ARD-Talkshow

Gauck bei Maischberger: "Wir können auch mal frieren für die Freiheit"

10.03.2022, 08.13 Uhr
Altbundespräsident Joachim Gauck.
Altbundespräsident Joachim Gauck.  Fotoquelle: WDR/Melanie Grande

Die dramatische Situation in der Ukraine beschäftigte auch am Mittwochabend Sandra Maischberger und ihre Gäste in der ARD-Talkshow "maischberger. die woche". Wie kann der Westen der Ukraine helfen ohne in einen Krieg gezogen zu werden? Ist die Sorge vor einem Atomkrieg berechtigt?

"Putin ist noch nicht in der Situation wie Adolf Hitler am Ende des Krieges", erklärte Altbundespräsident Joachim Gauck bei Maischberger und riet aus Solidarität Frieren in Kauf zu nehmen, wenn der Gashahn zugedreht werden würde.

Putin - wer ist dieser Mann, der die Welt in Atem hält? Thomas Roth, langjähriger ARD-Korrespondent in Moskau, erlebte den russischen Präsidenten bei einem Essen vor vielen Jahren ganz persönlich. Der Russlandkenner beschrieb Putin als einen sympathischen Gastgeber, mit einer charmanten Ehefrau. Trotz des netten Scheins, hält der Journalist Putin für skrupellos, der so weit geht, wie man ihn lässt. Roth sprach sich gegen eine Flugverbotszone aus und für einen Stopp von Nord Stream 1.

Um den Aggressor aufzuhalten, fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weiterhin eine Flugverbotszone über seinem Land. Über diese Maßnahme wird aktuell hitzig diskutiert. Carlo Masala lieferte interessante Aspekte zur Flugverbotszone, die in etlichen Diskussionen um das Thema selten so deutlich wurden. “Flugverbotszone bedeutet: Flugplätze bombardieren, Luftverteidigungssysteme bombardieren” und das auch auf russischem Boden, erklärte der Militärexperte. Somit ein direkter Angriff der Nato in Russland.

Petrowskajas emotionaler Widerstand gegen Putins Krieg

Emotional wurde es bei Sandra Maischberger, als die deutsch-ukrainische Autorin Katja Petrowskaja von ihrer 86-jährigen Mutter berichtete, die aktuell auf der Flucht aus der Ukraine ist. In einem Videoclip forderte die Mutter, Swetlana Petrowskaja, die russischen Mütter auf, ihre Söhne und Männer zu hindern in den Krieg zu ziehen. Ihre Arte des Widerstands. Katja Petrowskajas Forderung richtete sich an die deutsche Regierung, um die Energielieferungen aus Russland zu stoppen und somit Putin kein Geld mehr zukommen zu lassen. Während sich Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen dafür aussprach, jegliche kriegerischen Auseinandersetzungen zu vermeiden und eher auf Diplomatie zu setzen, kritisierte Mariam Lau das hin und her der Länder bei den Waffenlieferungen. “Total schade. Das ist der erste Schnitzer den die Nato in diesem Krieg gemacht hat”, so die Zeit-Journalistin.

"Wir können auch mal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben"

Zum Schluss der Sendung sprach Sandra Maischberger mit Joachim Gauck. Der Altbundespräsident riet dazu, sich nicht zu viele Sorgen über eine atomare Auseinandersetzung zu machen. Dafür hätte Putin noch viele andere Entscheidungsmöglichkeiten offen. "Er ist noch nicht in der Situation wie Adolf Hitler am Ende des Krieges", so der 82-Jährige. "Despotische Züge", bescheinigte Gauck dem russischen Präsidenten, "die hat er gelernt als junger Bengel im KGB". Um Putin entgegenzutreten sprach sich das ehemalige Staatsoberhaupt für ein Öl- und Gasembargo aus und schweren Herzens gegen eine Flugverbotszone. "Wir können auch mal frieren für die Freiheit. Wir können auch mal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben."

Das könnte dich auch interessieren