Entwicklung in der Gesellschaft: Harald Lesch über Rente mit 85
Die Gesellschaft wird immer älter. Dadurch entstehen neue Herausforderungen. Harald Lesch hat sich in der aktuellen Ausgabe seiner Sendung "Leschs Kosmos" dem Thema gewidmet. Dabei kam der Astrophysiker zu einem überraschendem Fazit.
Immer mehr Alte, sinkende Geburtenrate und eine Alterspyramide, die längst einer Urne gleicht: Der demografische Wandel ist in Deutschland in vollem Gange. Schon bald, wenn die vielen Babyboomer in Rente gehen, stellt sich die Frage, wie deren Rente gesichert werden soll. Welche weiteren Probleme die Überalterung der Gesellschaft nach sich zieht, skizzierte Harald Lesch nun in einer neuen Folge seines ZDF-Wissenschaftsmagazins "Leschs Kosmos", "Rente mit 85 – wie schaffen wir den demografischen Wandel?" (abrufbar in der ZDFmediathek).
"Deutliche Zunahme an Menschen"
Am Ende zog der Astrophysiker und Naturphilosoph trotz der krisenhaften Umstände ein erstaunliches Fazit: "Die Tatsache, dass wir immer älter werden, könnte sich demografisch mehr als Segen denn als Fluch erweisen." Diese These begründete Lesch mit den immer besser werdenden medizinischen Möglichkeiten: "Wer länger gesund bleibt, kann auch länger arbeiten und gesund die Rente genießen."
Am Beispiel seiner jungen Sendungscomoderatorin Liyang Zhao machte Lesch die kühne Rechnung auf Basis einer eingestandermaßen "gewagten Hypothes" auf: "Für dich, Liyang, könnte ein Renteneintritt von 85 bedeuten, dass du immer noch 35 Jahre hast, um deine Rente zu genießen."
Liyang Zhao stellte in dem 25-minütigen ZDF-Format einige Möglichkeiten vor, die in Zukunft den Alterungsprozess bremsen könnten. Neben Medikamenten, denen die Fähigkeit zugeschrieben wird, den Zelltod zu verlangsamen, machen der Wissenschaft auch eine Transfusion jungen Blutplasmas und die Reparatur des Epigenoms Hoffnung auf sogenannte "Supercentenarians".
"Ich denke, dass wir in den nächsten Jahrzehnten eine deutliche Zunahme an Menschen sehen werden, die jenseits der 100 gesund alt werden", blickte Forscher Professor Dr. Peter Tessarz, Radboud University Nijmegen, im Videointerview in die Zukunft.
Wie sieht die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt aus?
Doch auch gesellschaftlich brauche es an vielen Stellschrauben Veränderungen, forderte Harald Lesch. "Wer glaubt, vor ihm sei nichts gewesen und nach ihm würde nichts mehr kommen, der hat das große Seil, das uns alle durch die Zeit miteinander verbindet, für sich durchgeschnitten", warb er für generationenübergreifendes Verständnis und gegenseitige Wahrnehmung.
Die Dokumentation widmete sich auch weiteren Konsequenzen, die eine Überalterung der Gesellschaft auslöst, etwa dem Arbeitskräftemangel. Dem könnte der vermehrte Einsatz von Robotern und Künstlicher Intelligenz (KI) entgegenwirken. Zhang besuchte in diesem Zusammenhang mehrere Forschungsgruppen der TU München, die unter anderem an Pflegerobotern und KI-Robotern für Tätigkeiten in Warenlagern arbeiten.
"Jede Maschine macht aus uns Mängelwesen"
"Jede Maschine macht aus uns Mängelwesen", bemerkte Lesch kritisch, um sogleich nachzuschieben: "Ich bin mir aber sicher, dass diese Technik für automatisierte Prozesse erfolgreich einsetzbar sein wird." Dennoch betonte der 63-Jährige, für "existenzielle Fragestellungen" seien "richtige Menschen mit Emotionen, Intuition und Lebenserfahrung" unabdingbar.
Entscheidend sein für ein glückliches Leben im Alter wird auch bezahlbarer Wohnraum sein. Architekt Sven Disser präsentierte in der ZDF-Doku sein innovatives Wohnmodell, das auf einer Fläche von knapp 40 Quadratmetern dank transformierbarer Räume Schlafzimmer, Wohnraum, einen begehbaren Kleiderschrank und ein Arbeitszimmer in einem unterbringt. Dazu stellte die Sendung die Bestrebungen eines Grazer Architektenteams vor, das auf modulare und mobile Lösungen setzt.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH