Serie in SAT.1

"Nachricht von Mama": Videobotschaften aus dem Jenseits

07.02.2022, 08.06 Uhr
von Christopher Schmitt

Eine an Krebs verstorbene Mutter ist auch nach ihrem Tod für die Familie da. Mit hunderten vorproduzierten Videos versucht sie, ihrem Mann und ihren Kindern durch eine schwere Zeit zu helfen.

SAT.1
Nachricht von Mama
Dramaserie • 07.02.2022 • 20:15 Uhr

Der 13. Geburtstag der Tochter soll perfekt sein. Wie gut für den gestressten Papa, dass Mama alles vorbereitet hat, inklusive Kuchenrezept. Doch backen muss Tobias May (Golo Euler) schon selbst. Seine geliebte Frau Elli (Jessica Ginkel) verstarb vor kurzem an Krebs. Aus dem Familienleben verschwunden ist sie allerdings nicht, schließlich hat sie ihrem Mann und den drei Kindern hunderte kleine Videos für alle Lebenslagen hinterlassen: von Back-Tipps über Gute-Nacht-Grüße bis hin zum Gespräch über Liebeskummer. Und so stimmt auch die Mama ins "Happy Birthday" mit ein – wenn auch nur auf dem Bildschirm eines Laptops.

"Nachricht von Mama" ist Teil der "#MutMachWoche" vom 4. bis 11. Februar, mit der SAT.1 und die Initiative yeswecan!cer Mut machen wollen für ein Leben mit Krebs. Die achtteilige, tragikomische Familien-Serie wird in Doppelfolgen ausgestrahlt und lebt von einer charmanten Idee, die von einer wahren Geschichte inspiriert wurde. Eine todkranke Mutter berichtete einst in der "Oprah Winfrey Show" davon, dass sie ihre Mutter zahlreiche Tapes hinterlassen hat.

Auch Elli entschied sich, ihrem Mann und den Kindern auch über den Tod hinaus mit ihrem Rat zur Seite zu stehen. Tobias kann die Tipps gut gebrauchen, schließlich hat er es als alleinerziehender Vater nicht einfach: Seit dem Schicksalsschlag schleicht sich der Kleine Leon (Matteo Hilterscheid) nachts aus dem Haus, Lisa (Mathilda Smidt) kämpft mit klassischen Teenager-Problemen und könnte ihre Mutter gut gebrauchen. Lennart (Luke Matt Röntgen) verlässt sein Zimmer überhaupt nicht mehr.

Serie findet die richtige Balance

Der Dramedy gelingt es trotz des hochsensiblen Themas, die Waage zwischen Hoffnung und Verzweiflung, aber auch zwischen Tragik und Komik auszubalancieren. Ein bisschen Pathos ist da erlaubt und angebracht. "Bitte weint nicht, wenn ich nicht mehr da bin. Höchstens ein bisschen", lacht Elli stellvertretend mit Tränen in den Augen in die Kamera. Auch wenn ihres endet, muss das Leben ihrer Liebsten ja schließlich weitergehen. Unbeschwertheit gibt es vorerst nicht. Das wird nur allzu bewusst, wenn das City-Roller-Rennen der Kids am frisch bepflanzten Grab der Mama endet.

Für erheiternde Momente sorgt etwa der Giftpfeil-Hagel zwischen den Eltern der Verstorbenen. Oma Barbara (Claudia Rieschel) und Opa Rainer (Helmut Zierl) haben sich längst getrennt. Der ältere Herr hat inzwischen eine neue Freundin mit asiatischen Wurzeln, die nun auch noch ein Kind erwartet. Während Rainer das rassistische Gestänker seiner Ex-Gattin weitestgehend über sich ergehen lässt, weiß sich seine neue Partnerin zu wehren. Bisweilen sorgt auch Tobias für Kurzweil, sei es mit seinen ersten Schritten in die Online-Erotik oder die Überforderung mit seinen Kindern.

Diese Überforderung gehört jedoch auch zu den prägenden tragischen Momenten der Serie. Wenn Tobias sich etwa unerkannt zurückzieht, um nicht vor den Kindern hemmungslos zu Weinen. Nach dem schmerzhaften Verlust seiner Frau sieht sich der Witwer zusätzlich mit der Trauerarbeit seiner Kids und finanziellen Problemen konfrontiert. Wenn der Stolz auf die bittere Realität trifft, wird es zunehmend schwerer, die Fassade aufrecht zu erhalten. Hauptdarsteller Golo Euler verkörpert diese Zerissenheit gekonnt.

Reportage lässt Betroffene zu Wort kommen

Menschen sind fehlbar, und auch tote Menschen waren es. "Nachricht von Mama" tut es gut, dass Elli nicht als makelloser Engel dargestellt wird. Dabei erscheint sie in den Rückblicken, bei den Hinterbliebenen durch Gegenstände wie einen Wollpullover getriggert, durchweg sympathisch: als fürsorgliche Mutter, liebende Partnerin und gute Freundin. Aber eben auch als leidenschaftliche Liebhaberin eines jungen Schriftstellers (Tim Oliver Schultz). Ihr Mann weiß nichts von der Affäre, ihre beste Freundin schon, das birgt dramaturgisches Potenzial.

Eine halbe Million Menschen erkrankt hierzulande jedes Jahr an Krebs. Doch über unangenehme Themen wird nicht gerne geredet. "Nachricht von Mama' macht das Thema sichtbar", erklärt Hauptdarstellerin Jessica Ginkel, die viele Szenen allein vor der Kamera spielen musste. Ginkel führte im Vorfeld auch selbst Gespräche mit Betroffenen. Da sei ihr erst bewusst geworden, "dass eigentlich jeder eine Geschichte dazu zu erzählen hat".

Im Anschluss an den Spielfilm widmet sich SAT.1 in seiner #MutMachWoche dann der harten Realität. Im Gegensatz zur fiktiven Elli haben die Protagonistinnen und Protagonisten der Reportage "Ich bin schön – Leben mit Krebs" diese kräftezehrende Krankheit besiegt. Doch der Krebs beziehungsweise die Folgen der langwierigen Behandlung haben sie gezeichnet. In der Reportage "Ich bin schön – Leben mit Krebs" werden Patientinnen und Patienten gezeigt, die ihren Körper lieben, auch nach all den krankheitsbedingten Veränderungen.

Nachricht von Mama – Mo. 07.02. – SAT.1: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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