Jessica Ginkel: "Es ist, als gäbe es da draußen eine zweite Welt"
Jessica Ginkel spielt in der SAT.1-Serie "Nachricht von Mama" eine Mutter mit Krebs. prisma hat sie verraten, wie es war, sich so intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Eine Kritik zur Serie lesen Sie hier.
Was macht "Nachricht von Mama" für dich zu etwas Besonderem?
Das habe ich mich in den letzten Tagen und Wochen auch gefragt: Wie kann man unsere wundervolle Serie kurz und knapp zusammenfassen? Es passiert ganz viel, wir erzählen sehr dicht, jede Figur hat ihre Geschichte, ihr eigenes Thema, neben dem Thema der ganzen Familie, dem Verlust der Mama, Ehefrau, Tochter und besten Freundin. Während man noch mit der einen Sache beschäftigt ist, ploppt die nächste schon auf. Es werden einige Geheimnisse gelüftet. Es ist ein ständiger Wechsel zwischen traurigen, nachdenklichen, komischen, lustigen und berührenden Momenten. Jede Figur hat ihren Platz und Raum – und ich hatte einfach tolle Kollegen (lacht).
Wie ist es, eine Krebskranke zu spielen?
Auch wenn es den einen oder anderen Berührungspunkte in meinem Umfeld gab, habe ich mich bis dato noch nicht so intensiv mit Tod und Krankheit auseinandergesetzt – und es war auch eine ganz andere Art, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das habe ich als große Herausforderung gesehen, diese aber auch gerne angenommen.
Wie hast du dich vorbereitet?
Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die Angehörige mit ähnlichen Schicksalen hatten. Und ich hatte die Gelegenheit mit jemandem zu sprechen, der mir aus erster Hand über seine Ängste und Wünsche erzählen konnte – und ich durfte ihn mit Fragen löchern. Das war sehr bewegend und hat enorm geholfen. Außerdem habe ich mir einen Schauspielcoach genommen, was ich eigentlich bei jeder Produktion mache. Auch er konnte mich mit vielen wertvollen Infos versorgt.
Was hast du für dich aus deinen Vorbereitungen mitgenommen?
Vorher bin ich auf meinem Weg nicht mit vielen Krebspatienten in Berührung gekommen – es ist, als gäbe es da draußen eine zweite Welt. Das alles wirkt so weit weg, wenn man nicht direkt betroffen ist, dabei betrifft es so viele Menschen. Ich habe ein anderes Bewusstsein dafür entwickelt. Es kann jeden treffen, zu jeder Zeit. Deshalb, so empfinde ich es inzwischen, dürfen wir für unsere Gesundheit dankbar sein, solange wir sie haben.
Wirst du dir die Serie ansehen, wenn sie ausgestrahlt wird?
Ja, für den Abend, an dem die ersten Folgen laufen, habe ich mir Freundinnen eingeladen. Das mache ich nicht immer, aber in diesem Fall dachte ich, das könnten wir gemeinsam schauen. Ich hoffe, dass viele Menschen Lust haben einzuschalten und Gefallen daran finden, wie wir die Geschichte erzählen.
"Nachricht von Mama" ist ja nicht dein einziges Projekt. Seit 2021 bist du auch in der Eifelpraxis zu sehen. Ist es schwierig, mit einer neuen Hauptrolle in ein laufendes Konzept einzusteigen?
Das war schon nicht ohne, und ich hatte auch ein bisschen Muffensausen – allerdings erst als ich schon mittendrin steckte (lacht). Zu Beginn habe ich mir da gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich mochte die Figur der Vicky Röver. Nach dem ersten Casting gemeinsam mit Simon Schwarz wollte ich unbedingt mit ihm drehen, er ist ein toller Spieler und Kollege – und ich habe gehofft, dass es funktioniert.
Hat es?
Wir durften schon einen dritten und vierten Teil drehen, also denke ich schon.
Hast du für dieses Jahr weitere Drehs geplant?
Noch nichts, was spruchreif wäre. Ich habe gerade erst die Dreharbeiten für die neuen Eifelpraxis-Filme hinter mir, im Februar folgt dann die Ausstrahlung von "Nachricht von Mama" und im Laufe des Jahres die Ausstrahlung der Eifelpraxis – und dann sehen wir weiter. Aber ich habe auch noch so viele andere Dinge, die ich gerne machen würde.
Zum Beispiel?
Auf der Liste ganz oben steht mit meinem Mann und meinen beiden Kindern mit dem Camper durch die Gegend zu fahren. Das haben wir vergangenes Jahr zum ersten Mal für ein paar Tage gemacht und es war einfach großartig. Mein Sohn hat geweint, als wir den Camper wieder abgeben mussten. Das will ich nochmal länger machen – dummerweise sind wir da auf die Schulferien angewiesen. Außerdem male ich, wenn ich Zeit und Muße habe.
Kann man die Werke irgendwo sehen?
Bisher noch nicht – das ist ja etwas, woran ich arbeiten könnte (lacht). Allerdings kann ich mich nur sehr schlecht von Dingen trennen. Wenn es also eines Tages dazu kommt, dass ich meine Bilder ausstelle und jemand sagt „Das kann ich mir gut in meinem Wohnzimmer vorstellen“ ist es möglich, dass ich sage: „Nein, das geht nicht“ (lacht).
Weltkrebstag
Der Weltkrebstag findet am 4. Februar statt. Das Motto „Versorgungslücken schließen“ soll darauf aufmerksam machen, dass nicht jeder weltweit dieselben Möglichkeiten der Krebsvorsorge und –behandlung hat. In Deutschland erkranken laut Deutscher Krebshilfe jährlich mehr als eine halbe Million Menschen an Krebs. Die Organisation geht davon aus, dass rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermeidbar wären, durch gesunde Lebensweise und Impfungen gegen krebserregende Viren.
SAT.1 veranstaltet eine #MutMachWoche anlässlich des Weltkrebstags vom 4. Bis 11. Februar. Das Thema wird täglich im Frühstücksfernsehen ab 5.30 Uhr aufgegriffen, am Montag, 7. Februar, wird die erste Doppelfolge "Nachricht von Mama" um 20.15 Uhr gezeigt (weitere Folgen an den darauffolgenden Montagen). Im Anschluss wird die Reportage "'Ich bin schön' – Leben mit Krebs" um 22.15 Uhr ausgestrahlt. Im Magazin "akte" läuft am Donnerstag, 10. Februar, um 22.15 Uhr ein "#MutMachSpezial".