Bares für Rares"-Händler Roman Runkel: "Meine Generation hat wirklich nachhaltig gelebt"

09.08.2023, 14.09 Uhr
von Marina Birner

"Ein Stück heile Welt von früher" – dafür stehen einige Sammlerstücke aus dem Repertoire von Roman Runkel. Der "Bares für Rares"-Händler ist leidenschaftlicher Sammler, Restaurator, Segler und Gastronom. Im Interview spricht er über seine Familie, Herzensprojekte und Nachhaltigkeit.

"Ein Nudelholz interessiert natürlich niemanden, aber wenn hundert davon irgendwo hängen, ist das schon beachtlich", philosophiert Roman Runkel (61) schmunzelnd über seine ersten Schritte als Sammler. Er ist ein Mann mit fast so vielen Facetten, wie es alte Kaffeedosen bei ihm daheim gibt: All die Schmuckstücke, die sich über die Jahre angehäuft haben, fanden 2006 auf dem Gelände der alten Steffens-Brauerei in Kasbach bei Linz am Rhein ihr Zuhause. Runkels Restaurant im Kasbachtal ist für den gelernten Gastronomen "Arbeit, Hobby und Familie" zugleich. Und dort, im schnuckeligen Biergarten im Innenhof der "alten Brauerei", zwischen vielen knorrigen Holzfässern und schattenspendenden Bäumen, sitzt der "Bares für Rares"-Händler auch während des Interviews zum zehnjährigen Bestehen der beliebten ZDF-Trödelshow (montags bis freitags, 15.05 Uhr).

Auf der Nase sitzt Runkels Markenzeichen, eine getönte Brille, sein Haar hat er weltmännisch nach hinten gekämmt. Von den Steinmauern des Hofes strahlen die Emaille-Schilder, beinahe so, als ob sie das Treiben beobachten würden. Genüsslich zieht Runkel an seiner Pfeife und schwelgt in Erinnerungen an die "gute alte Zeit". Doch was genau versteht der Händler darunter? Auch darum soll sich das Gespräch mit ihm drehen.

"Ich weiß nicht, ob das Sammeln an sich nachhaltig ist, aber es ist Teil unserer Geschichte", überlegt Runkel. "Das, was erhalten bleibt, war zu seiner Zeit auf jeden Fall nachhaltiger als so manches fortschrittliche Pendant heute." Vom heutigen Konsumverhalten, das vom Wunsch nach größtmöglicher Bequemlichkeit dominiert werde, halte er nicht viel. Der Mann legt gerne selbst Hand an: "Wir betreiben einen Hofladen. Dafür backe ich beispielsweise das Brot", verrät Runkel, der sich im Gespräch bescheiden und bodenständig gibt. Aber ein wenig Stolz schwingt natürlich mit, wenn er preisgibt: "Bei mir gibt es keine Plastiktüten!" Der 61-Jährige zählt seine "kleinen Schritte" gerne auf, "auf die es im Alltag ankommt". Denn so viel ist klar: Beim Thema Nachhaltigkeit orientiert sich der passionierte Segler an einem Leben aus einer anderen Zeit: "Die Generation meiner Eltern und meine Generation hat wirklich nachhaltig gelebt. Da wurde nicht immer alles neu gekauft. Für großen Luxus war kein Geld da."

Immer wieder macht sich Runkel auch selbst die Hände schmutzig, wenn ein alter Traktor oder gar ein Zirkuswagen seine Hilfe braucht. Der Hobby-Restaurator ist nicht nur Familienvater und Sammler mit Leib und Seele, er ist seit 2019 auch umtriebiges Mitglied der "Bares für Rares"-Familie, wie er immer wieder betont. Als einer der Händler kämpft der gebürtige Rheinländer seit 2020 Folge für Folge im Fernsehen um "ein Stück heile Welt von früher". Es wirkt fast so, als sei der Hang zur Nostalgie, der während des Interviews immer wieder spürbar wird, eine Art Panzer – sein Schutz gegen eine "Höher, Weiter, Schneller"-Gesellschaft, die ihm einigermaßen suspekt zu sein scheint.

Roman Runkel erinnert sich: "Für großen Luxus war kein Geld da"

Das passt natürlich. Denn fraglos ist die Nostalgie auch ein wichtiges Element der ZDF-Trödelshow. Das Erfolgsformat "Bares für Rares", das erstmals am 3. August 2013 auf ZDFneo ausgestrahlt wurde, feiert am Sonntag, 13. August, 10.15 Uhr, sein zehnjähriges Bestehen mit einer Spezialausgabe, in der Moderator und Publikumsliebling Horst Lichter unter anderem die "skurrilsten, teuersten, schönsten Exponate" vorstellt. Mittendrin ist dann auch Roman Runkel, der Sammler aus Leidenschaft.

Als es vor zehn Jahren losging, glaubte jedoch kaum jemand daran, dass die Sendung zum Quoten-Dauerbrenner avancieren würde. Der Erfolg war eine regelrechte Sensation. Auch heute noch fährt "Bares für Rares" Tag für Tag zuverlässig Marktanteile von über 20 Prozent beim Gesamtpublikum ein – von Abnutzungserscheinungen keine Spur. Und, erstaunlich: Auch beim jüngeren, werberelevanten Publikum stößt das Format zunehmend auf positive Resonanz. "Für die einen ist es eine Hommage an eigene Erinnerungsstücke, die schon immer in Familienbesitz waren, für die anderen ist es einfach informativ", weiß Runkel die Sendung einzuordnen. Außerdem könne "das wirklich jeder sehen", lacht er: "Wenn man mal zehn Minuten Kaffee kochen geht, ist man sofort wieder dabei."

Darüber hinaus habe die Sendung auch eine soziale Funktion: "Ich denke, sie wirkt beruhigend auf die Gesellschaft – vor allem in einer Zeit wie dieser." Das Format sei im höchsten Maße authentisch, "und es spiegelt irgendwo auch Geschichte wider", befindet Runkel, der das Konzept als schönen Kontrast zum hektischen sonstigen Medienbetrieb sieht.

"Wenn Händler bieten und ich das Objekt unbedingt haben will, dann gibt es auch keine Preisobergrenze"

Authentizität ist ein Wort, das bei ihm im Zusammenhang mit "Bares für Rares" immer wieder fällt. "Man weiß – auch als Händler – nie, was kommt", erklärt Runkel den "besonderen Reiz" der Sendung. Echt sei auch die kleine Rivalität unter Kollegen: Zwar gebe es keine direkte Konkurrenz zu den anderen Händlern, aber ein guter Bieterwettstreit habe noch niemandem geschadet. "Wenn zwei oder drei Händler bieten und ich das Objekt unbedingt haben will, dann gibt es auch keine Preisobergrenze", betont Runkel mit funkelnden Augen und pafft genüsslich an seiner Pfeife. "Wenn mir etwas für die Sammlung angeboten wird, das mir noch fehlt, dann hätte ich es auch gerne – wenn's bezahlbar ist." Der Mann ist eben ein echter Jäger.

Früher, sagt Runkel, ist er noch öfter über Flohmärkte gestreift, immer auf der Suche nach einer weiteren Rarität, die sein Herz höher schlagen lässt. "Ich sammle jetzt seit 35 Jahren. Im Internet haben es Sammler heutzutage aber sehr schwer, denn vieles lässt sich einfach nur schön fotografieren", stellt der 61-Jährige fest. Er müsse Gegenstände, wie etwa seine alten Werbe-Schilder, die er so gerne sammelt, in die Hand nehmen: "Nur so kann ich besser überprüfen, ob es sich um ein Original handelt." Na, da ist die Trödelshow, bei der die Schätze zum Greifen nahe sind, doch genau das Richtige. Auch bei Auktionen ist Runkel gerne vorne mit dabei: "Irgendwo kann man immer ein Schnäppchen machen", sagt er augenzwinkernd. Auf die Frage, ob er in einem seiner vielen Lebensbereiche ans Aufhören denkt, antwortet er nur: "Aufhören gibt es nicht!" – und lacht ...


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren