Doku begleitet Evakuierungsteam in der Ukraine

"frontal-Dokumentation: White Angel – Das Ende von Marinka": Kriegsrealität, hautnah gefilmt

20.02.2024, 08.07 Uhr
von Maximilian Haase

Das Leid und die Zerstörung in der Ukraine ist groß. Wenn Menschen unter den Trümmern ihrer Häuser begraben werden, versucht das Evakuierungsteam sie zu retten. Der mitreißende Film wird erstmals im Free-TV gezeigt und begleitet ein Retterteam in der Frontstadt Marinka.

ZDF
frontal-Dokumentation: White Angel – Das Ende von Marinka
Dokumentation • 20.02.2024 • 20:15 Uhr

Die "Engel" zwischen den Gräultaten

Am 24. Februar jährt sich der Überfall Russlands auf die Ukraine zum zweiten Mal. Der Krieg tobt seit zwei Jahren – und hat seither vor allem über die Zivilbevölkerung unermessliches Leid gebracht. Angst, Verzweiflung und Tod sind insbesondere in der Ostukraine an der Tagesordnung. Doch inmitten der schier aussichtslosen Lage gibt es Momente der Hoffnung. Dann nämlich, wenn die Evakuierungsteams in den zerstörten und bedrohten Ortschaften Menschen retten; wenn sie Alte und Familien und Kinder in Sicherheit bringen; wenn sie Schwerverletzte aus den Trümmern befreien.

Welche Risiken die Freiwilligen mitten im Kriegsgebiet dabei auf sich nehmen, und mit welcher Dankbarkeit sie überschüttet werden, zeigt nun eine "Frontal"-Dokumentation im Zweiten. Der mitreißende Film "White Angel – Das Ende von Marinka", der im Oktober beim Leipziger Dok-Festival Premiere feierte und nun erstmals im Free-TV läuft, begleitet ein Retterteam in der Frontstadt Marinka bei seiner gefährlichen wie wichtigen Arbeit.

Hochdramatische Momente bei den Rettungsaktionen

Nach Putins Angriffsbefehl im Februar 2022 gehörte Marika in der Oblast Donezk zu jenen Orten, die den Schrecken des Krieges am meisten zu spüren bekamen. Es folgten Bomben, Kämpfe, Zerstörung, Leid, Tote. Die Dokumentation von Arndt Ginzel zeigt, wie sich der Polizist Vasyl Pipa und seine Leute immer und immer wieder in die Kleinstadt begeben, um die verbliebenen Menschen zu evakuieren – oft unter russischem Beschuss und in ständiger Bedrohung. Das eindrückliche Filmmaterial stützt sich vor allem auf die Aufnahmen des Teams selbst. Pipas Helmkamera lief bei den Einsätzen monatelang fast durchgehend mit und fing den lebensgefährlichen Alltag ebenso ein wie die im Film gezeigten hochdramatischen Momente bei den Rettungsaktionen. "Ich wollte so die begangenen Verbrechen dokumentieren", sagt Pipa, der in dem Film auch als Erzähler aus dem Off fungiert.

Weil die "Ego-Perpektive" das Geschehen hautnah einfängt und der Protagonist persönlich kommentiert, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer zu Zeugen des unermesslichen Kriegshorrors. Man sieht Tote, die abtransportiert werden; blutende Menschen am Boden; Großmütter, die ihr Haus nach Jahrzehnten für immer verlassen müssen; Familien, die ins Ungewisse fliehen.

Verlust der Heimat und der Liebsten

"Es scheint, als hätten Zerstörung und Explosionen alles im Boden versinken lassen", kommentiert Pipa den Untergang der Stadt und ihrer Bewohner, denen meist nur kurz Zeit bleibt, um ein wenig Hab und Gut zusammenzusammeln. Der Rest, oft die Überbleibsel ganzer gelebter Leben, muss zurückgelassen werden – wahrscheinlich für immer. "Die Häuser weinen, vergießen Tränen, menschengleich", drückt es der Polizist beinahe poetisch aus: "Was einst so lebendig war, verfällt vor deinen Augen zu leblosen Steinhaufen, stirbt langsam aus."

Der Leipziger Autor und Journalist Arndt Ginzel hat für seinen Film die Helm-Aufnahmen nicht nur ausgewertet und neu arrangiert. Er machte auch einige der Menschen ausfindig, die zwar als Ausgebombte, Vertriebene und Flüchtende zu sehen sind – hinter denen sich aber mannigfaltige Lebensgeschichten verbergen. In Interviews mit den Opfern des Krieges erzählt der unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis prämierte Autor diese Geschichten. Von Menschen, denen nichts als das Leben bleibt. Vom Schmerz über den Verlust der Heimat und der Liebsten. Aber auch von der Hoffnung – auf Rückkehr, auf ein friedliches Leben, umgeben von den alten Nachbarn.

Interviewt werden aber auch jene, denen die örtliche Bevölkerung den titelgebenden Namen gab. Die Retter der Evakuierungsteams "White Angels" lassen ihre Einsätze, ihre Motivation und ihre Gefühle Revue passieren. "Er opfert seine Interessen für andere auf", sagt Polizist Pipa an einer Stelle über einen Kollegen. Gäbe es mehr Menschen wie die "weißen Engel", ertappt man sich nach dem Film zu denken, wäre die Welt wohl eine bessere.

frontal-Dokumentation: White Angel – Das Ende von Marinka – Di. 20.02. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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