"Borchert und die dunklen Schatten"

"Der Zürich-Krimi": Vom Bankenskandal zum Vater-Tochter-Drama

22.09.2022, 08.26 Uhr
von Wilfried Geldner

Eine junge Frau hat einen Mann angefahren. Sie sei abgedrängt worden, behauptet sie. Im 16. Fall von Thomas Borchert steckt eine Familie in einer schweren Krise, der Banker-Vater ist obendrein in dunkle Geschäfte verwickelt.

ARD
Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten
Krimi • 22.09.2022 • 20:15 Uhr

Im nächtlichen Zürich fährt die Jugendpsychologin Julia Egger (Anna Herrmann) nach einem Familienstreit einen Arbeiter zwischen Containern um. Angeblich sei sie von einem SUV abgedrängt worden, doch das muss sie erst einmal beweisen. Borchert (Christian Kohlund) und seine Vorgesetzte Dominique Kuster (Ina Paule Klink) kümmern sich um Julia und deren Unschuldsbeweis. Wegen eines früheren Delikts ist sie nach Trunkenheit am Steuer vorbestraft. Wollte jemand ihr deshalb die Tat in die Schuhe schieben – und, wenn ja, warum?

Der 16. Zürich-Krimi, "Borchert und die dunklen Schatten" (zehntes Drehbuch: Wolf Jakoby, elfte Regie: Roland Suso Richter) ist über weite Strecken wieder mal ein Solo für den inzwischen 72-jährigen Christian Kohlund, der in dieser Reihe ein ums andere Mal überzeugt.

Borchert mag nicht an die Schuld seiner Mandantin glauben – nicht zuletzt, weil sich deren jüngere Halbschwester Mavie (Flora Li Thiemann) mit Liebe und Leidenschaft einsetzt für sie. Dass die Eltern der beiden ein sehr kaltes Bild abgeben und gar eine Kaution für die Tochter verweigern, mag dem Karrierismus des Vaters geschuldet sein. Immer wieder ist vom Aufstieg in höchste Bankersphären die Rede, auch wenn Julias Mutter (Julia Blankenburg) irgendwann feststellt, dass "Geld eben nicht alles" sei. Für sie gilt es, unbedingt den Schein eines heilen Familienlebens zu bewahren, um die Karriere ihres Mannes nicht zu gefährden.

Was ist eigentlich mit Bürki?

Während der Banker selbst immer wieder mit einem Dunkelmann verstohlene Gespräche führt, in denen es um milliardenschwere illegale Geldgeschäfte geht, trauert Borchert in seinem Alu-Trailer seinem verstorbenen Vater anlässlich dessen 100. Geburtstag nach. Er entdeckt beim Blättern im Familienalbum dessen alte Leica neu. Seine eigenen Schwarzweiß-Bilder werden durchaus eindrucksvoll.

Die Kurve vom Bankenskandal zum Vater-Tochter-Drama hinzubekommen, kann und will auch ihm allerdings lange nicht gelingen, dazu fehlt es dem Plot an Raffinesse. Aber ganz am Ende zieht Borchert, der das Leben wie kein Zweiter kennt, nochmal alle Gefühlsregister und bringt damit vorherige Krimi-Plattitüden zum Vergessen. Bleibt noch die unter den Nägeln brennende Frage: Was ist mit Bürki, Borcherts Freund und Taxifahrer (Andrea Zogg), hat ihn etwa Corona umgehauen? – Hauptmann Furrer, der Polizeikollege (Pierre Kiwitt), darf indessen diesmal fast so cool wie Borchert selber sein. Das steht ihm gut, während sein Verhältnis zu Dominique Kuster leider längst ein in jeder Hinsicht abgedroschener Kalauer geworden ist.

Der Zürich-Krimi: Borchert und die dunklen Schatten – Do. 22.09. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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