Bei "Markus Lanz"

Dramatischer Bericht: Bürgermeister schildert seine gefährliche Flucht aus Syrien

25.10.2023, 12.26 Uhr
von Natascha Wittmann

In der Talkrunde von Markus Lanz berichtete Bürgermeister Ryyan Alshebl, auf eindrucksvolle Weise, von seiner Flucht aus Syrien. Dabei stellte der Politiker klar, wie fehlerhaft das Migrationssystem der Europäischen Union wirklich ist.

Im Jahr 2015 entschied sich Ryyan Alshebl dazu, aus Syrien nach Deutschland zu fliehen. Bei "Markus Lanz" erzählte der 29-jährige Lokalpolitiker seine einzigartige Lebensgeschichte und gewährte emotionale Einblicke in seine beschwerliche Reise nach Europa. Gleichzeitig sprach Alshebl, der vor Kurzem zum Bürgermeister im baden-württembergischen Ostelsheim gewählt wurde, über Versäumnisse und Fehler der deutschen Migrationspolitik.

Pflicht zu einem sozialen Jahr

Im Gespräch mit Lanz offenbarte er, dass er aktuell mit einer völlig anderen Perspektive auf die Flüchtlingskrise in Deutschland schaue. Gleichzeitig gab er zu: "Das zermürbt mich auch (...), zu versuchen, immer eine objektive Beurteilung der allgemeinen Lage zu geben." Dennoch machte Ryyan Alshebl deutlich, dass man vor allem beim Thema Bürgergeld ansetzen müsse, "wenn wir uns wirklich als Einwanderungsland begreifen wollen". Er sehe zudem als Lösungsansatz eine Pflicht zu einem sozialen Jahr – "als eine Art Rückgabe an die Gesellschaft, die das ganze System auch großzügig finanziert".

Ein Vorschlag, dem Paul Ziemiak nicht viel abgewinnen konnte. Er warnte: "Es löst das Problem im Kern nicht!" Laut des CDU-Politikers sei die Lösung der Flüchtlingskrise längst "nicht nur eine Frage von Geld", sondern es fehle auch an Schul- und Betreuungsplätzen. "Wir sind am Ende der Kapazität in vielen Kommunen", so Ziemiak, der für eine Begrenzung der Flüchtlingsanzahl plädierte.

Er machte in dem Zusammenhang deutlich: "Wir können dieses System nur managen, wenn wir wissen, dass es eine Begrenzung gibt. Die Zahlen müssen runter und so geht es nicht weiter", so Paul Ziemiak ernst. Man müsse sich laut klarmachen, dass "nicht jeder, der nach Deutschland kommen möchte" auch nach Deutschland kommen könne. Gleichzeitig fügte Ziemiak hinzu, dass jedem Geflüchteten natürlich "ein rechtsstaatliches Verfahren" zustehe: "Wir behandeln Menschen wie Menschen, das bedeutet, dass wir niemanden ins Meer zurückstoßen."

"Plötzlich befindet man sich wirklich im Dunklen, im Nichts"

Lokalpolitiker Ryyan Alshebl erklärte derweil bei "Markus Lanz", dass Menschen aus Kriegsgebieten wie Syrien und Afghanistan jederzeit "bei uns auch Schutz finden" sollten, "wenn sie zu uns kommen". Er selbst sehnte sich 2015 nach einer Zukunft in Deutschland. Für seine Flucht riskierte Alshebl nicht nur sein Leben – er bezahlte damals auch rund 4.000 Dollar. Viel Geld für eine äußerst gefährliche Reise, wie er im Gespräch mit Lanz erzählte. Vor allem die rund viereinhalbstündige Bootsfahrt von der Türkei nach Lesbos entpuppte sich laut Ryyan Alshebl als absoluter "Horror": "Plötzlich befindet man sich wirklich im Dunklen, im Nichts, wo man total orientierungslos ist." Der Geflüchtete hatte zeitweise sogar Todesangst, wie er zugab: "Langsam waren die Wellen höher. Es beginnt Wasser ins Boot zu fließen. Plötzlich stellt man sich natürlich die Frage: Wie würde es sich jetzt anfühlen zu ertrinken?"

Doch nicht nur die Reise an sich war laut Alshebl mehr als beschwerlich. Selbst in der deutschen Botschaft in Beirut stieß er auf überraschende Hürden, wie er erzählte: "Man hat immer für Termine Geld zahlen müssen." Der ZDF-Moderator fragte daraufhin fassungslos: "Die deutsche Botschaft ist korrupt?" Der Lokalpolitiker antwortete nüchtern: "Mein kleiner Bruder musste 400 Euro zahlen für einen Termin (...) bei der deutschen Botschaft."

Auf Nachfrage von Kristina Dunz fügte er hinzu: "Er hat das einem Privatmenschen gezahlt. Keiner begreift, welche Funktion dieser Mensch hat, aber am Ende hat er einen Termin bekommen." Daraufhin versprach CDU-Politiker Paul Ziemiak wütend: "Das muss aufgearbeitet werden! Das bleibt jetzt nicht in dieser Sendung, sondern dem werde ich nachgehen. Wenn tatsächlich der Eindruck entsteht, oder es diese Fälle gibt, dass Termine gekauft worden sein sollen bei deutschen Botschaften, dann ist das ein Riesenskandal und wir werden dazu das Auswärtige Amt befragen."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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