Regisseur Mark Monheim erzählt eine wunderbar bissige Coming-of-Age-Geschichte über ein Mädchen mit Selbstmord-Absichten.
Bitterböse Dialoge, in denen die Dinge beim Namen genannt werden, sind selten im deutschen Film. Immerhin scheint die ungeschönte Wahrheit auf dem Vormarsch zu sein. Gut so, denn solche Werke können manchmal auch sehr lustig sein. Eben nicht so überschaubar harmlos und politisch korrekt wie ein Großteil der Komödien aus den Fertigungsstätten der hiesigen Unterhaltungsindustrie. In seinem Regiedebüt "About a Girl", das im BR-Fernsehen nun noch einmal gezeigt wird, erzählt der Berliner Autor Mark Monheim die Geschichte eines Mädchens, das derart nachvollziehbar frustriert ist, dass es schon wieder lustig ist. Kein Wunder, dass der Film 2014 zu den Publikumslieblingen bei den Hofer Filmtagen gehörte.
Charleen (Jasna Fritzi Bauer) ist 16 und hat mal wieder schlechte Laune. Lebensfreude? Prinzipiell null. Gründe dafür gibt's genug: "Menstruation, Migräne, Magersucht, such dir was aus!" Irgendwie ist in Charleens Welt alles verdammt düster. Da passt es gut, dass sie ein Praktikum beim schrulligen Bestatter absolviert – zumal man da schon mal Probe liegen kann, im Sarg. Das Familienleben erträgt der geplagte Teenager gerade so. Ihre Mutter Sabine (Heike Makatsch) und deren Lover Volker (Simon Schwarz), der obendrein ihr Biolehrer ist, gehen ihr ziemlich auf die Nerven. Gerne ist Charleen dagegen bei ihrer Oma Emmi (Dorothea Walda), die immer einen Kakao und ein offenes Ohr für ihre einzelgängerische Enkelin hat.
Trotz dieses kleinen Ankers bleibt die Lebenslust im Keller. Weshalb Charleen eines Tages einen seriösen Selbstmordversuch unternimmt. Der geplante Suizid geht daneben. Was dazu führt, dass die Lebensmüde nun mit dem Gelächter und zahlreichen Ratschlägen ihrer Mitmenschen zu kämpfen hat. Außerdem muss sie zur Therapie. Dort begegnet sie ausgerechnet Linus (Sandro Lohmann), dem Loser der Klasse. Die beiden Außenseiter haben allerdings mehr gemeinsam als gedacht ...
Jasna Fritzi Bauer, die im echten Leben heute schon 29 ist, ist zweifellos die Sensation dieses feinfühligen Films. Weil sie den Part der rebellisch rotzigen Charleen mit Bravour erfüllt und einen Sarkasmus an den Tag legt, bei dem einem die Spucke weg respektive das Lachen im Halse stecken bleibt. Völlig zu Recht wurde sie für ihre eindrucksvolle Darstellung mit dem Bayerischen Filmpreis 2014 ausgezeichnet. Der Film "About a Girl" behandelt sein ernstes Thema trotzdem feinfühlig. Im richtigen Moment werden nachdenkliche Töne angeschlagen und gefährliche Klischees rund um Teenager- und Pubertätskrisen gekonnt umschifft.
Bemerkenswert an diesem Film sind, abgesehen von der coolen Musik und dem in Comic-Manier gestalteten Vorspann, auch Charleens originell visualisierte, morbide Gewaltfantasien, denen beispielsweise auch ihr leiblicher Vater zum Opfer fällt. "About a Girl" ist eine sehenswerte Abwechslung zum künstlerischen Brachland gefälliger Teen-Komödien, die normalerweise perfekt zu Popcorn und Cola passen sollen. Charleen wäre wohl eher für Wodka und Valium.