"Smillas Gespür für Schnee" neu erzählt: Dänemark als Überwachungsstaat
Ob das Leben im Kopenhagen des Jahres 2040 Spaß machen wird, wer weiß?! George Orwell wäre vermutlich stolz auf einen technokratischen Überwachungsstaat, wie ihn BAFTA-Preisträgerin Amma Asante in der Serien-Neuauflage von "Smillas Gespür für Schnee" (ab 1. Dezember, MagentaTV) entwirft.
Während die Menschen unter den Folgen einer akuten Energiekrise leiden, soll eine staatlich verordnete Bodycam-Tragepflicht die Bürger unter Kontrolle halten. "Zum Schutz der Gemeinschaft", wie es unheilvoll mittels Lautsprecheranlagen durch die vereisten Straßen dröhnt.
Smilla in Gefahr: Je näher sie der Wahrheit kommt, desto eisiger wird es
Inmitten dieser unwirtlichen Umgebung knüpft die sechsteilige Thrillerserie nahtlos an die Romanvorlage von Peter Høeg an. Der kleine Inuitjunge Isaiah (Silver Wolfe) stürzt von einem Hochhausdach in den Tod. Während die Polizei an einen tragischen Unfall beim Spielen glaubt, ist sich die zurückgezogen lebende Wissenschaftlerin Smilla (Filippa Coster-Waldau) sicher: Isaiah hätte sich schon alleine wegen seiner Höhenangst niemals auf das Dach gewagt.
Deshalb beginnt Smilla, auf eigene Faust nachzuforschen. Mit ihrem Nachbarn Rahid (Elyas M'Barek) enthüllt sie eine verhängnisvoll schief gelaufene Grönland-Expedition, bei der einst Isaiahs Vater ums Leben kam. Derlei Recherchen kann das damals auftraggebende Unternehmen Prospectus gar nicht gebrauchen ...
„Smilla“ startet überraschend bei MagentaTV statt bei Netflix
Mit dystopischen Szenarien kennt sich Regisseurin Amma Asante aus: In der Vergangenheit inszenierte sie unter anderem einzelne Episoden der preisgekrönten Serie "The Handmaid's Tale". Nun verpasst sie Peter Høeg Stoff "Smillas Gespür für Schnee" eine Frischzellenkur. Im winterlich-tristen Dänemark präsentiert sie ihren deprimierenden Entwurf einer nicht allzu fernen, aber alles andere als erquicklichen Zukunft. Strom in den Wohnungen fließt nur nach vorheriger Handy-Anmeldung, Wahlberechtigungen gibt es nur gegen Loyalitätsscreenings und wird die Bodycam-Tragepflicht missachtet, droht die Ausstattung mit einer Halsfesselkamera.
Der düstere Rahmen für die Mystery-Handlung ist gekonnt gesetzt. Der Serienplot an sich kommt jedoch nur schleppend in Schwung. Dazu fehlt es den Figuren an spannenden Ecken und Kanten. Ob die neue Serie den Erfolg von Bernd Eichingers gleichnamigem Kinohit von 1997 (1,7 Millionen Kinobesucher in Deutschland) bestätigen kann, darf also bezweifelt werden. Ähnliches Misstrauen hegte wohl auch Netflix, wo "Smillas Gespür für Schnee" eigentlich hätte starten sollen. Weil der Streamer sich jedoch überraschend zurückzog, sprang MagentaTV als Verwertungsplattform ein.
Du willst keine News mehr verpassen? Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir dich über die Top-News aus der TV- und Streamingwelt!
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH