Stechend blaue Augen, rotblonde Haare - Wahlberliner Simon Schwarz erinnert an den jungen Boris Becker in dessen besseren Jahren. Wie beim Ex-Idol spricht aus Schwarz' Physiognomie jene sympathische Portion Unbekümmertheit, gepaart mit Draufgängertum, die dem Film so guttut. Ein unverbrauchtes, bodenständiges Gesicht neben all den stromlinienförmigen Schönlingen. Seit Mitte der Neunziger ist es mehr und mehr zu sehen. Gereifte Leinwandtypen wie Ben Becker und Jürgen Vogel oder der unkonventionell-spröde "Tatort"-Assistent Bernd-Michael Lade lassen grüßen.
Bezeichnender Weise ist es das österreichische Bauerndrama "Die Siebtelbauern" (1998), das Schwarz bekannt macht und ihm den Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsdarsteller einbringt. Regisseur war Stefan Ruzowitzky, der den seinerzeit 25-jährigen Nachwuchsschauspieler bereits für seinen Raver-Musik-Film "Tempo" (1996) über die jugendliche Subkultur verpflichtete. 1999 kam es erneut zur Zusammenarbeit zwischen Ruzowitzky und Schwarz für den umstrittenen Obduktionsschocker "Anatomie" mit Franka Potente. Dazwischen lag ein weiterer Heimatfilm: "Der Schandfleck" (1999) mit dem großen Charakter-Darsteller Hans Michael Rehberg
Der österreichische Regisseur Xaver Schwarzenberger - ein Freund origineller Bilder - gab ihm 1997 die Hauptrolle in dem missratenen Krimi "Das Siegel". Dankbarer waren da schon die schwarzhumorigen, österreichischen Krimis der "Trautmann"-Reihe, in der der junge Schwarz als Kriminalassistent Burschi Dolezal neben Hauptdarsteller Wolfgang Böck zu sehen ist. Die Episoden im einzelnen: "Wer heikel ist, bleibt übrig" (2000), "Nichts ist so fein gesponnen" (2001), "Das letzte Hemd hat keine Taschen" (2002), "Das Spiel ist aus" (2003), "Schwergewicht", "Alles beim Alten", "71 Tage" (alle 2004), "Bumerang" (2005), "Die Hanno-Herz-Story" (2006).
An der Seite des österreichischen Kabarettisten Josef Hader spielt Schwarz in der schwarzen Komödie "Komm, süßer Tod" (2000) einen der blutdurstigen Rettungssanitäter. Simon Schwarz nahm Schauspielunterricht an der Züricher Anne Woolliams Schule und besuchte die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Außerdem ist er tänzerisch ausgebildet. Er nahm Unterricht im Tanz Forum Wien sowie am Tanztheater Zürich und lernte auch im klassischen Ballett. Nach Engagements am Stadttheater Klagenfurt, am Stadttheater Luzern und am Joll Théatre Basel spielte er in Deutschland und in Österreich bislang in wenigen Jahren in einer Fülle von Kino- und Fernsehspielfilmproduktionen.
Weitere Filme mit Simon Schwarz: "Quintett komplett" (1998), "Wanted", "Untersuchung an Mädeln", "Die Nichte und der Tod" (alle 1999), "Die Fremde", "Tatort - Passion", "Liebesluder", "Der Sommer mit Boiler" (beide 2000), "Die Gottesanbeterin", "Zwölfeläuten", "Storno", "Oh Du Liebezeit" (alle 2001), "Die Katzenfrau", "Vollgas", "Ikarus", "Die Frauenversteher - Männer unter sich", "Ninas Geschichte" (alle 2002), "Adam und Eva" (2003), "Silentium" (2004), "Fremde Haut", "Crash Test Dummies", "Mutig in die neuen Zeiten" (alle 2005), "Schwere Jungs" (2006), "Lawine" (2007), "Räuber Kneißl", "Nordwand", "Tatort - Granit", "Der Knochenmann", "Mein Kampf" (alle 2008), "Nachtschicht - Blutige Stadt" (2009), "Tiger-Team - Der Berg der 1000 Drachen", "Der Kommissar und das Meer - Ein Leben ohne Lüge", "Die Mutprobe" (alle 2010), "Tatort - Ausgeklinkt", "Kottan ermittelt - Rien ne va plus","Weihnachtsengel küsst man nicht", "Meine Schwester" (alle 2011), "Wer's glaubt, wird selig", "Trau niemals deiner Frau" (beide 2012), "Der Kommissar und das Meer - Der Wolf im Schafspelz", "Dampfnudelblues. Ein Eberhoferkrimi", "Tatort - Freunde bis in den Tod" (alle 2013), "Hedi Schneider steckt fest" (2014).