"Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied": Wie ein Song die Welt verzauberte
Leonard Cohens Leben und sein Song 'Hallelujah' stehen im Mittelpunkt des Dokumentarfilms 'Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied'. Erfahren Sie mehr über die Entstehungsgeschichte des Songs und die faszinierende Karriere des Künstlers.
Etwa 600 bis 800 Versionen von Leonard Cohens Song "Hallelujah" gibt es. Und damit sind nicht jene mehrere hundert oder tausend Interpretationen gemeint, die wohl täglich in Fußgängerzonen dieser Welt intoniert werden. Es sind nur jene, die prominent veröffentlicht wurden. Leonard Cohen, kanadischer Dichter aus gutem jüdischen Elternhaus, beschloss erst mit 30, seine Lyrik auch zur Gitarre vorzutragen – das war Mitte der 60-er. Über viele Jahre arbeitete der Folksänger an einem offenbar magischen Lied, das erst 1984 veröffentlicht wurde: "Hallelujah". Ein Song, der auf rätselhafte Weise und doch sehr präzise – eine der großen Stärken des Songwriters Cohen – von einer spirituellen Reise erzählt.
In ihrem herausragend gut recherchierten und komponierten Dokumentarfilm "Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied" erzählen Dayna Goldfine und Dan Geller nicht nur die Karriere Cohens, der am 7. November 2016 in Los Angeles starb. Ihr mit 111 Minuten keinesfalls zu langer Film zeichnet auch die vielleicht seltsamste Karriere nach, die ein Welthit jemals erlebte. Am 21. September, einen Tag nach der linearen Ausstrahlung, wäre Leonard Cohen 90 Jahre alt geworden. ARTE zeigt den Film von 2021 als deutsche Erstausstrahlung. Im Anschluss um 23.35 Uhr folgt "Leonard Cohen: Live in London" – ein 65 Minuten langer Konzertmitschnitt des Kultsongschreibers aus dem Jahr 2007.
Einer der besten Musik-Dokumentarfilme der letzten Jahre
Als Leonard Cohen, mysteriös sanfter "Ladies' Man", spiritueller Denker und genialer Lyriker, das Lied 1984 auf seinem Album "Various Positions" herausbringen wollte, sagte seine amerikanische Plattenfirma Columbia einfach "nein" – zum ganzen Album. Es kam schließlich auf einem Minilabel in New Jersey heraus. Die überragende Qualität des Songs, den Cohen immer wieder durch neue Strophen erweiterte oder diese wieder kürzte, wurde der Öffentlichkeit erst später deutlich: durch Coverversionen von John Cale und noch ein bisschen mehr durch den beim Schwimmen ertrunkenen Jeff Buckley – sowie die Verwendung des Liedes im Animationsfilm "Shrek". Die Filmemacher Goldfine und Geller arbeiteten an ihrer "Hallelujah"-Doku fast ebenso lange wie Cohen am Song selbst. Als sie mit ihrem mitreißend erzählten, bebilderten und geschnittenen Werk begannen, war Cohen noch am Leben, gab aber schon lange keine Interviews mehr.
So forschten die Regisseure bei Menschen nach, die Cohen kannten und ihrerseits viele Gespräche mitgeschnitten hatte: bei Ex-Partnerinnen, Mitmusikerinnen und Produzenten. Vor allem Musikjournalist und Cohen-Freund Larry "Ratso" Sloman stellte ihnen erstaunliche Interviews zur Verfügung, die er seit 1974 über mehrere Jahrzehnte geführt hatte. Eine Freundin von Goldfine und Geller, Robin Sagon und eine ihrer ausführenden Produzentinnen, hatte Cohen in den 90-ern interviewt und fand noch eine Kassette in ihrer Garage. Dazu kamen viele private Filmaufnahmen und Notizbücher, die nach Cohens Tod von dessen Manager zur Verfügung gestellt wurden, dessen Vertrauen die Filmemacher gewannen. "Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied" ist eine filmisch mitreißende und intime Annäherung an einen faszinierenden Künstler sowie den künstlerischen Prozess an sich – und einer der besten Musik-Dokumentarfilme der letzten Jahre.
Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied – Fr. 20.09. – ARTE: 21.45 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH