Bei "Markus Lanz"

"Ich bitte Sie!": Bei der Suche nach Gründen für die gestiegene Kriminalstatistik entbrennt hitzige Debatte

11.04.2024, 09.24 Uhr
von Natascha Wittmann

Am Mittwochabend blickte die Talk-Runde von Markus Lanz auf die aktuelle Kriminalitätsstatistik. "Ist Deutschland tatsächlich unsicherer geworden?" Und wenn ja, woran liegt das? Bei der Frage, inwieweit die irreguläre Migration mit dem Anstieg von Gewaltdelikten zusammenhängt, entbrannte ein hitziges Wortgefecht zwischen dem Extremismusforscher Ahmad Mansour und der Kriminologin Nicole Bögelein.

Anstieg verschiedener Straftaten

Die aktuelle Kriminalitätsstatistik zeigt eine klare Zunahme an Gewalttaten, Diebstählen oder Einbrüchen. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit rund 5,94 Millionen Straftaten statistisch erfasst – immerhin 5,5 Prozent mehr als noch 2022. Markus Lanz fragte daher am Mittwochabend in die Runde: "Ist Deutschland tatsächlich unsicherer geworden?". Besonders beunruhigt blickte der ZDF-Moderator dabei auf die Kriminalitätszahlen unter der ausländischen Bevölkerung, die ebenfalls stark angestiegen sein sollen. SPD-Politiker Sebastian Fiedler sah dies jedoch nüchtern und erklärte, dass es sich um "eine sehr komplizierte Statistik" handle, die nicht leicht zu interpretieren sei. Dennoch gab er zu, dass Deutschland "in Teilen unsicherer geworden" sei.

Der Grund für seine Annahme? Im Bereich der Gewaltkriminalität – also "Raubkriminalität", "häusliche Gewalt", "Mord und Totschlag" oder "Sexualdelikte" – sind die Zahlen laut Fiedler deutlich angestiegen und geben damit "allesamt Grund zur Sorge". Aber auch im Bereich der Drogenkriminalität sehe er einen Anstieg, man habe es "mit einer Kokain-Schwemme zu tun". Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche habe laut Fiedler zugenommen. Dazu erklärte Lanz nachdenklich, dass dies "mit der wieder aufgenommenen Reisetätigkeit, insbesondere von osteuropäischen Banden" zu tun habe. Fiedler nickte: "Wir haben viele Themen, über die wir uns sorgen müssen."

Ahmad Mansour sieht Gründe in "fehlender Härte" des Staats

Dem stimmte Extremismusforscher Ahmad Mansour zu und ergänzte, dass die Gewalttäter auch immer jünger werden: "Wenn wir jetzt die Menschen fragen, dann ist Deutschland unsicherer geworden. Deutschland ist für Juden unsicherer geworden, (...) Deutschland ist für Frauen unsicherer geworden." Mansour fügte hinzu, dass die Statistik durchaus "erschreckend" sei und ein komplexes Bild der Folgen von Migration und Einwanderung zeichne. "Und darüber müssen wir reden", so Mansour streng.

Dem widersprach Kriminologin Nicole Bögelein, die anmerkte, dass die Wahrscheinlichkeit einer Anzeige "sehr viel höher" sei, wenn der Täter "als nicht-deutsch oder als fremd wahrgenommen" werde. Lanz konterte irritiert: "Frau Bögelein, bitte. Wenn mir jemand mein Portemonnaie oder mein Telefon klaut, ist mir vollkommen Wurst, wer das ist. Wenn der das macht, zeige ich den an. Ich bitte Sie!" Die Kriminologin hielt jedoch dagegen und sagte nüchtern: "Studien zeigen uns das Gegenteil."

Ahmad Mansour sah wiederum für den Anstieg eine andere Ursache: die fehlende Härte des deutschen Rechtsstaates. "Es gibt eine große Zahl von Menschen, die Deutschland als schwach wahrnehmen und unseren Rechtsstaat verachten", so Mansour. Der Extremismusforscher weiter: "Die Leute brauchen klare Regeln, damit sie wissen, wo sie stehen." Daraufhin konterte Kriminologin Bögelein, dass die Ursachen für Strafdelikte eher im sozialen Bereichen stecken: "Menschen, die keinen deutschen Pass haben, führen ganz andere Leben als Menschen mit deutschen Pässen." Bögelein fügte hinzu, dass sich Migranten in Deutschland häufig "nicht aufgenommen" fühlen.

Nicole Bögelein: "Kriminalität ist ein soziales Problem"

Dieses Argument wollte Markus Lanz jedoch nicht unkommentiert lassen und feuerte zurück: "Da gibt es ein massives Störgefühl mittlerweile in der Bevölkerung, dass Leute sagen: 'Bitte, das ist doch keine Einbahnstraße!'" Laut Lanz sei es bei der Frage, ob man kriminell wird, "nicht entscheidend", "unter welchen Verhältnissen man aufwächst". Vielmehr treffe man die Entscheidung "schon selbst und ganz alleine".

Ahmad Mansour nickte energisch und fügte hinzu: "Das ist eine unmündige Art und Weise beim Umgang mit diesen Menschen." In Richtung Bögelein wetterte er weiter: "Es ist, als ob wir diese Menschen wie Kuscheltiere behandeln, damit wir uns besser fühlen. (...) Und dann verdrängen wir!" Die Kriminologin sah dies jedoch anders und wehrte sich: "Das stimmt nicht! Wir haben versucht, zu erklären, dass es eben vielfältige Ursachen gibt. (...) Es geht um die sozialen Möglichkeiten, es geht um die Chancen, mit denen ich aufwachse." Sie forderte daher: "Kriminalität ist ein soziales Problem und dem müssen wir mit sozialen Antworten begegnen und nicht mit einer Haudrauf-Debatte.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren