Film über Boris Becker

"Der Rebell": Rasanter Aufstieg eines Besessenen

16.12.2021, 08.07 Uhr
von Christopher Schmitt

Mit 17 krönt Boris Becker seinen rasanten Aufstieg mit dem Wimbledon-Sieg und ist plötzlich Weltstar. Der RTL-Film "Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon" widmet sich dieser frühen Phase seiner Laufbahn und der Beziehung zu Coach und Ziehvater Günther Bosch.

RTL
Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon
Drama • 16.12.2021 • 20:15 Uhr

Fokussierter Blick, Becker (Bruno Alexander) wirft den Ball in die Luft – und trifft ihn perfekt. Der Rest ist Tennis-Geschichte, deutsche Sport-Geschichte. Mit nur 17 Jahren gewinnt Boris Becker 1985 Wimbledon, als jüngster Spieler aller Zeiten. Der Aufstieg des jungen "Bobbele" ist der Aufstieg eines sturen Ausnahmetalents, das trotz jugendlicher Sperenzchen das große Ziel stets vor Augen hatte. Hannu Salonens Sportler-Drama "Der Rebell – Von Leimen bis Wimbledon" auf RTL begleitet den aufbrausenden Jugendlichen auf den Weg an die Spitze. Der Film, der auf Fred Sellins Becker-Biographie "Ich bin ein Spieler" beruht, legt den Schwerpunkt jedoch nicht auf Tennis, sondern die enge Beziehung zu Trainer und Ziehvater Günther Bosch, der im Film von Samuel Finzi trefflich verkörpert wird.

Im Moment des großen Erfolgs reißt Becker die Hände in die Lüfte, es folgen die ikonischen Trippel-Schritte. Schnitt, der Film springt neun Jahre zurück: Leimen in Baden-Württemberg. Ein bockiger rothaariger Junge feilt am Garagentor an einem Aufschlag, an dem spätere Weltklasse-Spieler verzweifeln sollten. Aber dem jungen Boris steht sein Jähzorn im Weg. "Zu schwerfällig, zu starrköpfig, hat sich nicht im Griff", lautet das Urteil eines Jugendtrainers.

Becker – Bosch – Tiriac: das magische Dreieck

Der Mann, der ihn bis zu seinen großen Triumphen begleiten sollte, sieht das ganz anders: Der rumänisch-deutsche Tennistrainer Günther Bosch schliff den Rohdiamanten auf dem Platz, übernahm in Beckers Leben aber auch eine väterliche Rolle. Das magische Dreieck des Erfolgs wird komplettiert durch den zielstrebigen Manager Ion Tiriac (Misel Maticevic).

Als Teenager wächst die Pokal-Sammlung, aber der Dickkopf unter dem Rotschopf bleibt. Die Disziplinierung des Leimeners wird zu Günther Boschs größter Aufgabe. Becker wird als durch und durch schlechter Verlierer gezeichnet, manchmal steht ihm die Verbissenheit im Weg. Im Spitzensport handelt es sich dabei allerdings um eine Eigenschaft, die oftmals starke von Weltklassesportlern trennt.

Doch der Weg zum Sieg auf dem Heiligen Rasen ist gepflastert mit Entbehrungen. Seine Eltern Elvira (Christina Große) und Karl-Heinz Becker (Thomas Huber) lassen Boris aus Leimen ziehen – und verdienen sich mit dem Teenager-Sohn eine goldene Nase. Auch die Jugendfreundin bleibt in Leimen zurück, mit ausgeschnittenen Boris-Bildchen im Kinderzimmer und schließlich gebrochenem Herzen.

Neuer Lifestyle erzeugt Spannungen

Becker ist hingegen plötzlich ein Weltstar – mit nur 17 Jahren. Leimen ist er längst entwachsen: Der Wunsch, die Jugend nachzuholen, trifft auf einen Haufen Geld, Schlag bei Frauen und eine verhängnisvolle Kooperation mit der "Bild". Er lebt in Monaco, jettet für prestigereiche Weltcups ebenso rund um die Welt wie für ertragreiche Show-Spiele und lacht sich die ältere Schönheit Fabienne (Jeanne Goursaud) an, die seine Konzentration auf den Sport erheblich beeinträchtigt. Coach "Günzi" gefällt sein neuer Lifestyle ganz und gar nicht. Querelen mit seinem Schützling sowie Meinungsverschiedenheiten mit Manager Ion sorgen für einen Bruch. Bis heute sprechen Becker und Bosch kein Wort miteinander.

Diese innige Beziehung und ihr trauriges Ende unterscheiden den Film – und Beckers Biographie – von vergleichbaren Sportler-Dramen. "Der Rebell – Von Leimen bis Wimbledon" ist nicht nur ein Film über Boris Becker, sondern auch über Günther Bosch. Es wird deutlich, wie viel der Tennis-Trainer, der einst selbst Profispieler war, für Beckers Erfolg opferte. Bosch sah seine eigene Familie kaum noch, was zählte, war das gemeinsame Ziel: die Nummer eins der Weltrangliste.

Freilich blieb den Autoren angesichts Beckers realer Geschichte nicht viel Freiraum, manche Dialoge fallen dennoch holzschnittartig aus. Möglicherweise wirkt "Der Rebell" auch deshalb wie ein ausgesprochen konventionelles Sportler-Drama. Punkten kann der Film dafür mit seiner Nostalgie, zu der auch echte Archivaufnahmen beitragen. Viel Mühe gab sich Regisseur Hannu Salonen auch mit dem Einfangen der Eighties, wenngleich sie hier besonders bunt dargestellt werden: die Klamotten, die Autos und in erster Linie der Soundtrack mit Hits von AC/DC, Billy Idol oder Bon Jovi.

Die Darsteller überzeugen

Auch der Cast in seinen optisch teils erstaunlich gut getroffenen Rollen weiß zu überzeugen. Bruno Alexander ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"), der monatelang auf dem Tennisplatz und im Kraftraum trainierte und die Rolle als "Herausforderung und Bürde zugleich" beschrieb, macht seine Sache ebenso gut wie Samuel Finzi als Becker-Trainer Günter Bosch und Misel Maticevic als fordernder Manager Ion Tiriac. Für Alexander war es im wahrsten Sinne des Wortes ein Kraftakt: Zehn Kilo Muskelmasse legte der 22-Jährige zu – ein Kilo Porridge zum Frühstück inklusive.

Eins steht fest: Nachdem Boris Becker meist nur noch aufgrund seines Privatlebens in den Medien auftaucht, wurde es Zeit für einen Film, der einen der größten Sportler dieses Landes würdigt.

Der Rebell – Von Leimen nach Wimbledon – Do. 16.12. – RTL: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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