Bei "Maischberger"

Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Gregor Gysi in hitziger Diskussion: "Traumtänzer!", "Albern!"

10.04.2024, 10.29 Uhr
von Marko Schlichting

Streitfreudig zeigten sich am Dienstagabend die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der Linken-Außenpolitiker Gregor Gysi im Talk von Sandra Maischberger. Bei der Unterstützung für die Ukraine gingen die Meinungen weit auseinander. 

Helfen Waffenlieferungen in der Lage weiter?

Seit mehr als zwei Jahren tobt in der Ukraine der russische Angriffskrieg. Und fast so lange diskutieren sich Politiker und Experten die Köpfe darüber heiß, wie ein mögliches Kriegsende aussehen könnte. Am Dienstagabend hat Sandra Maischberger in ihre Talkshow im Ersten zwei Politiker eingeladen, deren Meinungen unterschiedlicher kaum sein könnten: Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und den Linken-Außenpolitiker Gregor Gysi. Dass es da zum heftigen Schlagabtausch kommen muss, ist vorprogrammiert.

Die Fronten sind klar: Strack-Zimmermann spricht sich für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Der Krieg wird mit Friedensverhandlungen enden, das weiß auch die FDP-Politikerin. Doch die müsse die Ukraine aus einer Position der Stärke führen können. Nur sieht es im Moment dafür nicht gut aus. Russland rüstet auf und macht mobil, während die Waffen- und Munitionslieferungen für die Ukraine aus dem Westen schon seit Wochen stocken.

Darum spricht sich Gysi für eine diplomatische Lösung aus. Er erklärt: "Die Situation für die Ukraine wird jeden Tag schlechter. Ich habe schon vor zig, zig Tagen gesagt, wir brauchen so schnell wie möglich einen Waffenstillstand." Die Ukraine könne sich militärisch weder den Donbass noch die Krim zurückholen. "Dann geht es ja nur über Verhandlungen."

"Söder war ja auch in China, was in China keinen interessiert hat."

Verhandeln könne aber nur jemand, den der russische Präsident Putin ernst nehme, also weder Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder die USA. Gysi: "Aber China und Indien braucht er. Wenn die die Beziehungen abbrechen würden, dann wäre er wirklich isoliert. Das kann er sich gar nicht leisten. Da müsste unsere Diplomatie versuchen, die chinesische und die indische Regierung dazu zu bringen, dass die auch gegen die Abgabe von ukrainischem Territorium sind, und dann Vermittlungen anstellen zwischen der russischen und der ukrainischen Regierung, wo es beispielsweise um die Wiederzulassung der russischen Sprache oder doppelte Staatsbürgerschaften gehen kann."

Bundeskanzler Olaf Scholz reist am Wochenende in die Volksrepublik. Die Moderatorin möchte von Strack-Zimmermann wissen, ob der Kanzler versuchen werde, mit der chinesischen Regierung über eine diplomatische Lösung zu verhandeln. Strack-Zimmermann kann sich zunächst einen Hieb gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder nicht verkneifen. Der war vor Kurzem mit einer Wirtschaftsdelegation in China und wollte dort für bayerische Unternehmen werben. "Söder war ja auch in China, was in China keinen interessiert hat."

Gysi zu Strack-Zimmermann: "Das ist albern"

Ob Scholz sich in China für ein Ende des Krieges in der Ukraine einsetzen werde, wisse sie nicht, sagt sie. "Wenn der Kanzler das Gespräch darauf bringt, dann ist das immer hilfreich." Doch dass Scholz Erfolg haben wird, bezweifelt sie: "China unterstützt Russland mit Komponenten, über andere Staaten nicht im Ganzen, sondern portioniert, damit es nicht auffällt, wenn sie Russland erreichen. Und China ist eng verbündet mit Nordkorea, das in diesem Krieg Russland unvorstellbar unterstützt und gleichzeitig russisches Knowhow bekommt."

Die Frage sei außerdem, wie weit der Einfluss Chinas auf Russland reiche, und letztendlich werde die Ukraine darüber entscheiden, wie es weitergehe. Sie sei weiterhin für die Lieferung von Waffen, sagt sie, an Gysi gewandt: "Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich, dass die Ukraine nur eine Chance hat, zu überleben: aus der Stärke heraus."

Damit liefert sie dem Linken-Politiker ein neues Argument: "Und dann warten Sie, bis Trump zum US-Präsidenten gewählt wird, und dann kommt die schlechteste Lösung für die Ukraine heraus. Wenn wir jetzt initiativ werden, könnten wir noch für die Ukraine deutlich mehr retten, als wenn Trump zum Präsidenten gewählt wird."

"Seien Sie doch nicht so ein Traumtänzer", fällt Strack-Zimmermann Gysi ins Wort. "Nein, Sie sind eine Traumtänzerin", antwortet der: "Sie glauben wirklich, mit Raketen in Russland gewinnen zu können. Das ist albern."

FDP-Politikerin wirbt für militärische Unterstützung

Auch ein schwächeres Land habe oft eine Chance. So sei die Sowjetunion in Afghanistan gescheitert, erinnert Strack-Zimmermann. Außerdem: An eine Wahl von Donald Trump glaube sie nicht. Dennoch ist auch Strack-Zimmermann klar, "dass dann, wenn die Hilfe der Amerikaner neben unseren Hilfen ausbleibt, die Ukraine ein massives Problem hat. Und ich bleibe dabei: Wenn die Ukraine nicht die Kraft hat, sich zur Wehr zu setzen, wird sie nicht nur die Ostukraine verlieren, sondern die ganze Ukraine." Und dann würden auch das Baltikum, Moldawien und Georgien ein riesiges Problem haben. "Und daran werde ich Sie hoffentlich nicht erinnern müssen."

Klar ist: Wie auch immer eine Lösung in der Ukraine aussieht, es muss schnell gehen. Denn bald wird es Sommer. Den könnte Russland zu einer Militäroffensive nutzen, die der Ukraine den Todesstoß versetzen könnte.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren