Sommerkino im Ersten

"Green Book": berührender Roadtrip durch das Land der Rassisten

von Jasmin Herzog

Ein schwarzer Pianist freundet sich bei seiner Tournee durch die Südstaaten mit seinem Fahrer und Bodyguard an. Eine grandiose Dramödie über Rassismus, die mit dem Oscar als bester Film ausgezeichnet wurde.

ARD
"Green Book – Eine besondere Freundschaft"
Drama • 19.07.2021 • 20:30 Uhr

Das Leben schreibt manchmal die besten Geschichten. Peter Farrellys Road- und Buddymovie "Green Book – Eine besondere Freundschaft" (2018) über den schwarzen Weltklassepianisten Dr. Don Shirley, der zusammen mit seinem weißen Fahrer Tony "Lip" Vallelonga durch das rassistische Südstaatenamerika der 60er-Jahre reist, ist so ein Fall. Auch wenn nicht alles an dem Film tatsächlich auf wahren Begebenheiten beruht. Zwar war Vallelongas Sohn am Drehbuch beteiligt; Regisseur Farrelly hat es allerdings offenbar versäumt, die Familie des Pianisten zurate zu ziehen, die nun behauptet, Shirley und Vallelonga wären nie wirklich Freunde geworden.

So oder so: "Green Book" wurde mit drei Golden Globes, drei Oscars (darunter als bester Film) und zahlreichen weiteren Ehrungen ausgezeichnet. Und das völlig zu Recht. Denn Regisseur Farrelly ist ein einzigartiger, lehrreicher Film über die Rassentrennung in den USA gelungen, der bis heute aktuell wie nie ist. Das Erste zeigt die hochprämierte Geschichte nun zum ersten Mal im Free-TV.

Der rabiate Türsteher Tony "Lip" Vallelonga (bravourös verkörpert von dem außerordentlich wandelbaren Viggo Mortensen) ist auf Jobsuche, um seine Frau Dolores (Linda Cardellini) und seine beiden Söhne durchzubringen. Da trifft es sich gut, dass der hochgebildete Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) einen Fahrer für seine geplante Tournee durch die Südstaaten sucht.

Da es an ihren Reisezielen kaum Orte gibt, wo Schwarze willkommen sind, händigt man Tony am Anfang der Tour das titelgebende, auffällig dünne "Green Book" aus, in dem Unterkunftsmöglichkeiten für Schwarze verzeichnet sind. Während der Fahrt kommen sich das verfressene Plappermaul Tony und sein zurückhaltender Chef in der Limousine ganz allmählich näher. Während Tony den Pianisten mit zu Kentucky Fried Chicken nimmt und ihm die Musik von Aretha Franklin und Chuck Berry näher bringt, hilft Shirley seinem Fahrer schon bald beim Verfassen von Liebesbriefen an dessen Frau.

Es ist erstaunlich, was Regisseur Farrelly, der gemeinsam mit seinem Bruder Bobby für recht derbe Komödien wie "Dumm und dümmer" und "Verrückt nach Mary" verantwortlich ist, mit seinem Solodebüt gelungen ist: "Green Book" wirkt nie kitschig, sondern geht einfach nur zu Herzen. Auch Komik und ernste Töne stehen in einem perfekt ausgewogenen Verhältnis.

Gebannt folgt man bis zum süßen Ende den zwar recht vorhersehbaren, aber dennoch mitreißenden Erlebnissen der ungleichen Männer. Mahershala Ali gelingt es dabei hervorragend, das Charisma des stolz-verletzlichen Pianisten zu verkörpern. "Augen auf!" ermahnt der von ihm gespielt Shirley stets Quasselstrippe Toni, wenn der beim Fahren wieder seinen Blick nach hinten wendet. "Augen auf!" – und auf keinen Fall verpassen, möchte man allen ans Herz legen, denn "Green Book" gehört zu den besten Filmen der letzten Jahre.

"Green Book – Eine besondere Freundschaft" – Mo. 19.07. – ARD: 20.30 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren