Wie man Selbstliebe lernen kann
Gegen den gesellschaftlichen Druck: In dieser Doku filmt das ZDF zwei mehrgewichtige Menschen, die versuchen, sich in ihrem Körper endlich wohl zu fühlen.
Wer ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt als der Durchschnitt, kennt das oft aus eigener Erfahrung: Mobbing, Selbstzweifel, dumme Sprüche. Bodyshaming ist auch heute noch ein weit verbreitetes Phänomen. Immerhin gibt es seit einigen Jahren einen gegenläufigen Trend: Die Body-Positivity-Bewegung setzt BMI-Fokussierung und Schlankheitswahn kompromisslose Selbstliebe entgegen. Doch wie gelingt es überhaupt, mit dem eigenen Körper zufrieden zu sein? Die 37°-Reportage "Glück kennt kein Gewicht" begleitet zwei Menschen, die endlich lernen wollen, ihre Pfunde zu lieben.
"Mehrgewichtige und ihr neues Selbstvertrauen" lautet der Untertitel des Films von Jana Matthes und Andrea Schramm, der laut ZDF-Ankündigung "ein Plädoyer für Vielfalt und gegen Bodyshaming" sein soll. Dass das Shaming schon bei der Sprache losgeht, zeigt etwa der Ausdruck "Übergewicht", bei dem das "Abnormale" oder "Falsche" schon mitschwingt. Als "mehrgewichtig" bezeichnen sich hingegen die Protagonisten der Reportage, Nicole und Sebastian.
"Das bin ich"
Jahrelang wurde Nicole wegen ihres Gewichts diskriminiert; fast immer versteckte sie ihren Körper unter weiten Kleidern. Auch in ihren Beziehungen fühlte sie sich nie wohl. Erst ihr jetziger Freund machte ihr klar, dass er sie wegen und nicht trotz ihrer Kurven liebt. Heute will sich Nicole wegen ihres Körpers nicht mehr abwerten – und fordert das auch von ihrer Umwelt. In Shops für Mehrgewichtige findet sie passende schicke Kleidung, in Coachings hinterfragt sie ihr Essverhalten und lernt das Konzept der intuitiven Ernährung. Der Teufelskreis aus Kontrollverlust und Schuldgefühlen soll ein Ende haben. Den neuen Umgang mit ihrem Körper will Nicole sogar in einem Aktkurs beweisen, für den sie Modell steht.
Auch Sebastian nutzt die Kunst, um seinen Körper zu akzeptieren. Der 35-Jährige fotografiert und zeichnet sich selbst – ursprünglich eigentlich, um seine 200 Kilo als Motivation zum Abnehmen vor Augen zu haben. Doch das Selbstbild löste etwas anderes in ihm aus: "Das bin ich". Und doch hallten die Worte seines Chefs noch lange nach, der ihm klarmachte, dass Dicke in der Gesellschaft "als faul und dumm" gelten und keine Karriere machen würden. Später machte dem Mathematiker auch seine Gesundheit zu schaffen, er wollte sein Leben ändern. Heute hat er viele Kilos verloren – aber er muss lernen, mit den verbliebenen Hautlappen zu leben. Dabei helfen ihm wieder die Selbstporträts, bei deren Entstehung ihn die Reportage begleitet.
37° – Glück kennt kein Gewicht – Di. 01.08. – ZDF: 22.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH