Erstausstrahlung

3sat-Doku über "Unser Sexleben" – "Wen liebe ich, wann und warum?"

12.01.2023, 08.34 Uhr
von Rupert Sommer

Aufklärungsarbeit auf 3sat: Die neue Doku befasst sich mit den Lebensphasen der Sexualität, die schon im Mutterleib beginnt. 

3sat
Unser Sexleben – Wen liebe ich, wann und warum?
Dokumentation • 12.01.2023 • 20:16 Uhr

Es sind aufgeklärte Zeiten – fast ohne Tabus. Und ebenso fast alles, was nicht anderen schadet, ist auch erlaubt. Und doch wirken viele Menschen verunsichert, wenn es um ihre Sexualität geht. 3sat möchte mit der neuen Doku "Unser Sexleben – Wen liebe ich, wann und warum?", die in deutscher Erstausstrahlung gezeigt wird, klassische Aufklärungsarbeit leisten. Der Filmemacherin Julia Zipfel geht es um Faktenvermittlung, was man wirklich über Sexualität, Lust und sexuelle Orientierung heutzutage wissen muss. Eine der zentralen Erkenntnisse, auch für vermeintliche "Sexperten": Immer häufiger stellen Wissenschaftler fest, dass es immer mehr individuelle Konzepte von Sexualität gibt und wie fluide diese sind.

Los geht's im Film mit der Sexualität, die bereits im Mutterleib beginnt. Dann werden aus Pubertierenden junge Erwachsene, mehr oder weniger sexuell zufrieden Ehepartner, und schließlich sind da auch betagte Menschen in Pflegeeinrichtungen, die sich auch unter nicht mehr ganz privaten Umständen ausleben wollen. Dabei geht es um die Frage, was unsere sexuelle Orientierung und Aktivität stärker prägt – die Gene oder die Umwelt.

Und dann muss man sich auch von der Vorstellung einer statischen Einstellung zur Sexualität verabschieden. "Kindliche Sexualität ist spontan und spielerisch. Kinder entdecken so ihren Körper und den der Altersgenossen", sagt die Sexualpädagogin Anke Erath. Anstatt Kinder zu einem "schamhaften" Umgang mit sich selbst und mit anderen zu erziehen, geht es um Gelassenheit. Allerdings auch um Umsicht, etwa wenn es darum geht, die Jüngsten vor Übergriffen älterer Kinder und Erwachsener zu schützen. Wichtig ist – wie für alle Altersstufen: Nach Möglichkeit offen über Sexualität sprechen.

Besonders Jugendliche scheinen auch in modernen Zeiten unter enormem Druck und Anspruchsdenken (auch gegen sich selbst) zu stecken, wenn es um Sexfragen geht. Immer mehr Jugendliche äußern Verunsicherung – bis hin zur Unsicherheit, in einem Körper mit dem "falschen" biologischen Geschlecht zu stecken. Meist sind es vor allem Mädchen, die ihr Geschlecht wechseln wollen. Doch nicht nur sie selbst, auch ihre Eltern, ihr Umfeld und ihre Freunde müssen weitreichende Fragen bedenken: Wie kann man eine so fundamentale Entscheidung wissenschaftlich fundiert angehen? "In unserer Studie reagierten die Gehirne der Transgenderjugendlichen in bestimmten Situationen so wie die des Geschlechts, mit dem sie sich identifizierten", sagt die belgische Neuroendokrinologin Julie Bakker, die mit Betroffenen viele Tests durchgeführt hat.

Forscher beschäftigt schließlich auch eine eher moderne Frage: Häufen sich die Outings wirklich deswegen, weil immer mehr Menschen merken, dass sie sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen? Oder liegen die hohen Werte für Homosexualität daran, dass es zum Glück in westlichen Gesellschaften kaum mehr gesellschaftliche Nachteile, schon gar keine gesetzlichen Strafen gibt, wenn man sich dazu bekennt? Immer öfter zeigt sich, dass sich die sexuelle Orientierung im Laufe eines Lebens ändert. So ist der Fall einer Ehefrau und Mutter keine Seltenheit, die in der Doku sagt: "Ich liebe eigentlich Frauen."

Im Anschluss diskutiert Gert Scobel diese und verwandte Fragen ab 21.00 Uhr in der Talksendung "Scobel".

Unser Sexleben – Wen liebe ich, wann und warum? – Do. 12.01. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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