Free-TV-Premiere bei ARTE

"Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne": So schön kann schlechter Gesang sein

21.09.2022, 08.29 Uhr
von John Fasnaugh

Madame Marguerite hält sich für eine begnadete Sängerin. Ein Irrglaube. Als sie ein echtes Konzert vor echtem Publikum geben soll, läuft alles auf ein Desaster hinaus.

ARTE
"Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne"
Drama • 21.09.2022 • 20:15 Uhr

Da ist wieder einer dieser Filme, wie ihn wohl nur die Franzosen hervorbringen können: im Grunde todtraurig, gleichzeitig aber doch beschwingt und von feinsinnigem Witz durchzogen. "Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne" (2015) ist eine klassische Tragikomödie, eine der schönsten der letzten Jahre. In den deutschen Kinos nahm man kaum Notiz von diesem Schmuckstück, das Regisseur und Co-Autor Xavier Giannoli inmitten der Adelsgesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts ansiedelten. Nun erfolgt die Free-TV-Premiere bei ARTE.

Es geht, wenn man den Film aufs Einfachste herunterbricht, um die Musik, vor allem um die Leidenschaft für Musik. Verkörpert wird diese Liebe zum Klang von Marguerite Dumont (Catherine Frot), die für ihr Leben gerne singt. "Für mich gibt es nur die Musik, ohne sie würde ich verrückt werden", erklärt sie.

Ihr Vermögen ist über Jahre der Hauptgrund dafür, dass ihr niemand die Wahrheit sagt: Marguerite ist eine fürchterliche Sängerin. Während sie bei häuslichen Darbietungen in vollem Pomp die großen Arien von Mozart und Puccini schändet, applaudieren ihr die feigen Schmeichler auch noch.

Dabei käme weiter niemand zu Schaden, würde nicht irgendein gemeiner Schelm die gute Madame Marguerite zum Schritt auf die große Bühne ermutigen – sie, die so eine denkbar unschuldige, zerbrechliche und reine Seele ist, mit ihrer Stimme aber doch niemandem zugemutet werden sollte. Ein echtes Konzert muss es nun sein, mit echtem Publikum! Und so nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Als Freund stilvoller Unterhaltung muss man dieses Drama lieben, das so ausdrucksstark und kunstfertig ist und noch dazu mit einem erstklassigen Schauspieler-Ensemble auftrumpft. Das ebenso brutale wie konsequente Ende aber werden viele hassen. Dennoch: zum Heulen schön!

"Madame Marguerite oder die Kunst der schiefen Töne" – Mi. 21.09. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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