Popstar gibt selten Einblicke

So privat zeigt sich Janet Jackson in der Doku

09.03.2022, 17.18 Uhr
von Julian Weinberger

Janet Jackson stand immer im Schatten ihres Bruder, dabei hat sie selbst zig Millionen Platten verkauft. Eine äußerst sehenswerte Doku-Reihe wirft nun einen Blick auf ihre Karriere.

In jeder anderen Familie wäre Janet Jackson wohl der strahlende Stern gewesen, der alle in den Schatten stellt. Doch als kleine Schwester der gefeierten Brüderband der Jackson 5 und natürlich allen voran als kleine Schwester des "King of Pop", Michael Jackson, musste sie sich erst ihren Platz in der Musikwelt erkämpfen. Das Resultat ist eine beeindruckende Karriere samt fünf Grammys, mehr als 160 Millionen verkauften Platten und sieben Nummer-eins-Alben in den US-Charts. Die intime Doku-Reihe "Janet Jackson" (ab 11. März, Sky und Sky Ticket) stellt die 55-Jährige in all ihren Facetten vor und unternimmt eine musikalische und sehr private Zeitreise.

"Ich fragte mich: Wo passe ich hinein?", wirft Jackson früh in der vierteiligen Dokumentation die Frage auf. Als sie vier Jahre alt war, 1970, überrollte eine Jackson-Mania das Land. Ihre Brüder eroberten die Bühnen im ganzen Land, während Janet zu Hause zurückblieb. Doch schon bald bemerkte der strikte Familienpatriarch Joe (Janets Bruder Randy: "Wir haben nicht verstanden, warum er so gemein war.") auch das Talent seines jüngsten Kindes. Mit sieben Jahren stand Janet 1974 erstmals auf der Bühne in Las Vegas, spielte fortan zwei Shows täglich.

Körnige Archivaufnahmen zeigen die kleine Janet in der Doku von Regisseur Benjamin Hirsch in einem rosa Abendkleid auf der Bühne. "Ich kann mich nicht erinnern, jemals gefragt worden zu sein", räumt die Künstlerin Jahrzehnte später ein und stellt fest: "Keiner von uns hatte eine normale Kindheit." Trotz strenger Disziplinierungsmaßnahmen ist Janet Jackson ihrem Vater dankbar: "Seine Stärke hat uns als Familie so erfolgreich gemacht."

Schon als Jugendliche strebte Jackson aber nach einer eigenen Identität. Nachdem ihr erstes Album einzig nach den Vorstellungen Joes entstanden war und floppte, sagte sich die junge Künstlerin von ihrem Vater los: "Ich brauchte Kontrolle über mein Leben." Auf eigenen Beinen zu stehen, bringt ihr noch heute Respekt von Bruder Tito ein: "Sie war einer der wenigen in der Familie, die Nein zu meinem Papa sagten. Sie ist taff."

Und der Erfolg gab Janet Jackson recht: 1985 platzierte sich ihr Album "Control" auf Platz eins der US-Charts. Produzent Jimmy Jam begleitete die musikalische Neugeburt der Künstlerin: "Sie wurde eine andere Janet." Trotz Preisen, Rekorden und später weltumspannenden Tourneen blieb der Schatten der Familie jedoch stets über der Sängerin haften, wie die Dokumentation eindrucksvoll zeigt. "Trotz des Erfolges konnte sie nie aus Michaels Schatten heraustreten", kommentiert Jam die ständigen Mediennachfragen über Janets Bruder. "Ich wollte eine eigene Identität und nicht, dass Menschen wegen meines Nachnamens meine Musik kaufen", macht auch die Künstlerin selbst deutlich.

Auch ihre Beziehung zu Michael Jackson ist ein Thema

Diese Frage nach der eigenen Identität zieht sich wie ein roter Faden durch "Janet Jackson" und bewahrt die Doku-Reihe stets davor, in reine Heldenverehrung abzudriften. Chronologisch arbeitet sich das Format an den Karrierehöhepunkten und -tiefschlägen einer einzigartigen Künstlerin ab und verwebt es dank authentischem Archivmaterial und Interviewsequenzen mit Janet Jackson und ihren Wegbegleitern zu einem facettenreichen, eindrucksvollen Porträt.

Dazu gehören gescheiterte Ehen und toxische Beziehungen ebenso wie Jacksons Stilwandel in den 1990er-Jahren zur Sexikone samt Lap Dance auf der Bühne und offenherzigem "Rolling Stone"-Cover. Spannend sind auch die Einblicke, die Janet Jackson über ihr verändertes Verhältnis zu Michael offenbart. Von ihrem gemeinsamen Song "Scream" (1995) habe sie sich gewünscht, an alte, innige Zeiten mit ihrem Bruder anzuknüpfen. Doch die Plattenfirmen inszenierten einen Konkurrenzkampf zwischen beiden, isolierten Michael: "Das hat mich wirklich verletzt. Es hat sich angefühlt, als würde ich mit ihm kämpfen."

Hingegen äußerst kurz abgehandelt wird die wohl größte Zäsur in Jacksons Karriere: der "Nippelgate" beim Super Bowl 2004, als Justin Timberlake bei einer Tanzeinlage die Brust der Sängerin offenlegte. "All die harte Arbeit, die sie bis dahin in ihre Karriere gesteckt hatte, war plötzlich wegen eineinhalb Sekunden dahin", beschreibt Produzent Jimmy Jam die Auswirkungen des Skandals. Zu gerne wüsste man auch, wie die Sängerin selbst den Aufreger wegsteckte. Doch hier gibt sich Jackson zugeknöpft: "Ich blieb fokussiert auf meine Arbeit, war meinen Freunden und meiner Familie nah." Lieber will sie musikalisch für Ausrufezeichen setzen. Für 2022 ist Jacksons neues Album "Black Diamond" angekündigt.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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