Stephen King im Kino

Filmkritik zu „The Running Man“: Klassischer Actionheld trifft auf moderne Dystopie

20.11.2025, 14.24 Uhr
Auf Arnold Schwarzenegger folgt Glen Powell: Nach 1987 wird Stephen Kings Roman „Menschenjagd“ erneut verfilmt. Regisseur Edgar Wright orientiert sich deutlich mehr an der Vorlage.

Der einzige seiner Filme, von dem er sich immer ein Remake gewünscht habe, sei der 1987er „The Running Man“, gestand der frühere Actionstar Arnold Schwarzenegger vor kurzem in einem Promo-Video zu besagtem Remake. Das Ergebnis ist eine spaßige und unterhaltsame Actionkomödie. Wie auch schon die Schwarzenegger-Version spielt Humor auch dieses Mal eine deutlich größere Rolle als in der Romanvorlage, die King 1982 unter seinem Pseudonym Richard Bachman veröffentlich hatte.

„The Running Man“: eine etwas andere Dystopie für die USA

Verwunderlich ist der wieder hohe Comedy-Anteil allerdings nicht – schließlich war der Brite Edgar Wright für Regie und Drehbuch verantwortlich. Mit „Last Night in Soho“ (2021) und „Baby Driver“ (2017) stellte Wright zwar unter Beweis, dass er auch ernsthafte Geschichten erzählen beziehungsweise kreative Action kreieren kann. Nichtsdestotrotz schuf er aber auch so schräge Komödien wie „Shaun of the Dead“ (2004) oder „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010).

Ein netter Umstand ist es auch, dass das Remake ausgerechnet dieses Jahr ins Kino kommt. Denn in der Romanvorlage spielt die Handlung im Jahr 2025. Die USA unter Präsident Donald Trump scheinen zwar teilweise schon dystopische Züge angenommen zu haben, in „The Running Man“ ist dieser Prozess jedoch deutlich weiter fortgeschritten. Das gilt vor allem mit Blick auf die soziale Ungleichheit und die autoritäre Regierung.

Die namensgebende Show „The Running Man“ ist die meistgesehene Sendung im Fernsehen. Auf die drei Teilnehmer, die sogenannten Runner, wartet entweder eine enorme Menge Geld oder der Tod. 30 Tage lang müssen sie überleben, während sie von Profikillern gejagt werden. Je länger sie durchhalten, desto mehr Geld gibt es. Die Zuschauer, die immer wieder auch Liveszenen zu sehen bekommen, haben außerdem die Möglichkeit, die Runner zu melden, also zu verraten, wenn sie einen von ihnen zu Gesicht bekommen. Wirklich trauen können die Runner also fast niemandem.

Actionkomödie mit wenig Überraschungen

Ben Richards (Glen Powell) gehört der Arbeiterklasse an. Weil er sich immer wieder mit seinen Vorgesetzen anlegt und sich für Gerechtigkeit einsetzt, findet er jedoch keinen Job mehr. Diese Perspektivlosigkeit und seine kleine Tochter, die dringend Medikamente braucht, bringen ihn bald schon dazu, an den tödlichen Spielen teilzunehmen.

„The Running Man“ legt besonderen Wert darauf, eine Actionkomödie zu sein. Damit bietet er leichte Unterhaltung, worunter jedoch das Dystopische leidet. Im Vergleich nimmt das nämlich nur wenig Raum ein; muss sich gleichermaßen Actionszenen wie auch markigen Sprüchen unterordnen. Wie gut einem diese Tonalität gefällt, ist eine Frage des Geschmacks. Immerhin: Die meisten Gags zünden ebenso zuverlässig wie die Granate in einer Szene, die wir in einem der Trailer zu sehen bekommen haben. Leider haben die Trailer jedoch auch nahezu alle Highlight-Momente gezeigt. Wer sie sich vor dem Kinobesuch angeschaut hat, dürfte nur wenige Überraschungen erleben. Hat man erstmal das Setting erkannt, erinnert man sich automatisch an das Trailermaterial und weiß in der Regel, welche Actionszene oder auch welcher witzige Moment gleich folgen wird.

„The Running Man“: Wichtige Themen, oberflächlich erzählt

Glück haben hier diejenigen, die es sich ohne große Vorkenntnisse und ohne Trailerbilder im Kopf im Kinosessel bequem machen. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Action sich wirklich sehen lassen kann und mit der ein oder andere kreativen Idee aufwartet. Die technischen Möglichkeiten, die Schwarzenegger und Co in den 1980ern noch nicht zur Verfügung standen, werten „The Running Man“ zudem optisch deutlich auf.

Zwischen Kämpfen, Verfolgungsjagden und Gags greift der Film immer wieder wichtige gesellschaftliche und politische Themen auf: Die immer größer werdende Schwere zwischen Arm und Reich, soziale Ungleichheit, Propaganda/Steuerung von Medien, künstliche Intelligenz und Deepfakes. Diese Aspekte fließen hier und da in das Worldbuilding ein – „The Running Man“ kratzt dabei jedoch nur an der Oberfläche. Da wäre sicherlich mehr möglich gewesen.

Glen Powell als klassischer Actionheld

Dass sich der Film als Actionkomödie so gut trägt, ist neben den gebotenen Schauwerten auch Hauptdarsteller Glen Powell zu verdanken. Obwohl schon seit den 2000er Jahren schauspielerisch aktiv, scheint Powell erst seit seiner Rolle in „Wo die Lüge hinfällt“ (dt. Kinostart: Januar 2024) so richtig im Rampenlicht zu stehen. In der Romantikkomödie spielte er an der Seite von Sydney Sweeney. Mit „The Running Man“ schlägt Powell in eine ähnliche Kerbe wie schon im Frühjahr 2024 mit „A Killer Romance“ (Hit Man).

Allmählich mausert er sich also zu einem begehrten Hauptdarsteller, vor allem für Actionkomödien, mit dem wir als Zuschauerinnen und Zuschauer mitfiebern können. Auch in „The Running Man“ fungiert der gutaussehende Powell als charmanter Publikumsliebling. So setzt er sich als Ben Richards selbstlos für seine Kollegen ein, obwohl das immer wieder dazu führt, dass er entlassen wird.

Ben ist ein klassischer Held, der sich gegen das autoritäre System stellt, vor allem aber seine Frau und seine Tochter retten will. Hauptcharaktere wie ihn hat man schon unzählige Male auf der großen Leinwand gesehen. Er steht moralisch betrachtet so eindeutig auf der guten Seite, dass er sogar seine Verfolger, die ihn töten wollen, vor einer Explosion warnt. Zudem ist er rechtschaffen, absolut unbestechlich und obendrein ein sehr guter Kämpfer. Glen Powell verkörpert also eine 0815-Heldenrolle, die eigentlich längst langweilt, trotzdem aber funktioniert. Genau deswegen dürften wir Powell in Zukunft noch häufiger genau solche Charaktere spielen sehen – auch wenn „The Running Man“ an den Kinokassen bislang kaum einschlägt.

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