Film bei 3sat

"Das Haus": Rechtsextremismus und Technik-Paranoia

21.11.2022, 08.07 Uhr
von Jasmin Herzog

Es ist ein beunruhigendes Zukunftsszenario, das der Film "Das Haus" entwirft. Nun ist er erneut zur besten Sendezeit zu sehen.

3sat
Das Haus
Drama • 21.11.2022 • 20:15 Uhr

Der Fernsehfilm "Das Haus" spielt im Jahr 2029. Sieben Jahre noch also, dann könnte unsere Welt so aussehen wie jene, die sich die Drehbuchschreiber Patrick Brunken und Rick Ostermann sowie der Journalist Dirk Kurbjuweit ausgedacht haben. Man will es nicht hoffen. Doch die Dystopie, die ihr Film entwirft, ist so weit nicht weg. Und das macht "Das Haus" (2021) nicht nur zu einem äußerst spannenden, sondern auch zu einem reichlich beunruhigenden Film. Im Rahmen der Senderreihe zum 3sat-Publikumspreis ist er nun erneut zur besten Sendezeit bei 3sat zu sehen.

Wie so oft im deutschen Fernsehen steht auch hier ein Haus aus Sichtbeton für das nahende Grauen. Keine Frage, das Anwesen, das verlassen auf einer Insel irgendwo im Meer steht, ist ein Traumhaus. Große Fenster, Pool, Sauna – und dann diese Lage! Aber das Haus ist eben auch von einer Betonkälte geprägt, die die Emotionen ihrer Bewohner aufgesogen zu haben scheint.

Johann Hellström (Tobias Moretti) hat sich mit seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa) hierher geflüchtet, weitab von jeglicher Zivilisation. Johann ist Journalist, beziehungsweise er war es, denn man hat ihn mit einem Schreibverbot belegt. Deutschland im Jahre 2029, das ist ein Land fest im Griff einer rechten Regierung, die sämtliche Flüchtlinge rückwirkend abschieben möchte und die nun, bei den anstehenden Wahlen, auf eine absolute Mehrheit zusteuert.

Johann hatte einen regierungskritischen Artikel geschrieben, einer seiner Informanten für die Story war aber offenbar eine falsche Quelle. Ein Medienskandal, der ihm nun auf die Füße fällt, hinter dem Johann aber ein Komplott wittert. "Man will mich mundtot machen, so kurz vor der Wahl", glaubt er. Auch die Anwältin Lucia hat sich Feinde gemacht, weil sie Layla (Lisa Vicari) verteidigt hat, eine junge Frau, die als Terroristin angeklagt war.

Nun haben sich die beiden zurückgezogen in ihr Ferienhaus im Meer. "Das hier ist der sicherste Ort der Welt", sagt Lucia, was sich aber schon bald als falsch herausstellt. Denn das Haus der Hellströms ist "smart" – es erkennt seine Bewohner, öffnet selbstständig die Türen, dimmt das Licht, spielt Musik. Aber es ist auch etwas zickig. "Ich habe irgendwie das Gefühl, das Haus mag mich nicht", meint Lucia, als das Wasser in der Dusche zu heiß ist.

Eine schlaue, unaufgeregt und kunstfertig erzählte Dystopie

Wie einst Kubricks Raumschiff entwickelt das Haus scheinbar ein Eigenleben, ein geheimnisvolles, rotes Licht übernimmt die Kontrolle. Oder hat sich jemand von außen in die Anlage eingeschlichen und steuert nun all die technischen Spielereien, die – einmal in den falschen Händen – durchaus zur tödlichen Falle werden können? Die Lage jedenfalls eskaliert, als bei einem Anschlag in der Hauptstadt mehrere Menschen ums Leben kommen und die Regierung nun Johanns Artikel dafür verantwortlich macht.

Man darf es etwas seltsam finden, wie der Film (Regie: Rick Ostermann) zwei doch sehr unterschiedliche Themen vermischt: die Bedrohung durch einen Rechtsextremismus, der von den Bürgern selbst an die Macht gewählt wurde, und die deutsche Technik-Paranoia. So als wäre das eine so schlimm wie das andere. Die Gleichung geht aber dennoch auf, weil der Filme lange Zeit im Ungefähren bleibt, ein paar überraschende Wendungen bietet und nebenbei auch noch fantastisch gespielt ist (auch wenn der eigentliche Star natürlich das Böse ist, also das Haus). Stück für Stück setzt der Film seine Puzzleteile zusammen, führt auf falsche Fährten und endet überraschend – eine schlaue, unaufgeregt und kunstfertig erzählte Dystopie.

Der 3satPublikumspreis wird im Rahmen der Preisverleihung der "TeleVisionale – Film- und Serienfestival Baden-Baden" am Freitag, 25. November 2022, verliehen. Neben "Das Haus" sind neun weitere Filme nominiert: "Honecker und der Pastor" (Regie: Jan Josef Liefers), "Die Wannseekonferenz" (Regie: Matti Geschonneck), "Am Ende der Worte" (Regie: Nina Vukovic), "Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon" (Regie: Hannu Salonen), "Hyperland" (Regie: Mario Sixtus), "Tatort – Das Mädchen, das allein nach Haus geht" (Regie: Ngo The Chau), "Ramstein – das durchstoßene Herz" (Regie: Kai Wessel), "Vier" (Regie: Marie Kreutzer) und "Sugarlove" (Regie: Isabel Kleefeld). Zuschauerinnen und Zuschauer können vom Samstag, 19. November, bis Mittwoch, 24. November, online unter unter www.3sat.de/publikumspreis abstimmen.

Das Haus – Mo. 21.11. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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