Profitänzer im Interview

Renata und Valentin Lusin: "Prallt an uns sowas von ab"

18.02.2022, 14.39 Uhr
von Antje Rehse
Renata und Valentin Lusin gewannen 2021 zusammen die "Let's Dance"-Profichallenge.
BILDERGALERIE
Renata und Valentin Lusin gewannen 2021 zusammen die "Let's Dance"-Profichallenge.  Fotoquelle: RTL / Frank W. Hempel

Im vergangenen Jahr standen Renata und Valentin Lusin mit ihren prominenten Tanzpartnern im Finale von "Let’s Dance". Mittlerweile sind die Profitänzer der RTL-Show teilweise bekannter als einige Promi-Kandidaten. Im prisma-Interview spricht das Ehepaar über hartes Training, Jury-Urteile und seine eigene Geschichte.

Renata und Valentin, ich wohne direkt gegenüber einer Tanzschule, war aber noch nie drin. Warum sollte ich das unbedingt ändern?

Valentin Lusin: Tanzen ist die beste Nebensache der Welt. Ne, der Spruch geht anders. (lacht) Du fragst natürlich zwei leidenschaftliche Tänzer, wir haben beide sehr früh angefangen und direkt Gefallen daran gefunden. Wir tanzen schon unser Leben lang und haben jetzt die große Freude, es auch Einsteigern zu vermitteln, den Promis, die noch nie zuvor getanzt haben. Es ist total interessant zu beobachten, wie Leute, die davor dachten, das sei gar nichts für sie, dann doch sehr schnell ehrgeizig werden und diesen Zauber des Tanzens fühlen. Es gibt immer eine kleine Hürde: den passenden Partner. Aber wenn man ihn oder sie vielleicht sogar mitnehmen kann zur Tanzschule, dann hat man ein tolles gemeinsames Hobby.

Wann habt ihr mit dem Tanzen angefangen?

Renata Lusin: Ich habe mit zehn angefangen. Mit sechs habe ich es schon mal probiert, aber als ich gesehen hab, dass ich mit einem Jungen tanzen muss, habe ich meiner Mutter gesagt: "Mit einem Jungen? Nein, auf gar keinen Fall!" (lacht) Als ich zehn Jahre alt war, hat mein Opa es dann nochmal versucht und dann hat es mir gefallen und ich habe dann auch direkt professionell angefangen, denn in Russland gab es keine Tanzschulen, sondern nur Vereine. Aber getanzt und mich bewegt habe ich glaube ich schon, seit ich zwei Jahre alt bin. Da gibt es auch Videos von. Ich wollte auf die Bühne. Ich war wie ein Duracell-Häschen, immer in Bewegung.

Valentin: Ich habe sogar noch früher angefangen, mit sechs. Bei mir kam das durch meine Mutter, die selbst in der Jugend getanzt hat. Kurz danach sind wir dann umgezogen nach Deutschland, wo ich dann nach einer kleinen Pause weitergemacht habe. Ich erinnere mich noch an mein erstes großes Tanzturnier noch in Russland, da habe ich gewonnen und ein kleines Spielzeugauto als Geschenk bekommen.

Ihr habt euch in Deutschland kennengelernt, durch das Tanzen.

Renata: Genau, da waren wir beide 16. Ich hatte mich in Russland von meinem Tanzpartner getrennt und Valentin von seiner Tanzpartnerin in Deutschland. Meine Mutter hat online eine Anzeige auf einer Tanzseite aufgegeben.

Valentin: Wir waren beide schon sehr erfolgreich mit unseren vorherigen Partnern.

Renata: Wir sind uns damals auch schon auf Turnieren begegnet, aber wir kannten uns noch nicht. Es gibt sogar ein Foto, das uns gemeinsam bei einem Wettkampf zeigt. Damals hast du gewonnen, Valentin. Im Gegensatz zu "Let's Dance". (lacht) Jedenfalls haben Valentin und seine Eltern mich auf die Anzeige hin angerufen und mich nach Deutschland zum Probetraining eingeladen.

Valentin: Die Antwort war: "Ja, ich mache nur noch eben die Schule zu Ende." Gefühlt war sie nach einer Woche hier.

Renata: Ich stand kurz vor meinem Schulabschluss, danach bin ich mit zwei Koffern zum Probetraining gereist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es klappt und dass ich bleibe. So ist es auch gewesen.

Was passiert im Hause Lusin, wenn die neuen Promi-Kandidaten für "Let’s Dance" bekannt gegeben werden?

Valentin: Dann wird erst einmal eine große Leinwand aufgehängt und wie bei "Criminal Intent" werden Fotos und Zettel angepinnt. (lacht) Renata ist da sehr akribisch. Ich lasse es auf mich zukommen, aber Renata weiß schon vorher von jedem die Größe, die Konfektion, alles ...

Ihr habt die Größe angesprochen. In dieser Staffel ist auch der kleinwüchsige Para-Athlet Mathias Mester dabei. Er ist 1,42 groß. Worin besteht die Herausforderung für ihn und seine Tanzpartnerin?

Renata: Bisher habe ich noch überhaupt keine Ahnung, wie das gehen kann. Ich bin wirklich sehr gespannt, wer mit ihm tanzt. Es ist wirklich eine große Herausforderung...

Sieht man als Profitänzer eigentlich auf den ersten Blick, ob in einem Promi Potenzial steckt oder braucht es dafür mehrere Trainingseinheiten?

Renata: Wir sehen das relativ schnell, wir brauchen vielleicht fünf Minuten. Das allerwichtigste ist Taktgefühl. Dann natürlich die Körperhaltung. Und wie schnell er oder sie lernt.

Valentin: Der Zeitdruck ist schließlich enorm.

Renata: Wenn jemand sportlich ist, hilft das natürlich auch. Außer vielleicht bei Ailton. (lacht)

Valentin: Es gibt nur sehr wenige Menschen, die gar kein Talent haben. Häufig ist es so, dass man in einer Sache ganz gut ist und in der anderen mehr Probleme hat.

Es gibt einen bekannten österreichischen Tennistrainer namens Günter Bresnik. Der hat mal gesagt, Talent sei völlig unbedeutend, es gehe nur um harte Arbeit. Würdet ihr ihm hinsichtlich des Tanzens Recht geben?

Valentin: Hinsichtlich Leistungssport hat er recht. Bei einem Format wie "Let's Dance", wo extrem wenig Zeit bleibt, ist schon wichtig, wieviel Gefühl der Promi fürs Tanzen hat. Wir freuen uns zum Beispiel, wenn der Promi hört "Da ist die 1" oder wenn er im Grundbeat der Musik mitwippen kann. Es gibt Menschen, die extrem unmusikalisch sind. Das stellt uns dann vor große Herausforderungen.

Renata: Im Tanzsport ist es für mich 70 Prozent Arbeit und 30 Prozent Talent. Bei "Let's Dance" ist es eher 50:50. Man hat für jeden Tanz nur vier Tage Zeit und fängt jedes Mal bei null an.

Wie viele Stunden trainiert ihr am Tag?

Renata: Ich trainiere sehr, sehr viel mit meinem Promi-Tanzpartner. In den finalen Wochen der vergangenen Staffel habe ich mit Rúrik zehn, manchmal zwölf Stunden täglich trainiert. Am Anfang haben wir noch Fitnesstraining danach gemacht, aber damit war nach drei Wochen Schluss, weil er so fertig war. (lacht)

Valentin: Wir fangen alle mit acht Stunden am Tag an, mit Pausen natürlich.

Ihr wart im vergangenen Jahr beide im Finale. Gibt es da auch innerhalb der Familie eine große Konkurrenz oder unterstützt ihr euch und am Ende heißt es: Hauptsache, einer von uns gewinnt?

Valentin: Wir sind eine Familie, ein Team. In der letzten Staffel, als wir beide Top-Talente an unserer Seite hatten, die von Anfang an als Favoriten galten, haben wir unseren Promis versprochen, dass wir alles reinhängen und uns ganz auf sie konzentrieren. Trotzdem haben wir uns gegenseitig unterstützt. Aber am Ende hat jeder sein Bestes für den Promi getan und es war ein richtiger Fight.

Renata: In den letzten Wochen hatten wir auch gar keine Zeit mehr, uns zu helfen, weil wir so beschäftigt waren. Pro Sendung mussten wir zwei, drei Choreos einstudieren. Nachdem man so viel investiert hat, will jeder sein Bestes geben und gewinnen. Das war nicht der Zeitpunkt für Sätze wie "Schatz, ich würde dir das auch gönnen." Die sind in den letzten drei Wochen nicht mehr gefallen.

Valentin: Von deiner Seite nicht. (lacht) Wir kommen natürlich aus dem Leistungssport und haben eine gewisse Siegermentalität. Das ist auch gegenüber den anderen Profis so. Wir verstehen uns alle sehr gut und helfen uns auch, denn die gemeinsame Sache eint. Aber natürlich will da keiner einen Rückzieher machen. Wir kennen uns alle aus der Tanzsportszene und jetzt geht der Wettkampf bei "Let's Dance" weiter. Für uns war es natürlich toll, beide im Finale zu sein. Als klar war, dass wir auch beide in den Top 2 waren, war es mir relativ egal, ob es jetzt Renata macht oder ich.

Renata: Mir leider nicht. (lacht)

Die Choreografien bei "Let’s Dance" sind immer sehr beeindruckend. Wo kommen die ganzen Ideen her?

Renata: Wir bekommen am Freitag nur die Musik und alles andere kommt von uns. Wir haben aber die Möglichkeit, uns mit den Coaches, die die Show-Openings choreographieren, zu beraten. Auch die Ideen zu den Kostümen und zur Inszenierung kommen von uns. Und natürlich die Schritte.

Ihr geht immer sehr professionell mit den Jury-Urteilen um. Ärgert man sich trotzdem manchmal über die ein oder andere Bewertung?

Renata: Wir sind so abgehärtet von den Turnieren. (lacht) Das prallt an uns sowas von ab.

Valentin: Wir verstehen das ja auch ganz anders als die Promis. Wenn Joachim Llambi uns etwas zur Ausführung gewisser Schritte sagt, dann wissen wir, was er meint. Dann denkt man sich: "Okay, du hast zwar recht, aber aus Zeitgründen habe ich das mit dem Promi nicht so intensiv trainiert." Das weiß er ja auch. Der Herr Llambi ist ein ganz, ganz Lieber und ganz, ganz Netter, der natürlich seine starke Meinung hat. Wir finden es eigentlich ganz gut, wenn da auch mal getriezt wird. Wir haben zuletzt beide mit guten Leuten getanzt und wenn da mal ein schlechteres Jury-Urteil kommt, dann merkst du, dass sie nochmal anders ans Training rangehen.

Renata: Und ich muss sagen, ich war bis jetzt eigentlich immer einverstanden mit den Bewertungen.

Ihr habt im vergangenen Jahr mit dem WM-Titel eure sportliche Karriere beendet? Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

Renata: Wir sind mit "Let's Dance" fast ein halbes Jahr beschäftigt, wenn man auch noch die Tour dazu nimmt. Wir hatten schon in den letzten drei Jahren wenig Zeit für Turniersport. Wir haben das jetzt 25 Jahre gemacht. Mit dem WM-Titel und auch in unserem Alter war es der richtige Zeitpunkt, aufzuhören. Ein Mega-Abschluss. Wir unterrichten viel, haben auch beide eine Wertungsrichter-Lizenz. Wir möchten noch lange "Let's Dance" machen. Unser Traum ist es, irgendwann eine eigene Tanzschule aufzumachen. Und natürlich, eine Familie zu gründen.

TV-TIPP:

  • "Let's Dance": 15. Staffel ab 18. Februar bei RTL

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