Hitzige Diskussion in Talkrunde

"Hart aber fair": Heftige Kritik an Friedensaktivist: "Zum Wohle der Ukraine würde ich auch mit dem Teufel verhandeln"

04.04.2023, 10.01 Uhr

Weiterhin schlägt das "Manifests für Frieden", das sich gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine positioniert, hohe Wellen. Zu den Unterzeichnern gehört Publizist und Friedensaktivist Franz Alt, der in der ARD-Talkrunde "Hart aber fair" heftigen Gegenwind bekam.

Während die ukrainischen Soldaten sich dem russischen Angriffskrieg entgegenstellen, hat die Bundeswehr hierzulande mit Versäumnissen aus der Vergangenheit zu kämpfen. Bei "Hart aber fair" (ARD) stellte Moderator Louis Klamroth am Montag eine unbequeme Frage: "Muss Deutschland Krieg können?"

"Das Problem ist: Er will nicht verhandeln"

Zur Beantwortung sollte auch Friedensaktivist Franz Alt beitragen. Der ehemalige CDU-Politiker gehört zu den Erstunterzeichnern des "Manifests für Frieden" von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht – und startete mit einem Verweis auf Deutschlands dunkle Vergangenheit in die Sendung: "Dass Deutschland Krieg kann, hat die Welt zweimal auf furchtbare Art und Weise erlebt", antwortete der Friedensaktivist Franz Alt auf die Sendungsfrage." Wichtiger sei doch, "dass wir Frieden können". Aber wie kann es in der Ukraine Frieden geben?

Zum Wohle der Ukraine würde er "auch mit dem Teufel verhandeln". Wie so oft in vergleichbaren Talkshows blieb der Ruf nach Verhandlungen mit Russland allerdings die Antwort auf die Frage schuldig, wie dies genau funktionieren soll, ohne die Interessen der angegriffenen Ukraine zu untergraben. Zumindest in einem Punkt, stimmte SPD-Außenpolitiker Michael Roth Alts Ausführungen zu: Es gebe keinen Mangel an Leuten, die bereit wären mit Putin zu verhandeln. Aber: "Das Problem ist: Er will nicht verhandeln." Dafür gab es Applaus aus dem Publikum.

Inwieweit hat Patriarch Kyril Einfluss auf Putin?

Putin halte weiter an seinen Zielen fest, die Ukraine zu "entnazifizieren", zu entmilitarisieren sowie Teile des Landes zu okkupieren. "Auf dieser Grundlage kann niemand verhandeln", schlussfolgerte Roth. Am Ende werde der Krieg wohl am Verhandlungstisch entschieden, so der SPD-Mann. Doch nur aus einer Position der ukrainischen Stärke heraus werde dies dazu führen, dass auch Putin verstehe: "Er kann diesen Traum von einem Großrussischen Reich nicht irgendeinem anderen Land aufzwingen."

Franz Alt hatte eine recht eigene These dazu, warum Putin diesen Traum träume. Als Christ falle ihm etwas ein, was "in der ganzen Diskussion fast keine Rolle spielt". Und zwar: "Warum ist der Putin so, wie er ist?" Warum rede der Kreml-Chef "vom Großrussischen Reich, sogar vom heiligen Krieg?" Alt glaubt, das liege am einflussreichen russisch-orthodoxen Patriarch Kyrill. "Ein Christ, Kyrill, redet im 21. Jahrhundert vom heiligen Krieg!", führte er wütend aus. Man müsse nun über den "unjesuanischen Patriarchen" Druck auf Putin ausüben. In der Runde schaute man in ratlose Gesichter.

Wichtig ist hierzu vor allem eine ukrainische Stimme – in diesem Falle äußerte sie sich unmissverständlich: "Die Ukraine wird kein einziges Prozent von ihrem Territorium an die Russen abgeben", so Mariya Maksymtsiv, die in Hannover Hilfstransporte organisiert. Ihr Bruder kämpft an der Front. Solange das ukrainische Volk existiere, werde man kämpfen, erklärte Maksymtsiv. Über die Invasoren sagte sie: "Die müssen einfach weg, aus der Ukraine. Raus!" Maksymtsiv hob auch die Bedeutung militärischer Unterstützung hervor: "Wir brauchen Waffenlieferungen, um uns zu verteidigen.

Bundeswehr nicht verteidigungsfähig?

Allgemein erntete Friedensaktivist Alt in der Sendung deutlichen Gegenwind. Auch die Chefredakteurin der "taz", Ulrike Winkelmann, fand: "Wir müssen viel über Frieden reden. Wir müssen aber auch über eine Verteidigungsfähigkeit reden." Dies sei die Lehre aus dem vergangenen Kriegsjahr. Es sei "bitter", bekannte Winkelmann, doch "ich sehe keine andere Möglichkeit mehr, als zuzugestehen, dass wahrscheinlich zu wenig in die Bundeswehr investiert worden ist." Die Journalistin forderte eine Optimierung der Abläufe.

Mit Paul Ronzheimer, dem stellvertretenden Chefredakteur der "Bild"-Zeitung war ein weiterer Medienvertreter und Kriegsreporter eingeladen, der im Hinblick auf die zugesagten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr forderte: "Scholz muss nachlegen." Allerdings sei der Druck unter dem aktuellen Verteidigungsminister Boris Pistorius größer als noch unter seiner Vorgängerin Christine Lambrecht.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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