"Die Story im Ersten"

ARD-Doku über Querdenker: Wer sind diese Menschen?

von Maximilian Haase

Sie kommen aus der Mitte der Gesellschaft, glauben an eine "Corona-Diktatur" und haben sich teilweise zunehmen radikalisiert. Doch wer sind die "Querdenker" eigentlich – und wie wurden sie dazu?

ARD
Die Story im Ersten: Querdenker
Dokumentation • 19.07.2021 • 23:05 Uhr

Vieles, was zuvor undenkbar schien, wurde mit Ausbruch der Coronapandemie Realität. Das zeigt auch der Blick auf so manche gesellschaftliche Strömung: Scheinbar unpolitische Bürger taten plötzlich ihre Meinung kund, gingen demonstrieren und schimpften auf die Regierung. Am auffälligsten zeigt sich diese Entwicklung bei der sogenannten "Querdenken"-Bewegung. Tausende Menschen aus der Mitte der Gesellschaft protestierten erst gegen Masken und Maßnahmen, später gegen die Impfung, aber auch gegen eine angebliche "Corona-Diktatur". Nicht wenige von ihnen radikalisierten sich in den letzten Monaten immer mehr. Wer sind diese Leute? "Die Story im Ersten" forscht nach.

Für ihre Dokumentation trafen die NDR-Autorinnen Svea Eckert und Caroline Schmidt drei "Querdenker", die beispielhaft für eine Bewegung stehen, deren Anhänger den etablierten Medien sonst eher feindselig gegenüber stehen. Dass sie sich im Öffentlich-Rechtlichen derart offenbaren, ist eine Seltenheit. So begleitet der Film etwa ein Paar aus Schleswig-Holstein – er Segellehrer, sie Kindergärtnerin – mit vier Kindern und einer gehörigen Portion Impfskepsis. Letztere war zunächst nebensächlich, bildete ab April 2020 aber den Ausgangspunkt für eine Entwicklung, die vom Protest gegen die Maßnahmen bis zum politisch extremen Rand führte.

Ähnlich war es auch bei einer Verwaltungsfachangestellten aus Hamburg. Nachdem sie im Netz viel zur Kritik an den Corona-Maßnahmen gelesen hatte, glaubte die Mutter zweier Kinder an die "Corona-Diktatur". Doch sie folgte den Verschwörungstheorien nicht nur, sondern wurde selbst aktiv – unter anderem als Mitinitiatorin der "Querdenken"-Bewegung Hamburg und Gründerin eines eigenen Telegram-Kanals. Außergewöhnlich: Die Filmemacherinnen durften sie auf von ihr angemeldete Demonstrationen begleiten. Anders als viele ihrer Mitstreiter glaubt die "Querdenkerin" noch an einen Austausch, auch mit den Medien.

Dass die Sozialen Medien oft entscheidend zur Radikalisierung beitragen, ist bekannt. Warum das so ist, erklären im Film Experten wie der Konfliktforscher Andreas Zick und der Politologe Josef Holnburger, der Telegram-Gruppen untersucht und seit Beginn der Corona-Krise einen großen Anstieg der Interaktionen feststellte. Ein weiterer wichtiger Austausch-Kanal ist Facebook: Exemplarisch durften die NDR-Autorinnen anhand der Online-Historie eines ehemaligen "Systemgegners" dessen Radikalisierung nachverfolgen. Einblicke, die dieser Tage nicht selbstverständlich sind – und aufzeigen, wie aus ganz "normalen" Menschen plötzlich Demokratiefeinde werden können.

Die Story im Ersten: Querdenker – Mo. 19.07. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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