Marie Nasemann über "For the Drama": "Ich bin ein emotionaler Mensch, der auch mal laut wird"

In der Beziehung von Rosa (Marie Nasemann) und Gabriel kriselt es. Während sie für „Die Fledermaus“ proben, stecken sie mitten in ihrer Trennung. Die Serie „For the Drama“ erzählt nicht nur die fiktive Geschichte der beiden, sondern wurde auch während der echten Operetten-Produktion an der Bayerischen Staatsoper gedreht.
Hatten Sie vorher einen Bezug zu „Die Fledermaus“?
Marie Nasemann: Meine Eltern haben mich tatsächlich mal als Kind mit in die Oper genommen. Aber da war ich klein und vom Stück ist nicht wirklich viel hängengeblieben. Deshalb bin ich froh, dass ich mein Wissen jetzt noch einmal auffrischen konnte.
Waren Sie als Kind davon begeistert oder eher gelangweilt?
Teils, teils. Mir hat das damals schon gefallen. Das Stück hat recht poppige Lieder, so richtige Ohrwürmer. Und die aufwendigen Kostüme fand ich schon damals beeindruckend. Aber ich weiß auch noch, dass ich Schwierigkeiten hatte, so lange still zu sitzen.
Gehen Sie denn gerne in die Oper?
In Berlin gehe ich so ein- bis zweimal im Jahr in die Oper. Ich bin mehr eine begeisterte Theatergängerin. Aber hin und wieder packt mich die Lust, vor allem auf die tolle Musik der Oper. Die haut mich immer wieder um.
Wie war es für Sie, während der realen Proben von „Die Fledermaus“ zu drehen?
Es war unglaublich toll, einen Einblick in ein so großes Haus zu bekommen. Ich bin in München aufgewachsen und fand es deshalb umso spannender, hinter die Kulissen der berühmten Bayerischen Staatsoper zu schauen. Rund 1000 Menschen arbeiten in dem Haus, und wir waren mit unserer Produktion einfach Teil davon. Allein die Bühne ist der Wahnsinn. Sie ist so groß, dass im Hintergrund drei komplette Bühnenbilder parallel Platz haben.
Hatten Sie Angst, bei den Proben im Weg zu sein?
Nein, gar nicht. Man hatte so ein richtig schönes Gruppengefühl und wurde auch von allen anderen gegrüßt, wenn man sich auf den Gängen begegnet ist. Aber es war natürlich ganz klar, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes die zweite Geige spielen (lacht). Die Opernproduktion hatte immer Vorrang. Und wenn mal jemand keine Lust hatte und nicht gefilmt werden wollte, mussten wir halt improvisieren beziehungsweise damit arbeiten. Aber die Opernstars waren wirklich nett, und ich muss sagen, dass die Opernszene ihrem teilweisen sehr abgehobenen Ruf nicht gerecht wird.
Hätte die Serie auch mit einer anderen Produktion funktioniert?
Inhaltlich knüpft die Serie schon sehr an die Motive von „Die Fledermaus“ an: Rache, Eifersucht, Liebe – das alles steht bei „For the Drama“ auch im Mittelpunkt. Und genau das ist ja auch das Spannende an dem Projekt. Die Gefühle werden sozusagen gedoppelt, denn sie kommen nicht nur in der Operette vor, sondern spielen auch im Privatleben der beiden Protagonisten eine Rolle. Und durch diese Dopplung konnten wir Gespräche mit den Mitwirkenden der Operninszenierung führen, die wiederum unsere Serie vorangebracht haben.
Was hat Sie an dem Projekt überzeugt?
Natürlich hat es mich gereizt, eine Serienhauptrolle zu spielen. Ich hätte dazu sicher auch in einem anderen Rahmen ja gesagt, denn ich wollte unbedingt die Möglichkeit haben, eine Figur mit Tiefe zu entwickeln. Dass ich dann aber auch mehrere Wochen lang Teil einer so großen Bühnenproduktion sein konnte, war großartig. Durch meine Mutterschaft komme ich aktuell nicht zum Theaterspielen, weshalb ich es sehr geschätzt habe, dieses geschäftige, unprätentiöse Treiben hinter der Bühne mal wieder miterleben zu können.
„For the Drama“ – sind Sie „Team Drama“ oder halten Sie Ihre Gefühle eher zurück?
Wenn Drama überspitzt für das Zulassen von Emotionen steht, dann sicherlich. Ich bin ein emotionaler Mensch, der auch mal laut wird, Wut verspürt, auf den Tisch haut oder weint. Eine dramatische Persönlichkeit klingt schnell negativ, aber ich bin halt nicht lässig und cool. Coolness ist sowieso von gestern, wie wir mittlerweile wissen sollten. Das Herunterspielen und Herunterschlucken von Gefühlen ist nicht gut. Wut, Eifersucht, Trauer… das sind alles Emotionen, die zugelassen werden dürfen und ihre Daseinsberechtigung haben. Cool war ich vielleicht vor fünf bis zehn Jahren.
Die beiden Protagonisten Rosa und Gabriel tragen ihre Beziehungsprobleme recht öffentlich aus. Wie stehen Sie dazu?
Ich habe mich neulich erst mit meinem Mann auf offener Straße laut gestritten. Mir war in dem Moment egal, ob mich jemand sieht oder ob das jemand mitbekommt, das musste einfach raus. Nicht später, sondern genau zu dem Zeitpunkt. Von mir aus bin ich dann mal eine Dramaqueen.
Wo ist Ihre persönliche Grenze?
Im Arbeitskontext bin ich sehr professionell, da halte ich Beziehungssachen möglichst raus.
Ist das nicht schwierig, wenn man als Paar zusammenarbeitet? Sie haben ja einen Podcast mit Ihrem Mann…
Ich kann das Dilemma von Rosa und Gabriel in „For the Drama“ gut nachvollziehen. Denn natürlich ist es erst einmal etwas sehr, sehr Schönes, wenn man jemanden trifft, mit dem man eine gemeinsame Leidenschaft hat. Gleichzeitig birgt es großes Konfliktpotenzial, wenn man zusammenarbeitet. Gabriel neidet Rosa zum Beispiel die tolle Stelle, die ihr angeboten wird. Wenn man nicht hundertprozentig selbstbewusst ist und dem anderen seine Erfolge gönnt, wird es schwierig. Mein Mann und ich sehen es als große Chance, zusammenarbeiten zu können. Aber auch wir sind nicht perfekt. Ein weiteres Problem ist, eine Pause von der Arbeit zu finden. Es passiert uns oft, dass wir abends noch zusammensitzen und über Arbeitsthemen sprechen.
In Ihrem Podcast „Family Feelings“ sprechen Sie mit Ihrem Mann über Partnerschaft und Familie. Würden Sie sagen, dass es Ihnen gelingt, Eltern und Liebespaar gleichzeitig zu sein?
Ich glaube, wir sind mittlerweile ein sehr eingespieltes Team. Wir haben von Anfang an versucht, Momente im Alltag für uns als Paar zu schaffen und Date Nights organisiert. So blöd es klingt, aber es erfordert einfach Organisation, damit Zeit für die Liebe da ist.
Sie wurden 2009 als Model einem breiten Publikum bekannt, mittlerweile stehen Sie mehr vor der Kamera. Ist die Schauspielerei Ihre eigentliche Liebe?
Schauspielen ist das, wofür ich brenne. Aber es ist auch ein unsteter Beruf und ich bin sehr auf andere angewiesen. Ich nehme die Dinge auch mal gerne selber in die Hand und kann dank meiner Reichweite auf Instagram in Eigenregie Inhalte produzieren, die mir am Herzen liegen und mich interessieren.
Können Sie sich auch vorstellen, wieder Theater zu spielen?
Filme zu drehen, passt aktuell besser zu meinem Familienleben. Es gibt zwar immer wieder Phasen, in denen ich unterwegs bin, aber in der Regel bringe ich sie abwechselnd mit meinem Mann abends ins Bett. Und ich finde das gerade schön und wichtig, den Tag mit ihnen abschließen zu können. Das würde nicht funktionieren, wenn ich abends immer auf der Bühne stehen müsste. Aber wer weiß, was ist, wenn meine Kinder älter und selbstständiger werden. Vielleicht gibt es dann mein Comeback auf der Theaterbühne.
For the Drama
Samstag, 29. Juni, ab 21.55 Uhr auf 3sat
Alle drei Folgen sind vorab in der ARD-Mediathek verfügbar.