TV-Interview

Virologin im ZDF-Moma über Omikron: "Das lässt sich nicht mehr aufhalten"

Aktuell sinken in Deutschland die Infektionszahlen, doch Entspannung ist nicht angesagt. Die höchst ansteckende Omikron-Variante wird sich wahrscheinlich auch bald bei uns ausbreiten.

Beim Blick auf das Infektionsgeschehen in Deutschland verspüren viele Menschen dieser Tag ein Stück Hoffnung: Seit Tagen scheinen die Corona-Fälle nun schon zu sinken. Ist die vierte Welle also endlich gebrochen? Diese Frage diskutierte die Moderatorin Harriet von Waldenfels am Donnerstag im "ZDF-Morgenmagazin" mit der Virologin Ulrike Protzer.

"Ich glaube, das ist zu früh, das zu sagen", dämpfte Protzer gleich zu Beginn die Erwartungen. "Wir haben eine sehr vernünftige Bevölkerung in Deutschland: Sobald es kritisch wird, reagieren die Menschen, helfen mit, das Ganze einzudämmen, aber wir haben die Weihnachtsfeiertage vor der Nase. Es werden sehr viele Menschen reisen."

Weltweit sei zudem die neue "Omikron-Variante unterwegs, die doch nochmal deutlich anspruchsvoller zu kontrollieren wird als die Delta-Variante, die wir im Moment haben". Bislang breitet sich Omikron vor allem in Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden aus, die historisch bedingt enge Kontakte ins südliche Afrika haben: "Aber dadurch, dass sich diese Variante inzwischen in Großbritannien, in Schottland, in Dänemark, in den Niederlanden einfach ausbreitet, ohne dass es Ansteckungen direkt von Reiserückkehrern sind, muss man sagen: Das wird auch zu uns kommen, das lässt sich gar nicht mehr aufhalten", erklärte die Virologin.

Bisher hätten sich neue Varianten in Deutschland immer in demselben Maße wie in Großbritannien ausgebreitet, fuhr die Leiterin des Instituts für Virologie an der TU München fort. So werde es wohl auch bei Omikron sein: "Ich sehe keinen Grund, warum das Virus sich bei uns langsamer ausbreiten sollte. Das ist ein hoch, ich würde sogar sagen ein höchst ansteckendes Virus, und unser Immunsystem schützt uns schlechter, und zwar sowohl nach durchgemachter Infektion als auch nach Impfung, gerade wenn diese Impfung schon fünf bis sechs Monate her ist."

Dennoch ermutigt Protzer weiter zum Impfen: "Eine hohe Booster-Rate ist wichtig, um die Infektionen zu bremsen. Wir können damit den Schutz von 50, 60 Prozent, je nachdem, wann man geimpft wurde, auf 75 Prozent wieder hochschrauben." Wichtig sei aber auch, sich überhaupt mal impfen zu lassen, so Protzer weiter. Diejenigen, die gar nicht geimpft seien, hätten nicht nur ein hohes Risiko, sich anzustecken, sondern auch ein hohes Risiko, krank zu werden. "Und der Schutz vor Krankheit, der scheint zumindest bei der Omikron-Variante weiterhin durch die Impfung ganz gut zu funktionieren."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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