Filmkritik

"Tatort: Saras Geständnis" – Johanna Wokalek ist eine Klasse für sich

13.02.2022, 08.37 Uhr
von Eric Leimann

Kaum aus der Haft entlassen, wird die geheimnisvolle Sara schon wieder des Mordes verdächtigt. Das Einschalten lohnt sich beim neuen Schwarzwald-"Tatort" schon allein wegen Johanna Wokalek.

ARD
Tatort: Saras Geständnis
Kriminalfilm • 13.02.2022 • 20:15 Uhr

Endlich mal wieder Winter im Schwarzwald. In ihrem achten "Tatort"-Fall stapfen die Ermittelnden Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) durch den Schnee, reiben sich in einem angenehm verzwickten Fall die ausgekühlten Hände und bestreiten sogar eine kleine Verfolgungsjagd auf Glatteis – zu Fuß. Auch das ist mal ne nette Idee für einen der wenigen "Tatort"-Standorte, die solche Szenen ob des Klimawandels noch hergeben. Dennoch ist der "Tatort: Saras Geständnis" kein Natur-und-Mensch-Film wie das tolle Debüt "Goldbach", welches Tobler und Berg 2017 mit einer Story rund um in die Wälder geflohene Städter und ihre Kinder einführte.

Der neue Fall erzählt von der einst wilden Verlegertochter Sara Manzer (Johanna Wokalek), die ihren Vater im Suff getötet haben soll. Vier Jahre später wird sie aus der Haft entlassen und zieht bei ihrer fürsorglichen Freundin Marlene (Sophie Lutz) ein. Zum Auftakt in Saras neues Leben organisiert Marlene eine Party, an der auch Saras Ex-Mann Derek (Michael Klammer), die gemeinsame Tochter Evi (Samirah Breuer), Dereks neue Lebensgefährtin sowie Knastfreundin Ines (Annette Strasser) und deren Mann teilnehmen.

Dummerweise holt Sara ihr altes Leben schnell wieder ein. Kaum aus dem Gefängnis entlassen wird sie des Mordes an einem frühpensionierten Polizisten verdächtigt. Der stocherte in alten mysteriösen Fällen herum – von John F. Kennedy bis Sara Manzer. Der Privatermittler hatte Sara in seiner Todesnacht immer wieder angerufen.

Klassische Krimiszenen machen Spaß

Die Verdächtige, die sich vom wilden Partygirl mit Alkoholproblem zur zurückhaltenden, ja fast spröden Frau entwickelt hat, bestreitet, den Toten gekannt zu haben. Und noch ein Geheimnis schwebt im Hintergrund: Saras Vater könnte anders gestorben sein, als es das Gericht nach dem Geständnis der Tochter damals feststellte. Werden Tobler und Berg das Geheimnis um die geheimnisvolle Sara lösen können?

"Saras Geständnis" lebt von einem lange in der Schwebe gehaltenen "Whodunit"-Plot, der gleich zwei Todesfälle umkreist. Zwar sind die Dialoge von Autorin Astrid Ströher, die 2016 als Co-Autorin des bemerkenswerten Pflegeheim-Krimis "Polizeiruf 110: Nachtdienst" mit Matthias Brandt auffiel, nicht besonders kunstfertig, dafür aber äußerst präzise gesetzt. Weil auch die Schauspieler bis in kleinste Nebenrollen eine starke Leistung abliefern, machen im "Tatort: Saras Geständnis" klassische Krimiszenen mit Verhören oder über den Fall grübelnde Ermittelnde sehr viel mehr Spaß, als man es von vergleichbaren Szenen in Krimi-Durchschnittsware gewohnt ist.

Johanna Wokalek, zuletzt 2018 für die tolle ZDF-Literaturverfilmung "Landgericht – Geschichte einer Familie" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, würde allein schon das Einschalten dieses Krimis rechtfertigen. Das subtile Spiel der 46-Jährigen, übrigens eine gebürtige Freiburgerin, ist eine Klasse für sich. Drehbuch, Regie oder Filmmusik (gut: Manu Kurz) müssen keine zusätzlichen Geheimnisse in diese rätselhafte Figur hineindramatisieren. Wokaleks Sara fände man wohl auch ganz ohne Krimi-Story ziemlich interessant.

Auf einer Meta-Ebene stellt der leise, aber gute "Tatort" die Frage, wie Biografien und Charaktere durch juristische Schuldsprüche und Strafvollzug verändert werden und inwieweit es die Aufgabe der Polizei ist, auch in diesem Fall für Gerechtigkeit zu sorgen. Selbst dann, wenn es keine Täter mehr zu überführen gibt.

Tatort: Saras Geständnis – So. 13.02. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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