Ein komödiantischer Blick auf die "Reichsbürger"-Szene
In der komödiantisch angehauchten Serie plant ein Grüppchen von Souveränisten plant im Geheimen den Regierungsumsturz. Die Serie funktioniert, weil sie realistischer ist, als sie sein sollte.
Es war eine der größten Razzien gegen Extremisten in der Geschichte der Bundesrepublik: 3.000 Polizistinnen und Polizisten führten im Dezember des vergangenen Jahres 130 Durchsuchungen in elf Bundesländern durch. Am Ende gab es 52 Beschuldigte und 25 Festnahmen. Die Wahrnehmung sogenannter "Reichsbürger" schwankte in den letzten Jahren zwischen bemerkenswertem Kuriosum und latenter Gefahr; eine wirkliche Vorstellung von den Auswüchsen der Bewegung dürften wohl nur die wenigsten haben. Die Frage, was in "Reichsbürger"-Kreisen vor sich geht, will nun das ZDFneoriginal "Freiheit ist das Einzigste, was zählt" beantworten – wenn auch mit einem deutlichen Augenzwinkern.
"Ziel war, ein Gefühl für die Geisteshaltung jener Gruppierungen zu entwickeln, die in ihren Haltungen so bunt zusammengewürfelt sind und sich nur in ihrem Hass gegen den Staat vereinen", sagt ZDF-Redakteurin Lucia Haslauer über die Satire. "Entstanden ist eine Serie, die zutiefst beunruhigt, oft verstört, gleichzeitig aber auch Kontexte und Diskurse verklart, in denen sich die Staatsverweigerer bewegen."
Ein bitterer Nachgeschmack bleibt
Keine der sechs in Schwarz-Weiß gehaltenen Episoden, die ZDFneo zu später Stunde an einem Stück zeigt, dauert länger als 15 Minuten. "Deutschlands klügste Köpfe sind dem Ruf ihres zukünftigen Königs gefolgt, um ihre Heimat endlich von der Schmach der Besatzung zu befreien", heißt es zu Beginn der Serie. Zu besagten "klügsten Köpfen" gehören Menschen wie Freya (Thekla Viloo Fliesberg), die mal Chemikerin war, "wegen Covid" aber auf Hellseherin umgeschult hat. Oder Hans (Bibiana Beglau), der zum König des "Neuen Deutschlands" auserkoren wurde und auf die "Propaganda des Regenbogenimperiums" pfeift.
All das ist leider nicht nur urkomisch, sondern auch nahe an der Realität einer brandgefährlichen Bewegung. So bizarr und unterhaltsam die Miniserie (Regie: Jan Bonny) auch sein mag, dürfte so manchem das Lachen letztlich doch im Halse stecken bleiben.
Freiheit ist das Einzigste, was zählt – Do. 03.08. – ZDFneo: 00.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
