Dreiteiler bei ARTE

"China – Die unheimliche Macht": Xi und der große Sprung nach vorn

23.05.2023, 08.06 Uhr
von Wilfried Geldner

Der Dreiteiler "China – Die unheimliche Macht" bei ARTE blickt auf die vergangenen 150 Jahre des Landes zurück. Auf ein 2.000-jähriges Kaiserreich folgten Jahrhunderte der "Demütigung", die Chinas Schicksal und das der Welt bis heute bestimmen.

ARTE
China – Die unheimliche Macht
Doku • 23.05.2023 • 20:15 Uhr

"Geschichte wiederholt sich nicht!" und "Man kann aus der Geschichte lernen!" – das sind die beiden Positionen, die sich dem Zuschauer aufdrängen angesichts des sehenswerten ARTE-Dreiteilers "China – Die unheimliche Macht" (ARTE France, 2022). Die Filme mit ihren vielfachen Dokumentar- und Spielfilmszenen aus zahlreichen Archiven (vom Stummfilm bis zum Hollywood-Blockbuster) beschwören verschiedene Phasen der Geschichte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts herauf. Idealismus, hehre Philosophie und Machtspiele kreuzen sich. Vom Himmel gesandte Kaiser und Kaiserinnen werden von rauen kommunistischen Revolutionären abgelöst. Westliche Imperialisten spielen nicht nur im Opiumkrieg der Briten eine unselige Rolle. ARTE zeigt drei Teile hintereinander weg.

Erstaunliches Zeitalter der "Experimente"

"China – Die unheimliche Macht" ist der gesamte Themenabend überschrieben. Ein Titel, der sich zunächst mal auf das Heute bezieht. Auch wenn die drei Filme chronologisch angeordnet sind, beginnend bei den Jahren 1839 bis 1908. Auf das Ende der chinesischen Kaiserzeit 1911 folgte dann ein Zeitalter der "Experimente", so sagen es die hier (auch) aus eigener Anschauung plaudernden Experten. Schon erstaunlich: Auch jetzt, im 21. Jahrhundert, das die Welt gern ein "chinesisches" zu nennen pflegt, ist China wieder so rätselhaft wie vor 200 Jahren. Auf Xi Jinping blickt man so verwundert wie damals die Europäer auf die Gärten der Verbotenen Stadt. Wie meint er das, wenn er sagt: "Die Unabhängigkeit Taiwans widerspricht der Geschichte. Sie ist ein Fehler. Wir schließen die Anwendung von Gewalt nicht aus"?

Die Überwachung im Internet und die große Firewall finden in kaiserlichen Zeitaltern ihre Entsprechung. Lange war China fasziniert von der eigenen Größe, bis die Engländer mit ihrem Opium kamen und einen Wirtschaftskrieg ums Silber entfachten. Und doch folgten mitunter erstaunliche Reformen. Privateigentum wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschafft, und Frauen bekamen Zugang zu staatlichen Ämtern. Doch immer wieder beendete die Erhaltung der Macht alle Reformen.

Mao rief 1949 mit markerschütterndem Geschrei an der Mauer vor der Ewigen Stadt die Volksrepublik China aus, doch sein Projekt "Großer Sprung nach vorn" scheiterte anschließend an der Realität, Stahlwerke auf Dörfern funktionierten nicht. Als er von der Macht nicht lassen konnte, mobilisierte er nach den Bauern die Jugend als Sittenpolizei.

Das moderne China

Wer es moderner haben will, sehe sich den auf den Dreiteiler folgenden Film "Stille Invasion – Chinas Balkan-Strategie" von Michael Wech (ZDF, 2023) im Themenabend an. Da wird anschaulich berichtet, wie sich China in Serbien und Montenegro als Freund und Helfer geriert.

Halb Belgrad ist mit Bannern dekoriert, die China loben: "Danke, Bruder Xi". China fördert auf dem Balkan Großprojekte nach eigenen Regeln – vom Reifenwerk bis zur Autobahn. Luftverschmutzung und schlecht versorgte Fremdarbeiter hin oder her – auf die EU setzt dort niemand mehr. Die globale Auseinandersetzung, bei der Xi wie Putins großer Bruder wirkt, ist längst im Gange.

China – Die unheimliche Macht – Di. 23.05. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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