Porträt im Ersten

"Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien": mit Kraft und Humor

20.07.2022, 08.26 Uhr
von Wilfried Geldner

Mit nur 49 Jahren verstarb Christoph Schlingensief 2010. Seine Cutterin Bettina Böhler setzt ihm mit einem preisgekrönten Porträt, das nun in der ARD zu sehen ist, ein Denkmal.

ARD
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien
Dokumentation • 20.07.2022 • 22:50 Uhr

Aus einem vier Jahrzehnte umfassenden Archivmaterial setzte Christoph Schlingensiefs zeitweilige Cutterin Bettina Böhler zehn Jahre nach dem frühen Tod des 2010 mit 49 Jahren verstorbenen Künstlers ihr Porträt in einer glänzenden Montage zusammen. Schlingensief kommentiert den Film, der unter anderem den Bayerischen Filmpreis 2020 gewann, posthum.

Wie sehr Schlingensiefs provokante Filme und Aktionen heute fehlen, wird einem beim Betrachten dieses filmischen Denkmals bewusst. Kompromisslos, jedoch mit dem Gespür für zweckdienliche Provokation, ging der Regisseur auf Missstände los – insofern ist der Subtitel "In das Schweigen hineinschreien" mehr als berechtigt. Mit seinen anderen "Heimatfilmen" rebellierte er gegen die Heimat Deutschland und zugleich gegen das Kleinbürgerliche in sich selbst. Am Ende inszenierte er Wagners "Parsifal" in Bayreuth und durfte den deutschen Pavillon auf der Biennale 2011 in Venedig gestalten, wofür er posthum den Goldenen Löwen bekam.

Die Jury des Bayerischen Filmpreises 2020 urteilte über Bettina Böhler: "Ihr geschickt montierter Film aus schier unerschöpflichen Archivquellen, inklusive vieler privater Aufnahmen aus Schlingensiefs Kindertagen und aus seinen Werken, verleihen dem Film 'Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien' eine Kraft, die uns die Ausnahmeerscheinung dieses Theater- und Filmkünstlers schonungslos offenbart." Böhler habe Schlingesiefs Beschäftigung mit Themen wie Rassismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus überzeugend herausdestilliert, ebenso wie seinen überwältigenden Humor.

Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien – Mi. 20.07. – ARD: 22.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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