Ibiza: Vom Hippie-Paradies zum Massentourismus





Die ARTE-Reportage beleuchtet die wechselvolle Geschichte Ibizas, von Walter Benjamin bis zum Massentourismus, und zeigt, wie der Mythos der Insel lebendig bleibt. Anschließend folgt der SWR-Film "Mythos Marbella", der die Jetset-Ära der Mittelmeerstadt ergründet.
Der deutsch-jüdische Philosoph Walter Benjamin war in den 30er-Jahren einer der Ersten, der die vergessene Baleareninsel mit ihren weiß getünchten Häusern, ihren romantischen Sonnenuntergängen und den einfachen Menschen erlebte. Die ansehnliche ARTE/ZDF-Reportage von Fabian Wolf zeigt in Schwarzweiß-Bildern aber auch, dass nach dem Krieg auch andere die Insel schätzten – Studenten aus Paris und Amerika kamen, aber auch freiheitsliebende Spanier, die Francos strengem Regime auf dem Festland entkommen wollten. Als "Langhaarige" verschrien, lieferten sie sich mit Francos Guardia Civil mitunter heftige Kämpfe. Wie die Künstler, die Ibizas herbe Schönheit früh erkannten, trugen sie viel zu Ibizas Mythos bei, dem man nun zur Renaissance verhelfen will.
Heute bevölkern abertausende die Insel, die inzwischen um ihren Status als romantisches Eiland für freiheitsliebende Kenner fürchtet. Models, Modedesigner und Stylisten haben die Stars von gestern – Errol Flynn, Freddie Mercury oder auch Ursula Andress – abgelöst. Der Hippiemarkt in Ibiza-Stadt ist längst zur Massenattraktion geworden. Noch immer hängt der Duft von "Räucherstäbchen" und Leder in der Luft. 10.000 Besucher täglich wollen heute den Geruch von gestern atmen, der spätestens mit Bob Marleys Auftritt von 1978 begann. Einstige Insider-Treffs wie der Pacha-Club bieten nun 3.000 Besuchern Platz. "Sie bewegen ihre Ärsche nicht, sie wollen nicht tanzen", schimpft ein Nachfahre des ersten Besitzers, der listig von früheren Zeiten schwärmt.
Längst ist die "Marke Ibiza" mitsamt ihrem weißen Ibiza-Kleiderstil zu einem Massengeschäft geworden. Die einheimischen Touristiker sehen das auch. Wie die Venezianer wollen sie dem Ansturm, der mit den ersten Fluglinien einsetzte, irgendwann Einhalt gebieten. Die Zeiten, in denen sich der Balljunge vor dem Grandhotel ganz lässig mit Stars wie Messi über allerlei Tricks unterhalten konnte, sind jedenfalls erst einmal vorbei.
Mythos Marbella – Der Traum vom ewigen Sommer
Auch Marbella, die Großstadt an der Mittelmeerküste Andalusiens, lebt vom Mythos des ewigen Sommers. Seit 1954 Prinz Alfonso zu Hohenlohe die Stadt durch seinen Marbella-Club zum Hotspot des Jetsets machte, gaben sich dort eine ganze Weile lang Adelige, Superreiche und Hollywoodstars ein Stelldichein.
Kein Wunder, dass der SWR-Report (20.55 Uhr) ein nostalgischer Society-Rückblick geworden ist. Sie alle waren da: Aristoteles Onassis, Guy de Rothschild, Artur Rubinstein, Audrey Hepburn, aber auch Sean Connery und Gina Lollobrigida, Gunter Sachs und Brigitte Bardot. Im Film von Hannes Schuler (SWR, 2024) blättert Gunilla von Bismarck (75), die Urenkelin des großen Preußen Otto von Bismarck und "ungekrönte Königin von Marbella", im gut gefüllten Fotoalbum – alte Zeiten werden wach und erwecken den "Mythos Marbella" zum Leben. "Wenn man das so sieht, kann man gar nicht glauben, wie das früher so war", wundert sich die Society-Lady.
Bauskandale, wie der des Baulöwen und Immobilienmaklers Jesús Gil, machten dem Sonnenparadies später den Garaus, bis auch hier irgendwann die Renaissance kam, die zu der Feststellung des Alfonso-Sohnes und Marbella-Chronisten Hubertus zu Hohenlohe berechtigt: "Der Mythos lebt weiter!" – Wie konnte Marbella Skandale und zeitweisen Niedergang überleben und aus einem Dornröschenschlaf wiedererwachen?
Mythos Ibiza – Hippies, Freiheit, Clubkultur – Do. 13.02. – ARTE: 20.15 Uhr
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH