"Grill den Henssler"

Im Duell Steffen Henssler und Frank Rosin liegen die Nerven blank: "Hätt ich den bloß nie eingeladen!"

22.05.2023, 08.28 Uhr
von Jürgen Winzer

"Hätt ich den bloß nie eingeladen!", fluchte Steffen Henssler bei "Grill den Henssler". Da muss man dem Maestro widersprechen. Dieses erste Duell der TV-Koch-Giganten Frank Rosin und Henssler in der zehnjährigen Geschichte des Formats geriet zum Schmankerl. Doch zwischendurch kam es zum Eklat.

Bayern gegen Dortmund. Manchester City gegen FC Liverpool. Während die Fußball-Größen jährlich (mindestens) zweimal aufeinandertreffen, dauerte es fast zehn Jahre, bis bei "Grill den Henssler" (VOX) endlich die deutschen TV-Koch-Legenden Steffen Henssler (50) und Frank Rosin (56) aufeinandertrafen. Der "Kampf der TV-Kochshow-Titanen" (O-Ton Moderatorin Laura Wontorra) wurde dann auch zu einem absoluten Leckerbissen der gut gelaunten Unterhaltung.

Es gab freche Frotzeleien und anzügliche Zoten, verzweifelte Flüche, liebenswerte Beleidigungen – und munteres Chaos zwischen den Küchenzeilen. Einmal rastete Henssler sogar aus, weil Stromstöße nicht so sein Ding sind ("Ich piss ja auch nicht auf den Kuhzaun"). Aber insgesamt wurde diese 134. GDH-Folge tatsächlich eine ganz besondere. Nur nicht kulinarisch, denn da blieben viele (Juroren-)Wünsche übrig. Aber erstens war es total spannend, und zweitens kann man die Kochkunst ja in der Revanche nachholen.

"Geh mir mal nicht auf den Sack, du Wanze!"

Es passte alles. Vom Einzug der Giganten, von Moderatorin Laura Wontorra (34) angekündigt wie einst die Box-Klassiker von Ring-Shouter Michael Buffer, bis zum Ergebnis. Denn am Ende stand es 92:92, und so ein Remis schreit natürlich nach einer Neuauflage. Vor allem aber waren die Protagonisten bestens drauf. Steffen Henssler und Frank Rosin bewiesen, dass sie sich privat bestens verstehen und dass sie vor allem tatsächlich zu den absoluten Granden der deutschen Koch-Unterhaltung gehören.

Die beiden standen zwischen 2010 und 2013 für 750 Folgen der ZDF-Kochshow "Topfgeldjäger" gemeinsam vor der Kamera, bevor sie getrennte TV-Wege gingen. In ihrer 751. gemeinsamen Sendung gaben sie einen Eindruck von dem "Quatsch", den "wir damals vor der Kamera getrieben" haben. "Was haben wir gemacht, was haben wir gelacht", meinte Henssler in der Retrospektive. Schön, dass das auch für das Wiedersehen galt.

Rosin fühlte sich "geehrt", da zu sein. "Alles toll. Studio, Laura – es stört nur die schlechte Gesellschaft da drüben." Gemeint war natürlich Henssler, den Rosin auch mal den Typ mit dem "Sushiklinkenputzerunternehmen" nannte. Henssler ("Geh mir mal nicht auf den Sack, du Wanze!") gab Kontra. Am Festival der fröhlichen Kalauer hatte auch Laura Wontorra ihren Anteil, die sich nicht zwischen den beiden Alpha-Männchen aufreiben ließ, sondern eifrig eigene Akzente setzte.

Henssler genervt

Henssler, anfangs viel cooler als der hibbelige Rosin ("Nach der Show brauch ich ein Sauerstoffzelt"), war genervt, weil Wontorra sich bei Rosin in der Küche ganz wohlfühlte. "Boah, wer wird wohl die Moderatorin der nächsten Staffel werden", maulte Henssler bissig, aber Wontorra gab mit dem Florett zurück: "Du meinst, wenn sie in 'Grill den Rosin' umbenannt wird?" Denn da lag Henssler schon 18:25 zurück. "Die Show ist schon nach 15 Minuten legendär", freute sich Wontorra.

Henssler war – natürlich – von den Gerichten genervt. Das zieht sich ja durch diese 18. Staffel. "Schweinegericht", lautete auch sein Urteil über die in der Vorspeise geforderte Königin-Pastete. Die genoss Wontorra, so erzählte sie, damals während eines Englandaufenthaltes in der 11. Klasse. Henssler hämisch: "Wusste gar nicht, dass die Hauptschule bis zur Elften geht." Da grätschte dann Kavalier Rosin rein: "Da war sie ja drei Jahre länger auf der Schule als du." Rosin ließ Wontorra auch kosten: "Pass auf, so schmeckt der Sieg."

Danach sah es lange aus. Henssler fürchtete tatsächlich "eine heftige Klatsche". Tiefpunkt war der Zwischenstand nach der Vorspeise, als er 38:47 zurücklag. Aber Henssler biss sich über Rettichreiben und Eiweißschlagen sowie ein Remis in der Hauptspeise zurück. Zum Eklat kames dann in der dritten und letzten Küchen-Competition. "Leck mich! Keinen Bock! Kannste alleine spielen, die Punkte schenk ich dir, da scheiß ich drauf!" Henssler, der Küchenberserker. Was war geschehen?

Punkte und Sprüche 

Im Zwischenspiel wurden Manschetten verteilt, über die den Kombattanten Stromstöße verpasst wurden – bei falschen Antworten zu einem Quiz über Namen von Küchengerichten wie Feierspotzn, versoffene Jungfer oder Kotzenfratzen. Klingt komisch genug, aber das mit den Stromstößen passte Henssler nicht.

"Wer lässt sich schon freiwillig Stromstöße verpassen? Ich reg mich ja schon wieder so auf." Und das, wohlgemerkt, bevor es den ersten Testschlag gab. Danach warf Hennsler die Manschette in die Ecke und wollte abschenken – bis ihm eine bessere Idee kam: "Howan, an deinen Platz!" Mit dem Plazet von Rosin ("Dann hab ich hier endlich mal nen Gegner") durfte der "Show-Zivi" an Hensslers statt die Stromströße kassieren – und gewann für seinen Meister!

Und plötzlich witterte Henssler Morgenluft. Nur noch drei Punkte Rückstand vor dem abschließenden Dessert. Die Spannung stieg, die Wortwahl wurde rauer. "Du Lappen" gegen "Halt doch mal dein Maul, du Feigling". Und mittendrin Wontorra, die Rosin beim Schlagen der Dessert-Creme zur Hand gehen wollte: "Willst du's richtig steif?", fragte sie treuherzig, Henssler nahm die Steilvorlage volley: "Sag mal! Aber da kannste bei ihm lange drauf warten."

Reiner Calmund ist "ein bisschen enttäuscht"

Es war beste Unterhaltung. Was fehlte, waren die lukullischen Meisterleistungen. Die Juroren waren durch die Bank ein wenig enttäuscht. "Erhebliches Steigerungspotenzial" hatte Christian Rach schon sehr früh attestiert, Jana Ina Zarrella verspürte zwischendrin mal "Mitleid mit den Köchen", und Reiner Calmund sagte es am Ende frei heraus: "Ich bin nicht zufrieden. Bei diesen Champions-League-Größen hatte ich viel mehr erwartet." Am Ende war er es, der Henssler bei der Nachspeise ein 23:20 sicherte und damit das Gesamt-Remis.

Eine Revanche (Rosin: "Sollen wir den Termin ausmachen?") sollte gesetzt sein. Dann kann Rosin vielleicht auch endlich gewinnen. Denn schon die beiden Duelle zu "Topfgeldjäger"-Zeiten (im März 2011 und im Februar 2012) verlor er jeweils 1:2. Oder vielleicht doch gleich eine dauerhafte Kochshow mit den beiden? "Dann kommen wir vor den Fernsehrat", schwante Wontorra. So ging es damals, wegen all des Schabernacks von Henssler und Rosin, auch den "Topfgeldjägern". Aber lustig wär's.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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