"Tatort" aus Frankfurt: Wer war die mysteriöse Darstellerin aus "Davos 1917"?
In der weihnachtlichen "Tatort"-Folge "Kontrollverlust" galt es, die Helikoptermutter eines erwachsenen Sohns zu überführen. Doch wer ist die Darstellerin Jeanette Hain, die auch in der Historienserie "Davos 1917" zu sehen ist und die einen Hang zu doppelbödigen Rollen zu haben scheint?
Kurz vor Weihnachten erwartete Fans des Frankfurter "Tatorts" eine faustdicke Überraschung: Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) hören auf. Ihr letzter Fall ist bereits abgedreht und wird 2024 im Ersten zu sehen sein. Doch wer folgt ihnen nach – und wie kommt es, dass ausgerechnet parallel zur schweizerisch-deutschen Eventserie "Davos 1917" deren Co-Hauptdarstellerin Jeanette Hain auch im "Tatort: Kontrollverlust" die Episoden-Hauptrolle spielt? Wer ist die Frau, deren Gesicht man sehr häufig in doppelbödigen Rollen sieht?
Worum es im "Tatort: Kontrollverlust" ging
Die bildende Künstlerin Anette Baer (Jeanette Hain) lebt mit ihrem 20-jährigen Sohn Lucas (Bela Gábor Lenz) unter einem Dach. Der Sohn, ein ambitionierter Zeichner, kehrte eines Nachts blutverschmiert von der talentierten Gamerin Cara (Viktoria Schreiber) zurück, mit der er zuletzt viel Zeit verbracht hatte. Sie sei tot, sagte er der Mutter – aber er sei nicht der Täter!
Am nächsten Morgen fanden Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) die junge Frau tatsächlich ermordet vor. Und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Ermittlungen zu Lucas führten, der vom schwurblerischen Hausmeister (Franz Pätzold) als häufiger Gast wahrgenommen wurde. Während die Polizei dem jungen Verdächtigen immer näher kam, versuchte dessen Mutter, Spuren zu verwischen und falsche Fährten zu legen.
Regisseurin und Drehbuchautorin Elke Hauck (ebenfalls Drehbuch: Sven S. Poser) stellt eine toxische Mutter-Sohn-Beziehung in den Mittelpunkt dieses Falles. Der "Tatort: Kontrollverlust" ist die Geschichte einer scheinbar coolen Frau, die das Leben ihres mittlerweile erwachsenen Sohnes weiter kontrollieren möchte. Dabei schreckt sie auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurück.
Dazu passt die im Krimi enthüllte Nachricht, dass Lucas aus einer Samenspende stamme. Ein wirklich schönes Sinnbild sind die Homunkulus-Figuren, an denen die Künstlerin und Mutter im Film arbeitet. Ebenso, wie sie ihre Figuren kontrolliert, soll auch der Sohn aus Mutters Händen weiter "geformt" werden.
Wer war die Mutter?
Wer in den letzten 25 Jahren deutsche Filmproduktionen und vor allem Krimis verfolgte, dürfte das Gesicht Jeanette Hains bekannt vorkommen. Im Weihnachtsprogramm des Ersten ist die 54-Jährige besonders präsent, weil sie in der schweizerisch-deutschen Eventserie "Davos 1917" die mysteriöse Gräfin spielt, Spionage-Mentorin der jungen Hauptfigur Johanna (Dominique Devenport). Hier wie da ist Jeanette Hain in ihrer Paraderolle als deutsche Femme fatale schlechthin zu sehen. Ihre Frauenfiguren faszinieren – aber ihnen ist nicht zu trauen!
Arzttochter Jeanette Hain wurde 1969 in München geboren, wollte eigentlich Regie studieren, wurde dann aber auf der Straße als Schauspielerin entdeckt. Bekannt wurde sie als Ich-Erzählerin im Film "Frau Rettich, die Czerni und ich" (1998). Seitdem hat man die Mutter zweier Kinder aus zwei Beziehungen – neben vielen anderen Rollen – oft als Verdächtige oder Mörderin in Krimis gesehen. Der Grund? Kaum eine deutsche Schauspielerin ihrer Generation besitzt eine vergleichbar "undurchsichtige" Aura. Auch in Til Schweigers Kinoblockbuster "Honig im Kopf" war Hain mit von der Partie: als untreue Ehefrau der Schweiger-Figur!
Wer sorgte für die Kunst im Atelier?
Als Homunculus (lateinisch für "Menschlein") bezeichnet man einen künstlich geschaffenen, kleinen Menschen. Die Figuren, an denen Künstlerin Anette Baer im "Tatort" arbeitet, sind echte Kunstwerke der Frankfurter Künstlerin Birgit Brinkmann. Regisseurin Elke Hauck stieß auf sie und fragte nach einer Zusammenarbeit für den "Tatort". Schließlich sind die Werke, an denen die Künstlerin im Film arbeitet, häufig während Dialogszenen in Nahaufnahme oder im Hintergrund zu sehen.
Da wäre es komisch gewesen, wenn der Kunst im Film Wirkung und Niveau gefehlt hätte. Ein Knackpunkt war allerdings, dass in einer späten Szene des Krimis viele Werke zerstört werden. Doch auch das hatten "Tatort"-Produzenten und Künstlerin in ihrem Deal eingepreist. Nicht geplant war jedoch, dass die Kunst Brinkmanns beim Transport zum Drehort beschädigt wurde und dann vor Ort repariert werden mussten. Die (später zu zerstörenden) Kunstwerke wurden gerade rechtzeitig zum ersten Drehtag fertig!
Wie geht es beim Frankfurter "Tatort" weiter?
Kurz vor Weihnachten 2023 beendeten Margarita Broich und Wolfram Koch ihren letzten Dreh als Frankfurter "Tatort"-Kommissare. Da fiel die letzte Klappe für den Fall "Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh'n". Irgendwann 2024 soll er zu sehen sein. Dann ist nach gut zehn Jahren und 19 Fällen Schluss für das sympathische Hessen-Duo, bestehend aus zwei hochrenommierten Theater-Darstellern, die sich danach wieder mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen.
Von Janneke und Brix bleibt ein stets freundlicher und oft von sanfter Ironie unterfütterter Ton sowie eine ganze Reihe starker Fälle, sofern man der für Experimente offenen "Tatort"-Redaktion des Hessischen Rundfunks folgen mochte. Wer in Zukunft in Frankfurt und Umgebung für den "Tatort" ermitteln soll, wird Anfang 2024 bekannt gegeben.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH