Netflix-Film

"Buba" mit Bjarne Mädel: ein Märchen mit Schmerzen

02.08.2022, 10.39 Uhr
von Julian Weinberger

Den Drogendealer mit Plauze mimte Bjarne Mädel schon in "How To Sell Drugs Online (Fast)". Der neue Netflix-Film "Buba" erzählt als kuriose Märchenstunde dessen Vorgeschichte.

Prequels, Sequels, Spin-offs: Kommt ein Film oder eine Serie beim Publikum an, greift bei den Verantwortlichen meist derselbe Reflex. Auch die bildundtonfabrik lässt sich nun verführen und spendiert Fans des deutschen Serienhits "How To Sell Drugs Online (Fast)" eine Vorgeschichte. Zwar schauen die Nachwuchsdrogenbarone Moritz (Maximilian Mundt), Lenny (Danilo Kamperidis) und Daniel (Damian Hardung) gleich in der ersten Szene ziemlich verdattert aus der Wäsche. Die Show im neuen Film "Buba" (ab 3. August) gehört aber einem anderen: Jakob Otto (Bjarne Mädel).

Kenner der Mutterserie erinnern sich: Der Drogendealer mit aschblondem Haar, dicker Plauze und Schnäuzer kam in Staffel eins von "How To Sell Drugs Online (Fast)" höchst unglücklich ums Leben – er schoss sich mit einer Waffe aus dem 3D-Drucker versehentlich in den Kopf. In "Buba" ist er hingegen quicklebendig, wenngleich er immer wieder unsagbare Schmerzen erträgt. Mal lässt er sich mit einer Schaufel verprügeln, mal Tattoos an die unangenehmsten Körperstellen stechen. "Wenn's mir zu gut geht, passieren schlimme Dinge. Also musste ich dafür sorgen, dass es mir schlecht geht", lautet das Lebensmotto des (Anti-)Helden, der permanent penibel Buch über sein "Sparkonto für Scheiße" führt.

Nutznießer von Jakobs Schmerzen ist, wenn man so will, sein Bruder Dante (Georg Friedrich). Er leidet seit dem tödlichen Autounfall seiner Eltern nicht nur am "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" – er grantelt sich mit feinstem Wienerisch durch den Netflix-Film -, sondern schluckt auch viele bunte Pillen gegen allerlei andere Gebrechen. Aber, und das ist der Clou an "Buba": Dante geht es besser, je schlechter es Jakob geht. Mit seinem Ganoven-Bruder hat er sich deshalb ein ziemlich groteskes und schmerzhaftes System ausgedacht, das ihm den Alltag so unangenehm wie möglich machen soll. Aber dann verliebt sich Jakob – und die Mafia ist plötzlich auch im Spiel.

Fazit: Rasant erzähltes Kuriositätenkabinett

Mit Regisseur Arne Feldhusen hat Bjarne Mädel schon in der Kult-Sitcom "Stromberg" und im preisgekrönten Comedy-Format "Der Tatortreiniger" erfolgreich zusammengearbeitet. Auch auf Streaming-Pfaden ergibt das Duo eine überzeugende Einheit. Das Drehbuchgespann Sebastian Colley und Isaiah Michalski vervollständigt das Team hinter der Kamera. Es hat Mädel ein witziges Skript voller Skurrilitäten und abgefahrener Meta-Gespräche (Wussten Sie, dass Vögel immer mehr Anti-Depressiva schlucken?) auf den Leib geschrieben.

Dann verzetteln sich rachsüchtige Gangster plötzlich in Diskussionen über wertvolle Ü-Ei-Figuren oder die schroffe Gangster-Chefin Doro (Maren Kroymann) schlemmt genüsslich eines ihrer geliebten Tortenstücke. Das in vier Kapiteln erzählte Netflix-Märchen "Buba" gleicht einem Kuriositätenkabinett, einem rasant erzählten obendrein, das sich nicht lange mit Erzählkonventionen aufhält. Dass die Handlung am Ende recht simpel gestrickt ist und der Slapstick bisweilen Überhand nimmt, geschenkt. Allen voran unterhält "Buba" über eineinhalb Stunden prächtig, auch wenn die Moral von der Geschicht' (vertraue deinen Liebsten nicht!) wenig erbaulich ausfällt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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