Darsteller im Interview

Bruno Alexander spielt Boris Becker: Sein Trainer war "komplett verzweifelt"

16.12.2021, 09.17 Uhr
von Christopher Schmitt

Der junge Schauspieler Bruno Alexander stellt sich im Sportler-Drama "Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon" einer besonderen Herausforderung: Er schlüpft in die Rolle des jungen Boris Becker – Legende und Hitzkopf.

Im stets auf Etikette bedachten "Weißen Sport" war dieser Hitzkopf in jeder Hinsicht eine Ausnahme-Erscheinung: Boris Becker machte Tennis in Deutschland populär und krönte sich 1985 mit nur 17 Jahren zum jüngsten Wimbledon-Gewinner aller Zeiten. Das Sportler-Drama "Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon" (Donnerstag, 16. Dezember, 20.15 Uhr, RTL) zeigt seinen Weg an die Spitze und zeichnet den jungen Becker als stur und verbissen. Dargestellt wird der Youngster von Jungschauspieler Bruno Alexander ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"), der die Rolle im Vorfeld als "Bürde und Herausforderung zugleich" beschrieb. Im Interview spricht der 22-Jährige Hamburger über verzweifelte Tennis-Lehrer, Rebellentum in der Schauspielbranche und geschmackvolle Cowboy-Stiefel aus den 80-ern.

prisma: War es schwieriger, den Menschen oder den Tennisspieler Becker darzustellen?

Bruno Alexander: Es war beides eine Herausforderung. Was die sportliche Herausforderung betrifft: Ich konnte vorher nicht wirklich gut Tennis spielen, auch wenn ich in meiner Jugend schon mal einen Schläger in der Hand hatte. Dann habe ich drei, vier Monate jeden Tag Tennis- und Krafttraining gemacht und meine Ernährung komplett umgestellt. Das war natürlich eine extrem herausfordernde Zeit, hat aber auch Spaß gemacht.

prisma: Musste der Tennis-Trainer viel Geduld mitbringen?

Alexander: In der ersten Tennisstunde haben wir ein paar Bälle geschlagen, damit er einen Eindruck bekommt. Im Nachhinein, als ich dann besser war und wir offen reden konnten, hat er mir erzählt: In der ersten Tennisstunde war er komplett verzweifelt und wusste nicht, wie er das schaffen sollte. Aber es hat alles geklappt.

prisma: Wie stand es um Ihre Fitness?

Alexander: Ich habe auf Alkohol verzichtet und aufgehört zu rauchen. Ich war noch nie in meinem Leben so fit wie in dieser Zeit, und das hat sich dann auch auf dem Tennisplatz bewährt. Klar ist die Fitness nicht ansatzweise so gut wie bei Boris Becker damals, aber man spürt die Energie und den Willen, zu gewinnen. Das war dem Regisseur und mir selbst auch am wichtigsten.

prisma: Tennis-Stunden alleine reichen nicht, um einen Spitzensportler darzustellen.

Alexander: Die Produzenten meinten im Vorfeld: "Boah, der ist schon dünn." Das hieß, ich musste nicht nur viel trainieren, sondern auch viel essen. Als jemand, der nicht gerne frühstückt, musste mir dann morgens ein Kilo Porridge reinziehen. 4.000 Kalorien am Tag musste ich zu mir nehmen, das war schon krass. Aber ich habe es durchgezogen und zehn Kilogramm an Muskelmasse zugelegt.

prisma: Sind Sie denn Tennis-Fan?

Alexander: Jetzt schon, die Rolle hat mich zum Tennis-Fan gemacht. Ich verfolge auf jeden Fall die wichtigen Matches, beispielsweise von Alexander Zverev. Nun verstehe ich auch, was bei diesem Sport wirklich abgeht. Vorher war es einfach nur: "Da spielen zwei Leute einen Ball über das Netz."

prisma: Wie würden Sie den Spielstil von Boris Becker beschreiben?

Alexander: Sehr aktiv, auf eine Art kompromisslos und auf jeden Fall einzigartig. Nach dem Aufschlag direkt ans Netz! Außerdem war er stabil auf dem Boden. Becker wurde ja teilweise auch als Panzer beschrieben, der über den Platz rollt.

prisma: Wird der Sportler Becker angemessen gewürdigt?

Alexander: Boris Becker wurde in den letzten Jahren nicht wirklich gewürdigt, vor allem nicht von der Presse. Ich finde es auch schade, dass die sich so auf sein Privatleben stürzt. Er hat in Deutschland Erfolge erzielt wie bislang kein anderer Tennisspieler. Deshalb finde ich es richtig, dass dieser Film noch mal an seine Leistungen erinnert. Die Leute vergessen immer, dass er gerade mal 17 Jahre alt war, als er vom ein auf den anderen Tag weltberühmt wurde. Das macht natürlich was mit einem Menschen.

prisma: Beckers Privatleben ist nach wie vor Thema.

Alexander: Natürlich ist es für Fans immer interessant, was sich hinter der Fassade des Menschen verbirgt. Die Leute wollen sehen, dass dieser Star auch einfach nur ein Mensch ist, der auch private Probleme hat. Manche Leute sind auch einfach etwas sensationsgeil und fühlen sich besser dadurch. Was ich in dem Zusammenhang oft höre: "Wer mit der Presse hochfährt im Fahrstuhl, fährt auch wieder mit ihr runter." Das war bei Boris Becker auf jeden Fall so.

prisma: Finden Sie den Umgang mit ihm unfair?

Alexander: Wenn er positive Dinge macht, wird das nicht so beleuchtet. Ich kann schon verstehen, warum er jetzt in London lebt. Persönlich fände ich es auch nicht cool, wenn die Leute mich "unser Bruno" nennen würden. Deutschland war da schon sehr einnehmend und sicher nicht immer gut zu ihm.

prisma: Früher war Boris Becker ein großes Idol.

Alexander: Viele junge Leute wollten spielen wie er, und es war ein Ding, beim Aufschlag im Tennisclub die Zunge rauszustrecken. Den jungen Menschen von heute ist Boris Becker eher nicht mehr so ein Begriff. Die Welt hat sich dahingehend verändert, dass sie schnelllebiger geworden ist. Ich kenne nicht viele Leute in meinem Alter, die ein klares Idol haben.

prisma: Ist die Zeit der großen Idole vorbei?

Alexander: Ich beobachte, dass es diese Einzel-Idole nicht mehr so gibt wie damals. Es gibt heute einfach so viele Künstlerinnen und Künstler mit denen man sich identifizieren könnte. Die meisten Dinge sind heutzutage ein Trend, und dann kommt eben der nächste Trend. Stars geben auf Social Media auch sehr viel von sich preis, was dazu führen könnte, dass nicht mehr dieses Geheimnisvolle eines Menschen mitschwingt.

prisma: Was zeichnet Boris Becker als Menschen aus?

Alexander: Ich kenne ihn leider nicht persönlich, aber was ich beeindruckend am Menschen Boris Becker finde und warum ich großen Respekt vor ihm habe: Er hatte dieses eine Ziel, das er verfolgt und erreicht hat – die Nummer eins zu werden. Becker hat dem alles andere untergeordnet. So erreicht man seine Ziele.

prisma: Sind Sie auch ein ehrgeiziger Mensch?

Alexander: Ja, ich kann das nachvollziehen. Auch ich habe Ziele in meinem Leben, auch wenn die nicht so konkret sind. Mein Ziel ist, einfach weiterzumachen mit dem, was ich gerne mache. Momentan ist das einfach, Filme auf hohem Niveau zu machen – vor und hinter der Kamera. Dabei möchte ich immer besser werden.

prisma: Inwiefern besteht die Gefahr der Verbissenheit?

Alexander: Mein Charakter ist nicht so, dass ich mich in etwas so reinbeiße wie Boris Becker und dann emotional werde, wenn ich das Ziel nicht erreiche. Ich bin da zwar konsequent, aber realistisch. Und wenn etwas auf dem Weg schiefgeht, probiere ich es halt noch mal. Außerdem habe ich ein Umfeld, welches mich immer wieder auf den Boden holt.

prisma: Sind Sie ein guter Verlierer?

Alexander: Wenn auf dem Schulhof Fußball gespielt wurde, war mein Bruder immer im anderen Team. Ich war schon emotional, wenn ich dann gegen sein Team verloren habe. Da war das Konkurrenzdenken immer vorhanden, aber auch der Ansporn. Aus allem hat man einen kleinen Wettkampf gemacht. Es hat mich auf jeden Fall geprägt, dass ich immer zeigen wollte: "Ich kann das auch."

prisma: Ist zu wenig Platz für Rebellen im Sport?

Alexander: Im Tennis ist grundsätzlich zu beobachten, dass die Leute anders drauf sind als in anderen Sportarten, vor allem in Teamsportarten. Deswegen muss man im Tennis wohl sowas wie ein Rebell sein, schließlich muss man sich alleine gegen alle durchsetzen. Da muss man anders sein. Rebellion heißt ja auch, dass man nicht immer mit dem Schwarm mitschwimmt und sein eigenes Ding durchzieht.

prisma: Ist das denn auf die Schauspielbranche zu übertragen?

Alexander: Ja, total. Auch bei der Schauspielerei muss man eigene Merkmale mitbringen. Aber vor allem würde ich das auf die Arbeit hinter der Kamera beziehen. Ich habe dieses Jahr bei einer Serie für Christian Ulmen Regie geführt. Dieses Projekt durfte ich mit meinen Freunden machen, weil Ulmen uns rau und rebellisch fand. Ein Stil, den man eher nicht bei Leuten findet, die eine Hochschule besucht haben. Es gibt Leute, die dann sagen: "Das mag ich nicht, weil es anders ist." Aber meiner Meinung nach ist das genau der richtige Weg.

prisma: Hatten Sie in der Jugend eine rebellische Phase?

Alexander: Ja, ich hatte in der Jugend eine Phase, in der meine Eltern bestimmt Spaß mit mir hatten (lacht). Ich hatte schon immer viel Energie in mir und nach Wegen gesucht, wie ich diese Energie rauslasse. Ich habe nie gesagt, ich möchte rebellieren, aber als Jugendlicher Dinge gemacht, die meine Eltern nicht gut fanden. Vor allem haben mir Sachen Spaß gemacht, die verboten waren. Am Set hatte ich die Möglichkeit, die angesprochene Energie zu filtern. Da habe ich einfach einen Katalysator gefunden.

prisma: Konnten Sie sich als 22-Jähriger in diese Eighties-Ästhetik hineindenken?

Alexander: Ich kannte den Stil auch aus "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Auch die Musik, die Boris Becker damals gehört hat – unter anderem Bruce Springsteen und Tina Turner -, habe ich mir reingezogen. Klamotten machen auch immer etwas mit einem. Dazu die Autos, die ich gefahren habe ... Das war einfach ein anderes Gefühl.

prisma: Was gefällt Ihnen besonders an den 80-ern?

Alexander: Was ich immer geil finde, sind die Cowboy-Boots, die die Leute damals getragen haben. Ich finde es sehr schade, dass man teilweise schief angeguckt wird, wenn man damit rausgeht. Einmal war ich mit diesen Schuhen feiern, da fanden es die Leute auch cool. Ich trage die extrem gerne. Auch die Autos mit den Riesen-Lenkrädern haben echt viel Spaß gemacht, aber die waren sehr schwer zu fahren.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren