Neue Serie "Task": Spannender Thriller von Brad Ingelsby








Der grandiose Amerika-Erzähler Brad Ingelsby ("Mare of Easttown") hat mit "Task" eine neue Drama-Serie erschaffen. Im fesselnden Thriller duellieren sich zwei Männer mit dunklen Lebensschatten. Ein FBI-Agent (Mark Ruffalo) jagt einen scheinbar arglosen Familienvater (Tom Pelphrey).
In der neuen, ziemlich grandiosen HBO-Serie "Task" (Montag, 8. September, bei Sky/Wow ) haben zwei Männer jeweils eine Aufgabe. Diese Tasks macht sie zu Gegnern. Da wäre zum einen Tom Brandis (Mark Ruffalo), ein FBI-Agent, der auf die 60 zugeht. Seine Vorgesetzte (Martha Plimpton) holt ihn aus einem beschaulichen Berufsberatungsjob zurück in den aktiven Dienst. Tom soll mit einer von ihm geleiteten Einheit eine Serie von Überfällen auf Wohnhäuser aufklären. Die machten zuletzt die Gegend von Philadelphia unsicher. Zuschauer wissen von Beginn an: Die Überfälle werden von Robbie Prendergast (Tom Pelphrey) und einem Kumpel (Raúl Castillo) durchgeführt. Beide nutzen ihren "day job" als Müllmänner, um Häuser auszukundschaften, in denen Mitglieder einer Rockerbande Drogendeals vorbereiten. Über sieben einstündige Folgen (jeweils eine neue Folge pro Montag) zieht sich die Schlinge um das Männerduell immer enger zusammen.
Neben dem Kriminalfall beleuchtet das Drehbuch von Showrunner Brad Ingelsby ("Mare of Easttown) mal wieder mit großer Genauigkeit und Liebe zu den Figuren die dunklen Seiten Amerikas: Bei den kleinen Leuten, von denen er erzählt, ist meist das Geld knapp. Dazu sind viele Familien zerbrochen oder haben einen Verlust zu beklagen. Beim Versuch zu überleben – finanziell und moralisch – eröffnen sich Ingelsbys Figuren immer wieder Chancen, Hoffnungen und Versuchungen, vom geraden Weg abzuweichen und mit einer Tasche voller Geld, einem Verrat oder sonstigen Unkorrektheiten, in ein besseres Leben durchzustarten. Nicht umsonst sind Tom und Robbie, der Cop und der Dieb, beide Familienväter.
Figuren, an deren Lippen, Gesichtern und Körpern man klebt
Robbies Frau, die nur einmal kurz und schweigend in einer Rückblende auftaucht, ist gegangen und hat ihn mit zwei Kindern zurückgelassen. Seine Rettung hört auf den Namen Maeve (großartig: Emilia Jones aus "Coda") und ist 21 Jahre alt. Maeve ist Robbies Nichte, die Tochter seines verstorbenen großen Bruders. Sie ist bei ihm eingezogen, um sich neben dem Jobben um die Kinder zu kümmern. Auch bei Tom lauert ein Familiengeheimnis im Hintergrund, das erst in den ersten beiden Folgen aufgeklärt wird. Der FBI-Agent lebt alleine mit seiner halbwüchsigen Tochter (Emily Silvia Dionicio), deren Bruder im Gefängnis sitzt. Das Figuren-Ensemble weitet sich mit der Zeit. So lernt man Toms neue Mitarbeitende kennen – Thuso Mbedu, Alison Oliver und Fabien Frankel aus "House of the Dragon" spielen diese jungen FBI-Agents. Auch die Rockergruppe, die nach Mafia-Regeln funktioniert, hat einige sehr elaborierte Charaktere zu bieten – vor allem das Brüderpaar Perry (Jamie McShane, der Sheriff aus "Wednesday) und Jayson (Samuel Keeley).
All diese Schauspielerinnen und Schauspieler gehören erwähnt, weil "Task" nicht nur wie Ingelsbys Vorläufer-Serie "Mare of Easttown" ein starkes Spannungsstück aus Mord, Schuld, Verrat, aber auch Mut und Läuterung erzählen, sondern weil die klugen Plots und vor allem Charakterzeichnungen einfach grandiose Spielwiesen für großes Schauspiel sind. Letzteres kann man in "Task" einfach nur bewundern – denn man klebt diesen lebensnahen Figuren einfach nur an den Lippen, Gesichtern und Körpern, wenn sie in der "Roughness" des US-amerikanischen Alltags ums Überleben kämpfen.
Novellen über Amerikas dunkle Ränder
Nicht ganz zufällig hat FBI-Agent Tom eine Vergangenheit als Priester. Seine Frau, eine Rechtsberaterin und Atheistin, hat er einst bei der Arbeit als Seelsorger im Krankenhaus kennengelernt. So wurde aus dem Priester jemand, der nicht mehr moralisches Recht, sondern irdisches Recht – das Gesetz – in die Tat umsetzt. Was ein wenig konstruiert klingt, fügt sich bei Ingelsbys Tom-Figur ganz harmonisch zusammen. Niemals doziert sie über Gott oder Religion, vielleicht hat sie selbige sogar längst verloren. Und doch schaut ab und zu ein Ex-Kollege und Priester in Toms Haus vorbei – und man diskutiert die Dinge des Lebens. Tom, der vom mal wieder unfassbar guten Mark Ruffulo mit angefuttertem Bauch verkörpert wird, hat nie offensichtliche Antworten auf Fragen wie "warum lässt Gott all das Leid zu".
Wie bei allen Figuren, die in "Task" mit Geldknappheit, Müdigkeit, zerbrochenen Familien, Substanzmissbrauch und natürlich Tod zu kämpfen haben – gibt es auf die Frage, wie man zurechtkommen soll in diesem Leben, keine klaren Antworten. Vielleicht ist es tatsächlich die Aufgabe, das "Task", welches die Menschen in Ingelsbys Novellen über Amerikas dunkle Ränder irgendwie weiterlaufen lassen. Spätestens zum großen Finale, das wie bei "Mare of Easttown" wieder einen ungewöhnlichen Spannungsbogen und eine Art Coda-Folge enthält, wird klar, warum das Priester-Motiv im Kriminalfall nicht ganz unwichtig ist: Letztendlich lautet die Antwort auf alles Leid: Vergebung – weshalb "Task" zu guter Letzt auch noch eines der berührendsten Miniserien-Enden der letzten Jahre bereithält.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH