"Karigula – Monster der Liebe": Der lebensmüde Clown








Ein Clown, dessen Selbstmordversuche scheitern, hofft auf eine metzelnde Metzgerin. Doch sie tötet nur aus Liebe. 'Karigula – Monster der Liebe' mit Ben Becker und Sabine Timoteo ist Teil der ZDF-Filmreihe 'Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten' von Carsten Unger.
Treffen sich ein trauriger Clown (Ben Becker) und eine spröde Metzgerin (Sabine Timoteo). Er wünscht sich nichts sehnlicher, als zu sterben, sie ist zufälligerweise Serienkillerin. Eine Win-Win-Situation, könnte man sagen. Und eine Geschichte, die in kürzester Zeit auserzählt sein könnte. Wäre da nicht diese eine Sache: Karla ist eine Lustmörderin, die nur töten kann, wen sie liebt.
"Karigula – Monster der Liebe", eine schwarze Tragikomödie mit Krimielementen, wie man sie sonst eher aus Großbritannien oder Österreich kennt, ist die vorletzte von fünf Komödien der diesjährigen Filmreihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten". Zum zwölften Mal präsentiert die ZDF-Nachwuchsredaktion "Das kleine Fernsehspiel" Filme junger Regisseurinnen und Regisseure wie Carsten Unger, der "Karigula – Monster der Liebe" nicht nur inszenierte, sondern auch das Drehbuch verfasste. Der Film feiert jetzt im Nachtprogramm des ZDF lineare TV-Premiere, in der ZDF-Mediathek ist er bereits seit 8. Juli abrufbar.
Komplizierte Win-Win-Situation
"Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz", lautet ein Zitat des Dichters Friedrich Hebbel, das zu Beginn des Films eingeblendet wird. Kann der suizidale Clown Charly das Herz mörderischen Metzgerin gewinnen? Denn Karla scheint seine einzige Chance zu sein, seinem Leben endgültig ein Ende zu setzen. Ihm selbst ist es nämlich schon mehrfach misslungen. "Es ist ein Fluch, Clowns sterben nicht durch die eigene Hand", jammert er. "Ich habe alles versucht, aber ich stehe immer wieder auf."
Beim letzten Versuch, als er von einer Brücke springen wollte, hat ausgerechnet Karla ihn gerettet, die gerade dabei war, Beweis-, also Leichenstücke im Fluss zu versenken. "Bringen Sie mich um oder ich geh' zur Polizei", versucht Charly es mit Drohen. Doch es hilft nichts. Während der traurige Clown nun also Karlas Gefühle wecken möchte, hegt diese ihrerseits den Plan, Charly in die Kunst des Tötens einzuführen, damit er ihre Taten als die seinen gesteht. Die junge Pathologin Rebecca (Saskia Rosendahl) und der Polizist Orlando (Farba Dieng) haben derweil die Ermittlungen in den makabren Mordfällen aufgenommen ...
"Eine eigenartige Geschichte über die Liebe"
Wohl kaum etwas wurde und wird in Kunst und Kultur so häufig thematisiert wie die Liebe. Gibt es da noch neue Ansätze und Umsetzungsformen? Das zumindest ist Carsten Ungers Ziel bei "Karigula – Monster der Liebe" und zwar "inhaltlich, formal und ästhetisch", wie er sagt. Nicht nur durch die skurrile Handlung, sondern auch durch die dunkel gehaltene, rotstichige, experimentell wirkende Bildsprache und die teils mehr ans Theater erinnernde Inszenierung und die düstere Musik ist ihm ein durchaus ungewöhnlicher Film gelungen, einer, auf denen man sich als Zuschauer aber auch einlassen muss. "Wir folgen instinktiv dem expressionistischen Film der 20er-Jahre, suchend, experimentierend, manchmal auch unbeholfen und doch ausdrucksstark im Kammerspiel", bestätigt Unger.
Ausdrucksstark sind auch die Hauptdarsteller Sabine Timoteo mit ihrer stoischen Miene und Theatertier Ben Becker als sehr überzeugender suizidaler Clown. Er sei ihnen für die Naturgewalt dankbar, schwärmt Unger, "mit der sie ihre abstrakten Figuren mit brodelndem Leben und wahrhaftigen Gefühlen füllen. Ihre Gesichter und die Wucht der Filmmusik bilden den Anker, an dem sich das Kammerspiel immer wieder in aberwitzige Höhe schwingt, bis der filmische Raum aufbricht und alle Genrekonventionen plötzlich überwunden sind, um eine eigenartige und aufrichtige Geschichte über die Liebe zu erzählen." Das ist vielleicht nicht durchgehend gelungen, aber durchaus interessant anzusehen.
"Karigula – Monster der Liebe" – Mo. 19.08. – ZDF: 00.30 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH